Konkurrenz für Ärzte?

Felsentauben brillieren als Brustkrebs-Diagnostiker

Trainierte Tauben erreichen beim "Befunden" von Gewebeschnitten der Brust Trefferquoten, die manchen menschlichen Diagnostiker erblassen lassen.

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SACRAMENTO. Zur Gynäkologie unterhält die Taube eine eher lose Beziehung. Völlig aus der Luft gegriffen ist die Assoziation allerdings nicht, insofern der Vogel früheren Kulturen als Symbol der Fruchtbarkeit gegolten hat.

Der Schritt zur Diagnostik von Mammakarzinomen kommt dennoch etwas überraschend. Erstaunlicher noch als der Versuch, trainierte Tauben für das Erkennen gut- und bösartiger Tumoren der weiblichen Brust einzusetzen, sind die Erfolge, die sie dabei erzielten.

Forscher um Richard Levenson von der University of California in Sacramento haben die bekannte visuelle Leistungsfähigkeit von Felsentauben daraufhin getestet, ob sie zur Beurteilung histologischer Schnitte von Brustgewebe ausreicht.

15 Tage Training

15 Tage lang wurden acht Vögel trainiert; richtige Treffer wurden mit Körnerfutter belohnt. 144 histologische Schnitte kamen zu Einsatz, die Hälfte zeigte maligne Veränderungen. Am Ende des Trainings entschieden die Tauben zu 87 Prozent richtig.

Sie hatten sich die Bilder aber nicht nur einfach gemerkt, sie hatten gelernt zu befunden: Legte man ihnen neue Schnitte vor, beurteilten sie auch diese mit einer Trefferquote von 85 Prozent (PLoS ONE 2015; online 18. November).

Anschließend wurden ebenfalls acht Tauben auf Mammogramme angesetzt. Bei Mikroverkalkungen funktionierte die Sache ähnlich gut wie mit histologischen Schnitten.

Die Trefferquote betrug zwischen 70 und 85 Prozent. Machte sich der Tumor indes nur über die Gewebedichte bemerkbar, änderte sich die Situation. Es dauerte mehrere Wochen, bis die Tiere die Trainingsbilder richtig zuordnen konnten.

Und: Das Urteil über unbekannte Aufnahmen glich einem Zufallsmuster; ein Lerneffekt war hier auszuschließen. Allerdings haben auch menschliche Diagnostiker bei der Einordnung solcher Bilder Probleme.

Zehn Gramm Taubenhirn

Aus all dem zu folgern, für die Aufgaben eines Pathologen oder Radiologen genüge ein Gehirn nicht größer als das einer Taube, hieße freilich, alle Beteiligten zu unterschätzen.

Zwar trifft es zu, dass das Gehirn einer Taube nicht einmal zehn Gramm wiegt. Doch seine Neuronen sind dichter gepackt als bei Menschen. Das visuelle Gedächtnis von Tauben ist außerordentlich gut, sie können mehr als 1800 Bilder speichern.

Dazu können auch Werke berühmter Maler gehören: In früheren Versuchen konnten Tauben Gemälde von Monet und Picasso problemlos unterscheiden.

Levenson und seine Kollegen gehen jedoch nicht ernsthaft davon aus, dass weiße Kittel bald durch taubengraues Gefieder ersetzt werden.

Sie trauen den Tieren aber zu, bei der Evaluation neuer Bildtechniken verlässliche Informationen über die Qualität zu liefern - und das für eine Handvoll Körner. (rb)

Ein Film dazu gibt's auf Youtube: https://youtu.be/flzGjnJLyS0

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