Kongress für Kinder- und Jugendmedizin

Frühgeborene leben glücklicher, als es ihnen die Wissenschaft zutraut

Laut statistischer Betrachtung kommen Frühgeborene auch im späteren Leben eher zu kurz. Gleichwohl sind sie nicht unzufriedener als ihre termingeborenen Altersgenossen.

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Leipzig. Trotz deutlich schlechter Bildungs-, Einkommens- und Berufsperspektiven klagen Frühgeborene im späteren Leben insgesamt kaum über eine schlechtere Lebensqualität als Termingeborene.

Diese Botschaft vom Leipziger Kongress für Kinder- und Jugendmedizin mag für niedergelassene Ärzte durchaus überraschend anmuten, weil die 60.000 pro Jahr in Deutschland Frühgeborenen bei fast allen Lebensqualitätsparametern deutlich schlechter abschneiden als Kinder, die am vorausgesagten Termin geboren werden.

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Entsprechende Daten und Fakten präsentierte in Leipzig Professor Daniel Klotz von der Abteilung Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin des Uniklinikums Bielefeld.

Danach erreichen lediglich 14 Prozent aller Frühgeborenen einen Hochschulabschluss (Termingeborene: 25 Prozent), 69 Prozent einen mittleren Abschluss (Termingeborene: 66 Prozent) und 16 Prozent einen niedrigen Schulabschluss (Termingeborene: 8,0 Prozent). Dies führt dazu, dass nur die Hälfte aller Frühgeborenen ein eigenständiges Leben führen kann (Termingeborene: 61 Prozent).

Subjektiv im Lot

Hingegen bleiben 17,5 Prozent der Frühgeborenen im späteren Leben ohne Beschäftigung (Termingeborene: 12,7 Prozent) und 19 Prozent von ihnen werden zu Transfergeldempfängern (Termingeborene: 7,0 Prozent).

Datenauswertungen von 1,5 Millionen Frühgeborenen haben zudem ergeben, dass die mittlere Einkommensdifferenz beider Gruppen bei 6,0 Prozent liegt. Bei den Frühchen (Geburt 24. bis 27 Woche) fällt die Einkommensdifferenz im späteren Erwerbsleben sogar noch größer aus.

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Trotz all dieser ungünstigen Parameter scheint es um die Lebensqualität selbst extrem Frühgeborener nicht schlecht bestellt zu sein. Laut Klotz zeigt sich im Vergleich mit Termingeborenen

  • keine Differenz bezüglich der Lebensqualität,
  • kein Unterschied bei der Qualität von Freundschaften,
  • ein subjektiv gutes Wohlbefinden,
  • ein fast gleich hoher Grad optimistischer Erwartungen
  • und eine gute Resilienz und Anpassungsfähigkeit.

Eine Einschränkung gib es aber doch: Das Wohlbefinden Frühgeborener hängt sehr stark von den vorhandenen Komorbiditäten und der Ausprägung chronischer Krankheiten im weiteren Leben ab. Daher sollten Ärzte gerade bei multimorbiden Frühgeborenen stets „realistische Erwartungen“ vermitteln.

An der Grundtendenz seiner Aussagen wollte Klotz dennoch nicht rütteln: „Frühgeborene sind im späteren Leben glücklicher, als sie eigentlich sein dürften.“ (ras)

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