Mutation im BRAF-Gen

Gliazellen als Auslöser von Parkinson?

Ein verändertes Immunsystem im Gehirn kann bei Mäusen eine Neurodegeneration auslösen.

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FREIBURG. Eine Genveränderung in Mikrogliazellen kann Auslöser für schwere neurodegenerative Erkrankungen sein. Das hat ein internationales Wissenschaftlerteam um Professor Marco Prinz vom Uniklinikum Freiburg bei Mäusen nachgewiesen (Nature 2017; 549:389–393).

Für ihre Untersuchung schleusten die Forscher ein mutiertes BRAF-Gen vor der Geburt der Mäuse in noch nicht ausgereifte Mikrogliazellen ein, teilt das Uniklinikum mit. Daraufhin entwickelten die Tiere mit vier bis fünf Monaten erste Lähmungserscheinungen, wie sie auch bei Patienten mit neurodegenerativen Krankheiten auftreten können. Nach neun Monaten waren die Lähmungen bei mehr als der Hälfte der Tiere sehr stark ausgeprägt, zudem fand sich ein deutlicher Verlust von Neuronen. Erhielten die Tiere allerdings früh und regelmäßig einen BRAF-Hemmer über das Futter, zeigte nach neun Monaten nur eines von fünf Tieren stärkere neurologische Einschränkungen und die Neurodegeneration im Gehirn konnte gestoppt werden. Auch beim Menschen führt die BRAF-Mutation zu Neurodegeneration, wie die Forscher aus Deutschland, Großbritannien und den USA bei fünf Patienten mit der seltenen Immunkrankheit Histiozytose nachwiesen.

Da BRAF auch bei der Entstehung aggressiver Tumore eine Rolle spielt, gibt es seit wenigen Jahren klinisch zugelassene Hemmstoffe. Auf diese Medikamente setzen die Forscher ihre Hoffnung. "Im besten Fall könnten diese Krebsmedikamente künftig auch bei bestimmten neurodegenerativen Erkrankungen mit dieser Mutation in Mikrogliazellen eingesetzt werden", wird Studienautor Dr. Thomas Blank in der Mitteilung des Uniklinikums zitiert.

Inwieweit die neuen Erkenntnisse auf Alzheimer, Parkinson und andere neurodegenerative Krankheiten übertragbar sind, soll in weiteren Untersuchungen geprüft werden. "Unsere Studie bringt erstmals den Nachweis, dass Immunzellen des Gehirns neurodegenerative Krankheiten auslösen können. Gleichzeitig eröffnet sich dadurch ein neuer, interessanter therapeutischer Ansatz", resümiert Prinz. (eb)

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