Kommentar

Gretchenfrage Alkohol

Von Dr. Christine Starostzik Veröffentlicht:

Wie oft passiert es eigentlich, dass Ihnen ein Patient gegenübersitzt, bei dem Sie den Verdacht auf ein Alkoholproblem haben, den Sie aber dennoch unbehelligt ziehen lassen? Zeitnot? Keinen Nerv? Privatsache? Angst vor der Reaktion?

Doch selbst wenn Sie Patienten nur fürsorglich raten, den Alkoholkonsum etwas einzuschränken, hilft dies denen, die auf der Kippe stehen, vermutlich nicht immer weiter. Sie brauchen härtere Bandagen, offene Worte, zielsichere Intervention. Doch dazu muss erst mal Klarheit in der Sache herrschen.

Dass der Aufwand, einen Patienten mit problematischem Alkoholkonsum herauszufiltern, eigentlich geringer ist, als bislang angenommen, hat sich nun in einer Metaanalyse gezeigt.

Offenbar genügen zwei Fragen, um ziemlich zuverlässig festzustellen, ob Sie einen Risikokandidaten vor sich haben oder nicht - es müssen halt nur die richtigen Fragen sein. Nur bei denjenigen, bei denen dieses Mini-Screening positiv ausfällt, sollte dann eine ausführlichere Untersuchung mit Fragenkatalogen wie AUDIT oder CAGE folgen.

Einen Versuch wäre es sicher immer wert, mit zwei konkreten Fragen das allgemeine höfliche Schweigen in Sachen Alkohol zu durchbrechen - auch auf die Gefahr hin, dass es danach für beide Seiten vielleicht etwas ungemütlicher wird.

Lesen Sie dazu auch: Screening: Drei Fragen enttarnen Alkoholprobleme

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Assoziation zwischen Cannabis und MACE

Kiffen schlägt wohl aufs Herz

Kommentare
Dr. Thomas Georg Schätzler 20.07.201420:18 Uhr

Bedaure, ...

für mich ist diese Studie von Alex J Mitchell et al.: "Accuracy of one or two simple questions to identify alcohol-use disorder in primary care: a meta-analysis" im "British Journal of General Practice" leider eine GQMA (''gequirlte Quatsch Meta-Analyse''). Denn in den Ergebnissen werden e i n s c h l i e ß l i c h CAGE-Test durchschnittlich 3,3 Fragen pro Praxisbesucher benötigt ["The optimal approach appears to be two questions followed by the CAGE questionnaire, which achieved an overall accuracy of 90.9% and required only 3.3 questions per attendee."]

Die völlig verquaste Gretchenfrage:"wie oft haben Sie sechs oder mehr alkoholische Getränke bei ein und derselben Gelegenheit? ["How often do you have six or more drinks on one occasion?"] ist für einen echten Alkoholiker unverständlich. Am gesellschaftlichen Problem des ubiquitären Alkoholismus führt es bagatellisierend und beschönigend vorbei; denn auch drei bis vier Drinks können schon viel zu viel sein!

Mf+kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund

Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Blutzuckervariabilität

Wie die Time Below Range das Diabetes-Management verbessert

Let‘s talk about...

Tabuthema Sex: Wie spricht man es in der Sprechstunde an?

Lesetipps
Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung

Schwindel kann viele unterschiedliche Ursachen haben. Mit den richtigen Fragen kommt man aber zur richtigen Diagnose.

© Andrey Popov / stock.adobe.com

BAM-Kongress 2025

Schwindel in der Hausarztpraxis: Fünf Fragen zur Ursachenfindung

Prophylaktische Maßnahmen sind der beste Weg, um Infektionen bei Krebspatientinnen und -patienten zu verhindern. Während und nach ihrer Chemotherapie sind sie dafür besonders anfällig. (Symbolbild)

© RFBSIP / stock.adobe.com

Vorbeugen ist besser als heilen

Wie die Infektionsprophylaxe bei Krebspatienten gelingt