Sepsis-Verlauf

Gute Gene, schlechte Gene

Spezielle Gene mildern offenbar die Schwere einer Sepsis ab, berichten deutsche Forscher.

Veröffentlicht:

JENA. Extrem unterschiedlich verlaufende Sepsisfälle haben Forscher um Privatdozent Matthias Platzer vom Jenaer Leibniz-Institut für Alternsforschung untersucht (EBioMedicine 2016; online 14. September).

Zum einen wurden Patienten für eine Studie ausgewählt, die trotz offenbar ungünstiger Voraussetzungen, wie hohes Alter, mehrerer Vorerkrankungen, Behandlung mit nicht geeigneten Antibiotika, die Sepsis überlebten; zum anderen Patienten, die eher jünger waren und zeitnah eine angemessene Therapie erhielten, bei denen die Sepsis aber trotzdem sehr schwer verlief.

Fokus auf seltene Genvarianten

Aus mehr als 4000 Patienten wurden diese beiden Extremgruppen zusammengestellt, berichtet das Uniklinikum Jena in einer Mitteilung.

Bei der Genanalyse der ausgewählten 74 Patienten konzentrierten sich die Wissenschaftler auf seltene proteinverändernde Genvarianten. "Entgegen unserer Erwartung fanden wir im Vergleich der beiden Extremgruppen, dass sich bei den Patienten mit günstigen Sepsisverläufen mehr solche Genvarianten fanden", wird Platzer in der Mitteilung zitiert.

Ein Weg zu neuen Behandlungsmöglichkeiten?

Die in diesen Gensequenzen verschlüsselten Proteine sind an Signalprozessen in der Zelle, bei der Erkennung des Krankheitserregers und des angeborenen Immunsystems beteiligt.

"Wir nehmen an, dass die veränderten Proteine die sonst im Fall einer Sepsis zu beobachtende Überreaktion des Körpers auf die Infektion abmildern. Wahrscheinlich ist zudem, dass dieser eher protektive Effekt erst aufgrund der Kombination mehrerer Varianten entsteht", berichtet Platzer weiter . Zudem könne nicht ausgeschlossen werden, dass die Wirkung der Varianten unter anderen Umständen schädlich ist.

Die Studie konzentriert nun den Blick der Forscher auf Bereiche des menschlichen Genoms, deren weitere Untersuchung das Verständnis molekularer Prozesse bei Sepsis verbessern. Dies könnte den Weg zu neuen Behandlungsmöglichkeiten aufzeigen. (eb)

Jetzt abonnieren
Mehr zum Thema

Akute Nierenschädigung

Septischer Schock: Dank Hydrocortison seltener Nierenersatztherapie?

Frühgeburt

Frühgeborene: Was bringen Probiotika?

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Sichere Therapie

Gicht: Wer bekommt gefährliche Allopurinol-Nebenwirkungen?

Lesetipps
RSV-Impfung: Was empfiehlt die DEGAM für Pflegeheimbewohner?

© Porträt: Antje Boysen / DEGAM | Spritze: Fied

Sie fragen – Experten antworten

RSV-Impfung: Was empfiehlt die DEGAM für Pflegeheimbewohner?

Mann greift sich an die Brust.

© andranik123 / stock.adobe.com

BAM-Kongress 2025

Brustschmerz in der Hausarztpraxis: Was tun?