Studie bei Jugendlichen

Handy-Strahlen funken im Hirn dazwischen

Die Strahlung von Smartphones und Handys kann der Gehirnleistung von Jugendlichen schaden. Zu diesem Ergebnis kommen Schweizer Forscher.

Veröffentlicht:
Die kumulative Hirn-HF-EMF-Exposition durch Mobiltelefone kann sich negativ auf die Entwicklung der figuralen Gedächtnisleistung bei Jugendlichen auswirken.

Die kumulative Hirn-HF-EMF-Exposition durch Mobiltelefone kann sich negativ auf die Entwicklung der figuralen Gedächtnisleistung bei Jugendlichen auswirken.

© David Davis / stock.adobe.com

BASEL. Hochfrequente elektromagnetische Felder können sich bei der Nutzung von Mobiltelefonen nachteilig auf die Entwicklung der Gedächtnisleistung von bestimmten Gehirnregionen auswirken.

Das hat eine Studie mit fast 700 Jugendlichen in der Schweiz ergeben (Environ Health Perspect 2018, online 23. Juli).

Die Studie habe den Zusammenhang zwischen der Exposition von hochfrequenten elektromagnetischen Feldern (HF-EMF) durch Mobiltelefone und der Gedächtnisleistung bei Jugendlichen über einen Zeitraum von einem Jahr untersucht, teilt das Schweizerische Tropen- und Public Health-Institut (Swiss TPH) mit.

700 Teilnehmer über ein Jahr beobachtet

Die fast 700 Teilnehmer im Alter von 12 bis 17 Jahren wurden in öffentlichen Schulen (7. bis 9. Klasse) in städtischen und ländlichen Gebieten der deutschsprachigen Schweiz rekrutiert.

Die Untersuchung knüpfe an einen 2015 veröffentlichten Bericht an und umfasse den doppelten Stichprobenumfang sowie neuere Informationen über die Absorption von elektromagnetischer Strahlung im Gehirn von Jugendlichen (Environ Int 2015, 85:343-51).

Nach Angaben des Swiss TPH sind es die weltweit ersten epidemiologischen Studien zur Abschätzung der kumulativen Hirn-HF-EMF-Dosis bei Jugendlichen.

Ergebnis der Studie: Die kumulative Hirn-HF-EMF-Exposition durch Mobiltelefone kann über ein Jahr hinweg einen negativen Einfluss auf die Entwicklung der figuralen Gedächtnisleistung bei Jugendlichen haben. Damit bestätige sie die Ergebnisse von 2015.

SMS oder Surfen im Internet haben geringe Strahlenbelastung

Das figurale Gedächtnis ist hauptsächlich in der rechten Gehirnhälfte angesiedelt, und der Einfluss von HF-EMF war bei jenen Jugendlichen ausgeprägter, die ihr Mobiltelefon auch auf der rechten Seite des Kopfes benutzten.

"Dies deutet darauf hin, dass vom Gehirn absorbierte elektromagnetische Strahlung für die beobachteten Zusammenhänge verantwortlich ist", wird Martin Röösli, Leiter der Einheit Umwelt und Gesundheit am Swiss TPH, in der Mitteilung zitiert.

Andere Aspekte der drahtlosen Kommunikation wie das Senden von Textnachrichten oder Surfen im Internet verursachten nur eine geringe Strahlenbelastung des Gehirns und hätten keinen Zusammenhang mit der Entwicklung der Gedächtnisleistung ergeben, heißt es in der Mitteilung. (eb/mmr)

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Kommentare
Dr. Thomas Georg Schätzler 27.07.201811:39 Uhr

Schlampiger Studien-Titel mit unschlüssigen Schlussfolgerungen!

Wer seine Studien mit dem Titel:
"A Prospective Cohort Study of Adolescents’ Memory Performance and Individual Brain Dose of Microwave Radiation from Wireless Communication
(Milena Foerster et al.)
https://ehp.niehs.nih.gov/wp-content/uploads/2018/07/EHP2427.alt_.pdf
formuliert, kann doch nicht in den Schlussfolgerungen nur von
"We found preliminary evidence suggesting that RF-EMF may affect brain functions such as figural memory in regions that are most exposed during mobile phone use" sprechen.

Denn zwischen allgemein formulierter "Adolescents’ Memory Performance" und "brain functions such as figural memory" besteht ein deutlicher Unterschied: Gedächtnis- und Denkleistungen als Gehirnfunktionen beziehen sich auf
- Verbales Gedächtnis/Denken: Wie kompetent wir mit Sprache umgehen.
- Numerisches Gedächtnis/Denken: Wie gut wir mit Zahlen zurechtkommen und
- Figurales Gedächtnis/Denken: Die Fähigkeit, Bilder und Objekte zu verarbeiten.
Wenn angeblich nur das "Figurale Gedächtnis/Denken" durch mobiles Telefonieren beeinträchtigt sei, bleiben 2/3 des Gedächtnisses/Denkens davon unbeeinflusst. Und wer sagt uns denn, dass die lediglich festgestellte Beeinträchtigung des figuralen Gedächtnisses/Denkens allein durch die geistige Ablenkung beim Telefonieren verursacht wurde?

Auch darf nicht verschwiegen werden, dass das Autorenteam in seiner Publikation äußerst vage, eher vor-wissenschaftliche Formulierungen wählt: "Our findings do not provide conclusive evidence of causal effects and should be interpreted with caution until confirmed in other populations. Associations with media use parameters with low RF-EMF exposures did not provide clear or consistent support of effects of media use unrelated to RF-EMF (with the possible exception of consistent positive associations between verbal memory and data traffic duration). It is not yet clear which brain processes could be potentially affected and what biophysical mechanism may play a role. Potential long-term risk can be minimized by avoiding high brain-exposure situations as occurs when using a mobile phone with maximum power close to the ear because of, for example, bad network quality."

Unsere Ergebnisse liefern keine konklusive Evidenz kausaler Effekte und sollten mit Vorsicht interpretiert werden, solange sie nicht in anderen Populationen bestätigt werden (Übers. d.d. Verf.)


Geradezu putzig der Hinweis, Mobiltelefone mit maximaler Leistung bei schlechter Netzqualität nicht zu nah ans Ohr zu pressen - dafür gibt es doch Lautstärkeregler und Freisprecheinrichtungen. Dass das Senden von Textnachrichten oder Surfen im Internet mit minimaler Strahlenbelastung des Gehirns stattfindet und keinen Zusammenhang mit der Entwicklung der Gedächtnisleistung darstellen kann, liegt auf der Hand: Diese hält nämlich das Smart-/Mobilphone weit weg vom Ohr, während die andere Hand Texte und Nachrichten aufruft bzw. eingibt oder ausliest.

Mf+kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund

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