Neugeborene

Helmtherapie bei verformtem Schädel

Schlafen Neugeborene viel auf dem Rücken, kann sich der Schädel verformen. Deutsche Experten plädieren für eine professionelle Helmtherapie.

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BERLIN. Vom leicht abgeflachten Hinterkopf bis zum asymmetrischen Schädel: Beides kommt immer häufiger vor, seit Eltern Neugeborene zum Schlafen gezielt auf den Rücken legen, teilt die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) mit. Dies solle das Risiko für den plötzlichen Säuglingstod verringern.

Da Verformungen des Schädels auch mit früher Abnutzung von Halswirbelsäule und Kiefergelenken einhergehen können, empfehlen Experten der Deutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie (DGKCH) eine Korrektur der Kopfform durch professionelle Helmtherapie.

"In den Händen von Fachleuten ist sie eine schonende, risikoarme und wirksame Methode", wird Dr. Harald Lochbihler vom Klinikum Augsburg, zitiert. In seiner Spezialsprechstunde behandelt er jährlich 40 bis 50 schwere Fälle mit maßangefertigtem Helm.

Im ersten Schritt erfasst er die Form des Schädels dreidimensional mit einer Kamera und stellt die Abweichung vom Durchschnitt fest. "Der optimale Therapiebeginn liegt zwischen dem 4. und 6. Lebensmonat", erläutert der Experte für kraniospinale Kinderchirurgie.

Helmkosten etwa zwischen 1800 und 2000 Euro

In dieser Zeit wachse der Kopf rasch und die Behandlungsdauer lasse sich damit auf ein Minimum reduzieren. Bis zum Abschluss der Therapie nach zwei bis sechs Monaten kontrolliert der Arzt regelmäßig den Erfolg, misst den Kopf aus und stellt den Helm gegebenenfalls neu ein.

DGKCH-Vorstandsmitglied Professor Guido Fitze vom Uniklinikum Dresden bedauert: "Trotz der nachgewiesenen Wirksamkeit bei schweren Fällen bezahlen viele Krankenkassen diese Leistung nicht". Der Helm koste etwa 1800 bis 2000 Euro, heißt es in der AWMF-Mitteilung.

Der DGKCH-Experte fürchtet, dass eine aktuelle Studie die Erstattungssituation für Eltern weiter verschlechtert: Sie konnte keinen Erfolg der Helmtherapie gegenüber nicht behandelten Kindern nachweisen (BMJ 2014;348:g2741).

Diese Studie weise methodische Mängel auf und sei daher nicht geeignet, die Helmtherapie wissenschaftlich zu bewerten, so Lochbihler.

"Hier sind nur Kinder mit geringen bis mittleren Schädeldeformitäten von Nicht-Ärzten behandelt worden, zudem war das analoge zweidimensionale Messverfahren des Kopfes veraltet. Die Therapiehelme passten entsprechend nicht und ihre konsequente Anwendung wurde nicht überprüft", fasst er in der Mitteilung zusammen. (eb)

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