Erektile Dysfunktion

Herzkrank – besserer Sex auch ohne Medikamente

Körperliches Training, kombiniert mit einer gezielten Beratung, kann die Sexualfunktion von Männern mit Koronarstenosen oder einem implantierten Defibrillator verbessern. Wunder sollte man sich aber nicht erhoffen.

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Bis zu 75 Prozent der Männer mit koronarer Herzerkrankung haben mit erektiler Dysfunktion zu kämpfen. Nicht immer sind dagegen Medikamente nötig.

Bis zu 75 Prozent der Männer mit koronarer Herzerkrankung haben mit erektiler Dysfunktion zu kämpfen. Nicht immer sind dagegen Medikamente nötig.

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KOPENHAGEN. Bis zu 75 Prozent der Männer mit koronarer Herzerkrankung haben mit erektiler Dysfunktion zu kämpfen. Und von den Patienten, die einen implantierten Kardioverter-Defibrillator tragen, plagen sich 57 Prozent mit einer gestörten Erektion. Angesichts solcher Zahlen hat sich eine dänische Arbeitsgruppe im Zuge der CopenHeartSF-Studie (SF für Sexualfunktion) darangemacht zu untersuchen, ob den Betroffenen auch mit nichtpharmakologischen Mitteln zu helfen ist (Heart 2018; 0:1–8).

154 Männer, im Mittel knapp 62 Jahre alt, waren an der Studie beteiligt. 75 von ihnen wurden der Interventionsgruppe zugelost und durchliefen ein zwölfwöchiges Programm zur Rehabilitation der Sexualfunktion. Es bestand aus einem körperlichen Intervalltraining (dreimal wöchentlich eine Stunde) mit Radfahren, Kraft- und Dehnübungen; gezielten, dreimal täglichen, zehnsekündigen Kontraktionsübungen für die Beckenbodenmuskulatur (M. ischiocavernosus und M. bulbocavernosus) sowie aus einer psychoedukativen Beratung, in der die individuellen Probleme der Patienten zur Sprache kamen. 79 Patienten wurden nur gemäß Leitlinie gegen ihr Herzleiden behandelt und bekamen keine spezielle Sexualrehabilitation.

Primärer Endpunkt der Studie waren die Veränderungen im International Index of Erectile Function (IIEF) nach vier und sechs Monaten. Zu diesem Zeitpunkt nahmen sieben Probanden in der Interventions- und 15 in der Kontrollgruppe einen PDE-5-Hemmer ein. Die Differenz war statistisch unbedeutend. Insgesamt zeigte sich der IIEF-Wert vier Monate nach Beginn der Rehabilitation im Vergleich zur Standardtherapie auf einer Skala von 5 bis 75 um durchschnittlich 6,7 Punkte verbessert.

Nach sechs Monaten fiel das Resultat identisch aus. Insgesamt bewegten sich die IIEF-Werte nach sechs Monaten im Mittel zwischen 32 und 37 Punkten. Gleichzeitig waren die Belastungskapazität der Männer in der Rehabilitationsgruppe und die Kraft der Beckenbodenmuskeln gestiegen.

Signifikante Verbesserungen gab es nach vier Monaten in den IIEF- Unterkategorien Erektions- und Orgasmusfunktion, nach sechs Monaten auch bei der Libido und der Zufriedenheit mit dem Sexualverkehr. Keine Differenzen gab es hingegen bei der allgemeinen Zufriedenheit, wie überhaupt die Effektstärke der Veränderungen trotz ihrer Signifikanz eher gering ausfiel.

Das schlug sich auch im Ergebnis auf der Psychosocial Adjustment to Illness Scale (PAIS) nieder, einem Messinstrument für die Anpassung von Patienten an die Umstände ihrer Krankheit. Im PAIS-Bereich, der die sexuellen Beziehungen abbildet, lagen die beiden Studiengruppen zu allen Messzeitpunkten gleichauf. (rb)

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