Horrorerlebnis

Herzstillstand und dennoch bei Bewusstsein

Über einen gespenstisch verlaufenen Reanimationsfall berichten Ärzte der Uniklinik Köln. Die Patientin muss nun mit einem Horrorerlebnis zurechtkommen.

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KÖLN. Christoph Ulrichs von der Uniklinik Köln und Kollegen berichten über eine 24-jährige Patientin, die mit progressiver Herzinsuffizienz bei viral bedingter Myokarditis auf die Intensivstation verlegt werden muss. Außerdem ist die Frau in der 22. Woche schwanger. Kurz nach der Aufnahme erleidet sie einen Herzstillstand (Resuscitation 2014; 85 (4): e49).

Die Ärzte beginnen augenblicklich mit der Reanimation, bemühen sich aber eine Stunde lang vergeblich. Schließlich wird die Patientin an eine Maschine zur extrakorporalen Membranoxygenierung (ECMO) angeschlossen. Sie überlebt und kann schließlich in sehr gutem Zustand entlassen werden.

Soweit der erfreuliche Teil der Geschichte. Der unerfreuliche: Während der gesamten Dauer der Wiederbelebungsversuche war die Patientin offenbar bei vollem Bewusstsein. Sie kann sich anschließend an die Gespräche der Ärzte erinnern und sie wortgetreu wiedergeben - Gespräche, die sich etwa darum drehten, ob man die Reanimation abbrechen solle.

Patientin nicht sediert

Erörtert wurde auch, ob eine ECMO sinnvoll sei, und die Ärzte sprachen offen aus, dem Verlauf machtlos gegenüberzustehen. Die ganze Zeit über war die Patientin nicht sediert worden.

"Möglicherweise existieren während eines Herzstillstands, abhängig vom Grad der zerebralen Einschränkungen, verschiedene Ebenen von Bewusstsein", meinen die Kölner Mediziner. Dies könne wie bei bewusst erlebter Allgemeinanästhesie auch dazu beitragen, dass sich ein posttraumatisches Stresssyndrom entwickelt.

"Unsere Beobachtung, dass Patienten eine prolongierte kardiopulmonale Reanimation bei Bewusstsein erleben können, hat womöglich weitreichende Implikationen", so die Kollegen. Dazu könne gehören, in künftigen Algorithmen zur Wiederbelebung die Gabe von Sedativa verbindlich aufzunehmen. (rb)

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Kommentare
Martin Reichert 03.05.201417:28 Uhr

Das Phänomen hat einen Namen

Was soll an diesem Reanimationsfall “gespenstisch” gewesen sein? Das Phänomen hat Namen und ist tausendfach als subjektive Erfahrung belegt: “Nahtoderfahrung” oder “Ausserkörpererfahrung”. Eine naturalistisch ausgerichtete Medizin hat dieses Phänomen bisher geleugnet, als “komplexe Halluzination” oder unwichtiges Randphänomen abgetan. Der “Kölner Fall” ist zwar noch kein endgültiger Beweis, aber ein starkes Indiz (wie tausende andere auch) dafür, dass überprüfbare Wahrnehmungen und ein klares Bewusstsein in einem gehirnorganischen Zustand möglich sind, der nach herkömmlicher Lehrmeinung solche komplexen Prozesse nicht mehr ermöglichen dürfte, da das Gehirn sich in einem funktionsunfähigen oder zumindest desintegrativen Zustand befindet. Erfreulich ist, das die beteiligten Mediziner zumindest die Realität und die medizinische Außergewöhnlichkeit dieses Phänomens anerkennen und den Fall veröffentlichten. Bisher wurden diese Fälle ja weitgehend verschwiegen, weil sie nicht sein durften. Eine Sedierung löst die medizinischen Probleme nicht, sie verhindert höchsten die bewusste Erinnerung daran und verdrängt diese in das Unterbewusstsein mit allen damit verbundenen späteren psychischen Problemen für den Patienten. Hier liegt noch “altes” Denken vor.
Mit dem “Kölner Fall” kommt das neurobiologische “Dogma” Ohne Gehirn ist alles nichts in arge Erklärungsnot. Vielleicht ist dies ja der Fall, nach dem die AWARE-Studie (Awareness under Rescusitation) seit Jahren sucht. Ich bin auf die weitere wissenschaftliche Diskussion gespannt.

Martin Reichert
Netzwerk Nahtoderfahrung e.V.

Dr. Wolfgang Knüll 22.04.201418:19 Uhr

Man lese van Lommel ...

Schon 2001 gab es eine große Veröffentlichung zu Nahtoderlebnissen (NTE), in deren Rahmen auch über solche Erfahrung berichtet wurde. Ob eine Sedativum daran etwas geändert hätte, muss nach van Lommels Untersuchungsergebnissen bezweifelt werden, weil auch unter Narkose und bei Null-Linie im EEG solches berichtet wird.Populär nachzulesen " Endloses Bewusstsein" Pim van Lommel TB bei Knaur 2013. Da wäre ein Paradigmenwechsel im Denken nötig, aber das dürfte noch dauern. Ich würde der Patientin als Therapie dringend dieses Buch empfehlen.

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