High Tech demaskiert sogar flache Adenome

Die meisten Adenome ragen gut sichtbar hervor, doch manche Formen liegen verborgen in der Schleimhaut. Mit modernen Techniken lassen sie sich trotzdem aufspüren.

Von Angela Speth Veröffentlicht:

DÜSSELDORF. Gerade bei flachen Adenomen ist Früherkennung wichtig, weil sie mit einem erhöhten Entartungsrisiko einhergehen. Doch ausgerechnet diese Neoplasien werden bei einer Darmspiegelung leicht übersehen. Chromoendoskopie und Narrow Band Imaging erhöhen die Genauigkeit der Diagnose.

Aus Adenomen können Kolonkarzinome entstehen - daher sollen sie bei einer Koloskopie möglichst vollständig entfernt werden. Handelt es sich um Polypen, sind sie meist gut zu erkennen: Sie sitzen entweder mit einem Stiel auf der Darmwand ähnlich wie Pilze. Oder sie haben eine breite Basis und erinnern in ihrer Form eher an ein Polster.

Die "flat adenoma" können morphologisch leicht erhaben oder vollständig flach sein, wie der Gastroenterologe vom Evangelischen Krankenhaus (EVK) Düsseldorf erläuterte. Eine Sondergruppe stellen die eingesenkten ("depressed") Formen dar. Sie sind zwar mit einem Anteil von zwei Prozent selten, enthalten aber besonders oft Frühkarzinome: bis 5 Millimeter Größe zu acht Prozent, bis 10 Millimeter sogar zu 40 Prozent, berichtete Neuhaus bei dem von Olympus unterstützten Kongress.

Die schlechte Nachricht ist, dass sich die flachen Läsionen durch Stuhltests oder radiologisch schwer nachweisen lassen. Selbst bei einer Koloskopie fallen sie kaum auf, zumal sie in Farbe und Struktur der gesunden Mukosa gleichen. Daher besteht der Verdacht, dass viele Intervallkarzinome - jene Tumoren, die trotz vorangegangener Koloskopie auftreten - aus diesen flachen Neoplasien mit ihrem erhöhten Entartungsrisiko hervorgehen.

Die gute Nachricht ist: Mit Chromoendoskopie oder Narrow Band Imaging (NBI) können sie recht zuverlässig entdeckt und oft zugleich entfernt werden. Einen wichtigen Beitrag leisten viel Erfahrung des Untersuchers, gute Darmreinigung und genügend lange Untersuchungszeit mit langsamem Zurückziehen des Koloskops.

Die Chromoendoskopie vereinigt Darmspiegelung und Histologie: Man färbt die Schleimhaut mit einem Farbstoff (Indigokarmin), so dass die Oberflächenstruktur sichtbar wird. Durch hoch auflösende Mikroskope erkennen geübte Gastroenterologen kleinste Läsionen mit Erfolgsquoten von über 90 Prozent.

Die Darmspiegelung mit Narrow Band Imaging erlaubt es, die oft dicht von Kapillaren durchzogenen Neoplasien über ihre Gefäßzeichnung zu identifizieren. Dafür werden der Lichtquelle des Endoskops Filter aufgesetzt, die auf Knopfdruck bestimmte Wellenlängen ausblenden. Die Blutgefäße reflektieren das schmalbandige Licht nicht, die Schleimhaut dagegen gut - dieser Kontrast macht das Bild. Es erleichtert die Entscheidung, ob eine endoskopische Therapie ausreicht oder ob eine größere Operation nötig ist. Die endoskopische Resektion kann auf zweierlei Weise geschehen:

  • als Mukosaresektion mit Schlinge. Das stückchenweise Abtragen (piece meal) eignet sich für gutartige flache Polypen. Dazu werden sie mit Kochsalzlösung unterspritzt, so dass sie sich anheben.
  • als Submukosadissektion. Die Methode eignet sich für Frühkarzinome. Mit Nadelmessern werden größere Areale als Ganzes (en bloc) reseziert.

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