Hirnstimulator schaltet Depression ab

BONN (mut). Die Tiefe Hirnstimulation (THS) scheint sich tatsächlich bei einem Teil der Patienten zu bewähren. Zumindest jeder zweite Depressive kommt nach Daten einer kleinen Studie damit aus einem schweren Stimmungstief.

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MRT-kontrollierte Implantation von THS-Elektroden.

MRT-kontrollierte Implantation von THS-Elektroden.

© Foto: Professor Volker Sturm

Die THS hat sich vor allem Bei M. Parkinson und Dystonien bewährt. Sie wird seit einigen Jahren aber auch experimentell bei schwerst Depressiven angewandt, bei denen weder Arzneien noch die Elektrokrampfbehandlungen eine Wirkung zeigen.

Mit der THS wurden dabei in Einzelfällen oft beachtliche Erfolge erzielt, so verschwanden die Depression zum Teil, sobald der Stimulator eingeschaltet wurde. Inzwischen testen mehrere Forschergruppen weltweit die Methode, wobei die Elektroden in unterschiedliche Hirnbereiche implantiert werden. Nun haben deutsche Forscher um Professor Thomas E. Schläpfer von der Uni Bonn erste Daten zu zehn Patienten publiziert, denen sie die Elektroden in den Nucleus accumbens implantiert hatten (Biological Psychiatry 67/2, 2010, 110). Dies Areal vermittelt aversive oder belohnende Antworten auf emotionale Stimuli. Fehlfunktionen führen zu Angst oder Verlust an Lebensfreude.

Die Patienten hatten zu Beginn einen mittleren Wert auf der Hamilton-Depressionsskala (HAMD) von 32,5 - sie waren also äußerst schwer depressiv. Die Depression dauerte im Schnitt seit elf Jahren, und die Patienten hatten über 20 erfolglose Therapieversuche hinter sich. Nach Implantation des Stimulators sprachen fünf Patienten gut auf die THS an: Bei ihnen fiel der HAMD-Wert um fast 20 Punkte - und war auch ein Jahr später nicht wieder angestiegen. "Erste Wirkungen zeigten sich bereits nach einigen Tagen", so Schläpfer, "das ging so weit, dass einige nach Jahren der Arbeitsunfähigkeit wieder arbeiten konnten". Doch nicht nur die Depressionen gingen zurück, auch Ängste wurden gelindert und die Patienten waren deutlich aktiver.

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