Gütesiegel und Online-Rechner

Hochdruckliga weitet digitale Angebote aus

Ab sofort bietet die Deutsche Hochdruckliga ein neues Prüfsiegel für blutdruck- und präventionsbezogene Gesundheits-Apps an. Außerdem gibt es einen neuen Online-Rechner, mit dem junge Menschen ihr Hypertonierisiko abschätzen können.

Von Philipp Grätzel von Grätz Veröffentlicht:

Berlin. Ein Zertifizierungsprogramm für Blutdruckmessgeräte unterhält die Deutsche Hochdruckliga (DHL) schon seit Jahrzehnten. Jetzt soll es ein entsprechendes Prüfsiegel auch für Gesundheits-Apps geben. Allein in deutscher Sprache gebe es mittlerweile mehrere hundert Blutdruck-Apps in den App-Stores der großen Plattformanbieter, sagte der DHL-Vorstandsvorsitzender Professor Bernhard Krämer bei der DHL-Tagung in Berlin. Durch eine Qualitätsbeurteilung etwas Ordnung in diese Vielfalt zu bringen, sei eine Herausforderung, der sich eine medizinische Fachgesellschaft heute stellen müsse.

Die DHL hat damit bereits konkret begonnen. Seit November würden Anträge auf Zertifizierung angenommen, so Krämer. Erste App-Anbieter hätten bereits Anwendungen zur Prüfung eingereicht. An der Prüfung beteiligen sich DHL-Experten, die die jeweilige App unter anderem im Hinblick auf Neutralität und Fachlichkeit, Evidenz und Leitlinienkonformität, Ausgewogenheit, Aktualität und Fehlerkultur hin bewerten. Ebenfalls eingebunden sind Patientenvertreter, die speziell auf Faktoren wie Benutzerfreundlichkeit, Praktikabilität und Transparenz achten sollen. Auch Datenschutz und Datensicherheit gehören zum Bewertungsprogramm.

22 K.o.-Kriterien

Ein wichtiger Bestandteil der Zertifizierung ist eine Liste von 22 K.o.-Kriterien, gegen die nicht verstoßen werden darf, wenn ein Prüfsiegel angestrebt wird. Darauf stehen formale Kriterien wie ein fehlendes Impressum oder mangelnde Transparenz hinsichtlich der Finanzierung, aber auch medizinische Kriterien wie mangelnde Berücksichtigung von Leitlinien oder fehlende Hinweise auf die bei der Entwicklung eingebundenen Experten.

Das DHL-Prüfsiegel ist nicht die einzige digitale Neuerung bei der Hochdruckliga. Pünktlich zur DHL-Tagung wurde ein neuer Online-Rechner freigeschaltet. Er liefert bei Menschen unter 50 Jahren auf Basis von Fragen zu unter anderem Körpergewicht, Familienanamnese, Raucherstatus, körperlicher Bewegung, Stress, Stimmungslage und Cholesterinstatus auf einer 300-Punkte-Skala eine individuelle Risikoeinschätzung von geringem über mäßiges und hohes bis sehr hohem Risiko.

Dem Rechner lägen die besten epidemiologischen Daten zugrunde, die für Deutschland verfügbar seien, so Professor Martin Middeke von der DHL. Konkret seien das die Daten der MONICA- und KORA-Kohorten. Rund 5600 MONICA-/KORA-Teilnehmer zwischen 18 und 50 Jahren mit einem Follow-up-Zeitraum von bis zu 25 Jahren sind demnach in das Risikomodell eingeflossen.

Online-Test für Hypertonie-Risiko

  • Das Online-Tool berechnet auf Basis von Fragen das Hypertonie-Risiko von Menschen unter 50 Jahren.
  • Weitere Infos: www.hypertonie.app/dhl

Überraschend viel Hypertoniker in der jungen Altersklasse

Die entsprechende wissenschaftliche Auswertung der Datensätze erfolgte in einer Kooperation mit dem Helmholtz-Institut München und ist derzeit zur Publikation eingereicht. Middeke konnte deswegen noch keine Details berichten, betonte aber, dass er hinsichtlich der Häufigkeit der Hypertonie auch in dieser jungen Altersklasse doch „ziemlich überrascht“ gewesen sei. Rund 7 Prozent der Probanden hätten eine isolierte systolische und weitere 10 beziehungsweise 11 Prozent eine isoliert diastolische beziehungsweise gemischt systolisch-diastolische Hypertonie aufgewiesen. Ziel des Online-Rechners ist es, auch jüngere Menschen für das Thema Bluthochdruck zu sensibilisieren. In Abhängigkeit von der errechneten Punktzahl wird den Testteilnehmern zum Beispiel empfohlen, den Blutdruck gelegentlich zu kontrollieren, Risikofaktoren zu reduzieren oder auch den Lebensstil grundlegend zu ändern.

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