Pankreas-Krebs

Hoher Blutzuckerspiegel, hohes Risiko

Nicht nur ein manifester Diabetes, sondern bereits hohe Blutzucker-Konzentrationen erhöhen das Risiko, an Bauchspeicheldrüsenkrebs zu erkranken. Das haben taiwanische Forscher in einer Metaanalyse herausgefunden.

Dr. Robert BublakVon Dr. Robert Bublak Veröffentlicht:
Könnte die Früherkennung von Prädiabetes und eine Veränderung des Lebensstils die Inzidenz von Pankreaskrebs senken?

Könnte die Früherkennung von Prädiabetes und eine Veränderung des Lebensstils die Inzidenz von Pankreaskrebs senken?

© Springer Verlag GmbH / Gerhard Mester, Wiesbaden

TAIPEH. Zwischen den Spiegeln der Nüchternglukose im Blut und dem Risiko, ein Karzinom der Bauchspeicheldrüse zu entwickeln, besteht offenbar ein linearer Zusammenhang.

Eine Erhöhung der Glukosekonzentration um 10 mg/dl lässt das Karzinomrisiko im Pankreas um 14 Prozent steigen, wie ein Wissenschaftlerteam um Wie-Chih Liao vom National Taiwan University College of Medicine, Taipeh, berechnet hat (BMJ 2015; 349: g7371).

Die Forscher hatten neun prospektive Studien mit insgesamt 2048 Pankreaskrebs-Patienten einer Metaanalyse unterzogen.

Retrospektive oder Querschnittstudien gingen nicht in die Untersuchung ein, um den Einfluss umgekehrter Kausalität auszuschließen — Pankreaskarzinome lösen bei 40 Prozent der Patienten einen Diabetes aus.

Hinweis für die Krebsprävention

Die Korrelation blieb auch erhalten, nachdem Liao und Kollegen ihre Kalkulationen auf Glukosewerte unter 126 mg/dl beschränkt hatten. Hier ergab die Zunahme der Blutglukose um 10 mg ein um 15 Prozent erhöhtes Pankreaskarzinom-Risiko.

Damit würde sich der Einfluss der Blutglukose auf die Krebsentstehung nicht auf Konzentrationen im diabetischen Bereich beschränken. Vielmehr müssten bereits prädiabetische Werte als relevanter Risikofaktor angesehen werden.

Die Forscher aus Taiwan sehen in ihren Resultaten einen wichtigen Hinweis für die Krebsprävention.

"Die Früherkennung von Prädiabetes, verbunden mit einem veränderten Lebensstil, könnte eine gangbare Strategie darstellen, die steigende Inzidenz von Pankreaskrebs zu zügeln", schreiben sie in den Schlussfolgerungen ihrer Studie.

Denn eine prädiabetische Stoffwechsellage lasse sich durch entsprechende Lebensführung durchaus bessern oder sogar rückgängig machen.

Befeuert Glukose Tumorwachstum?

Liao und seine Mitarbeiter vermuten, dass erhöhte Glukosekonzentrationen dem hohen Zuckerbedarf von Pankreaskrebs-Zellen entgegenkommen und dadurch das Tumorwachstum befeuern.

Laut einer anderen Hypothese könnte sich auch die chronische Hyperinsulinämie auswirken, die mit höheren Glukosespiegeln einhergeht.

Experimente haben gezeigt, dass Insulin einerseits die Proliferation von Krebszellen fördert und andererseits die Apoptose reduziert.

Beide Mechanismen hängen direkt oder indirekt von der vermehrten Verfügbarkeit des Wachstumsfaktors Insulinlike growth factor 1 ab.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Prävention von Pankreas-Ca?

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Kommentare
Dr. Thomas Georg Schätzler 28.01.201513:01 Uhr

Pankreas-Erkrankungen führen zu Pankreaserkrankungen?

Das klingt zugegebenermaßen provozierend: Aber "eine Erhöhung der Glukosekonzentration um 10 mg/dl lässt das Karzinomrisiko im Pankreas um 14 Prozent steigen" heißt in klinischer Übersetzung: Wenn 100 Patienten o h n e erhöhte Glucosekonzentration ein Pankreaskarzinom haben, sind es mit um 10 mg/dl e r h ö h t e r Glucosekonzentration 14 Erkrankungsfälle m e h r ["Conclusions - Every 0.56 mmol/L increase in fasting blood glucose is associated with a 14% increase in the rate of pancreatic cancer"]. 5,6 mmol/L entsprechen 100 mg/dl.

Doch bei der Metaanalyse von Metaanalysen in der BMJ-Publikation von Wei-Chih Liao et al. mit dem Titel "Blood glucose concentration and risk of pancreatic cancer: systematic review and dose-response meta-analysis" handelt es sich um Medianwerte und Trends erhöhter Blutglucose-Messungen. Im Grundsatz belegen sie nur, dass eine gestörte Pankreas-Homöostase mit präklinisch oder klinisch gestörter Glucose-Toleranz zu einer relativen Risikoerhöhung für das Auftreten eine Pankreaskarzinoms führen kann. Eine extrapolierende Hochrechnung, dass 100 mg/dl Glucose-Erhöhung eine 140prozentige Pankreaskarzinom-Risikoerhöhung bringt, ist sicher so nicht schlüssig.

Die BMJ-Studienergebnisse wären nur dann wirklich überraschend, wenn z. B. eine labile Hypertonie n i c h t häufiger irgendwann zu hypertensiver Herzkrankheit, KHK und akutem Koronarsyndrom führen würde, als eine dauerhafte RR-Normotonie. Außerdem bleibt die Frage offen: Müssten dann nicht möglichst optimale Blutzuckereinstellungen und Norm nahe HbA1c-Werte auch zu einer R e d u k t i o n des Pankreaskarzinom-Risikos führen können?

Zur Klärung dieser Frage wären vorformulierte Hypothesen bzw. deren Verifikation/Falsifikation mittels einer prospektiv-randomisiert-doppelblind angelegten Studie (RCT) erforderlich. Trendige Metaanalysen helfen da nicht weiter.

Mf+kG, Dr. med. Thomas Schätzler, FAfAM Dortmund

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