Impfen mit langer Nadel mindert Lokalreaktionen

OXFORD (hub). Wer Säuglingen beim Impfen Lokalreaktionen ersparen will, sollte zu langen Nadeln greifen. Mit 25 mm langen Kanülen gibt es deutlich weniger Reaktionen an der Impfstelle als mit nur 16 mm langen Kanülen. Grund: Mit langer Nadel wird die tiefe intramuskuläre Injektion sichergestellt.

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696 Kinder wurden in einer Studie englischer Forscher entsprechend des dortigen Schemas geimpft (BMJ 333, 2006, 571). Sie erhielten im Alter von zwei, drei und vier Monaten je eine Injektion Vierfach-Impfstoff (gegen Tetanus, Diphtherie, Pertussis und Hib) und Meningokokken-C-Impfstoff in die kontralateralen Oberschenkelmuskeln. Die Kanülen waren unterschiedlich lang (16 und 25 mm) und dick (0,5 und 0,6 mm).

Die Eltern notierten Lokalreaktionen auf einem Fragebogen und maßen die Körpertemperatur ihrer Kinder. Das Ergebnis: Mit dem Kombi-Impfstoff hatten 61 Prozent der Impflinge Lokalreaktionen - meist Rötung, Verhärtung und Spannung an der Einstichstelle. Dabei gab es sechs Stunden nach Impfung keine Unterschiede zwischen den Gruppen.

Erst danach wurden Unterschiede bei den Lokalreaktionen bemerkbar: So hatten am Tag eins 56 Prozent der Kinder, die mit kurzer Nadel geimpft wurden, eine Lokalreaktion. Bei den mit langer Nadel Geimpften waren es nur 38 Prozent. Am dritten Tag gab es noch bei 18 Prozent der mit kurzer und bei 8,3 Prozent der mit langer Kanüle geimpften Kinder Lokalreaktionen. Mit langer Kanüle gingen die Reaktionen somit schneller zurück.

Beim Konjugatimpfstoff gegen Meningokokken C war die Rate an Lokalreaktionen in allen drei Gruppen ähnlich. Ebenfalls keine Unterschiede gab es für beide Impfstoffe bei systemischen Reaktionen: Im Mittel hatte jeder vierte bis fünfte Impfling einen Anstieg der Körpertemperatur auf über 38°C.

Gab es Unterschiede bei der Kanülenlänge für die Immunogenität? Ja: Die Antikörpertiter gegen Meningokokken waren bei Kindern, die mit langer Kanüle geimpft wurden, 30 Prozent höher. Leichte Vorteile für die lange Nadel gab es auch für die Tetanus- und Diphtherie-Komponente des Kombi-Impfstoffs. Die Autoren raten daher zu langen Kanülen, da so sicher in den Muskel und nicht ins subkutane Fettgewebe injiziert wird. Dies sei vor allem bei Adsorbat-Impfstoffen wichtig.

Und die Forscher verweisen außerdem auf andere Studien, die ergeben haben, daß mit dickerer Kanüle weniger Druck beim Injizieren ausgeübt wird. Das verhindere, daß Impfstoff am Einstichkanal aus dem Muskel ins Fettgewebe gedrückt werde.

Mehr Infos zu Impfen und Impfstoffen im Internet: www.rki.de (Infektionsschutz), www.pei.de



STICHWORT

Adsorbat-Impfstoffe

Adsorbat-Impfstoffe sind Vakzinen, die Aluminiumverbindungen enthalten. Hierzu gehören zum Beispiel die Impfstoffe gegen Tetanus und Diphtherie, aber auch Impfstoffe gegen Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). Das in Impfstoffen enthaltene Aluminium-Hydroxid ist eine Substanz - ein Adjuvans -, mit der die Wirkung der Vakzine verstärkt wird. Die Bezeichnung "Adsorbat" beruht darauf, daß sich die Antigene an Aluminiumhydroxid unspezifisch binden und dadurch deren Depotwirkung erhöht wird. (eb)

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