Falsche Befundung

Jeder dritte Brustkrebs im MRT übersehen

MRT-Bilder helfen, Brustkrebs früh aufzuspüren - doch in vielen Fällen gelingt das nicht. Eine niederländische Studie ergab: Jedes dritte Mammakarzinom ist im MRT übersehen worden.

Von Dr. Christine Starostzik Veröffentlicht:
Bei Frauen mit hohem familiären Brustkrebsrisiko wird unter anderem alle zwölf Monate eine MRT-Untersuchung der Brust durchgeführt.

Bei Frauen mit hohem familiären Brustkrebsrisiko wird unter anderem alle zwölf Monate eine MRT-Untersuchung der Brust durchgeführt.

© karoshi / Fotolia

NIJMEGEN. Das MRT gilt derzeit als sensitivste bildgebende Methode zur frühen Entdeckung des Mammakarzinoms.

In Deutschland wird im Rahmen eines intensivierten Früherkennungskonzepts bei Patientinnen mit hohem familiären Risiko ab dem 25. Lebensjahr oder fünf Jahre vor dem frühesten Erkrankungsalter in der Familie unter anderem alle zwölf Monate eine MRT der Brust durchgeführt.

Suzan Vreemann vom Radbound University Medical Center in Nijmegen und Kollegen haben nun untersucht, wie häufig bei Frauen innerhalb eines Hochrisiko-Screening-Programms in den Niederlanden Mammakarzinome diagnostiziert wurden, die im vorausgegangenen MRT nicht aufgefallen waren (Breast Cancer Res Treat 2018, 169(2): 323–331). Gleichzeitig versuchten die Radiologen Ursachen hierfür herauszufinden.

Am Radboud University Medical Center wurden bei allen Frauen mit einem Lebenszeitrisiko von mindestens 20 Prozent für ein Mammakarzinom jährlich eine Mammografie sowie eine kontrastmittelunterstützte MRT durchgeführt.

In der Zeit zwischen Januar 2003 und 2014 belief sich die Zahl der Screening-MRTs bei insgesamt 2773 Frauen auf 9571 und die der Mammografien auf 6553.

MRT-Bilder reevaluiert

Von 131 Frauen, bei denen ein Brusttumor festgestellt wurde (76 per MRT, 13 per Mammografie, 16 Intervallkarzinome und 26 inzidentelle Karzinome), wurden die durchschnittlich 9,5 Monate zuvor als unauffällig beurteilten MRT-Aufnahmen erneut befundet.

Im Rahmen der Reevaluierung fanden die erfahrenen Radiologen bei 34 Prozent der früheren MRT-Bilder keine Anhaltspunkte für einen Tumor.

Bei weiteren 34 Prozent ergaben sich Minimalzeichen (49 Prozent BI-RADS-2; 51 Prozent BI-RADS-3) und bei 31 Prozent waren sichtbare Läsionen erkennbar (5 Prozent BI-RADS-3, 85 Prozent BI-RADS-4, 10 Prozent BI-RADS-5).

In der nachträglichen Beurteilung wurden 49 Prozent der zuvor als negativ bewerteten MRT-Aufnahmen als BI-RADS-3 oder höher eingestuft.

Sogar 31 Prozent der Intervallkarzinome waren auf dem zuvor als unauffällig bewerteten MRT-Bild erkennbar gewesen und wurden vom Zweitgutachter als BI-RADS-4 oder 5 eingestuft.

Mehrere Einflussfaktoren

In der Studie von Vreemann und Kollegen wurde die Wahrscheinlichkeit für einen falsch negativen MRT-Befund durch Faktoren wie Patientenalter, Screening-Grund (BRCA-positiv oder -negativ) und Bildqualität beeinflusst.

Frauen mit BRCA-Mutationen, so die Autoren, würden wegen Läsionen einbestellt, die bei Frauen ohne diese Mutation einfach ignoriert würden.

Die Folge: Bei BRCA-positiven Patientinnen wurden Hinweise auf einen Tumor in dem der Krebsdiagnose vorangegangenen MRT deutlich seltener übersehen als bei BRCA-negativen Frauen (19 vs. 46 Prozent).

Auch eine ausgezeichnete Bildqualität zahle sich aus, so die Autoren. Gegenüber einer mittelmäßigen oder schlechten Aufnahme war die Gefahr, sichtbare Läsionen oder Minimalzeichen zu übersehen oder falsch zu interpretieren, bei perfektem Bildmaterial signifikant niedriger.

Angesichts dessen, dass nahezu jeder dritte Brustkrebs als sichtbare Läsion auf einer früheren, als negativ bewerteten MRT-Aufnahme hätte entdeckt werden können, so Vreemann und Kollegen, sei es unbedingt nötig, Methoden zu etablieren, mit denen Fehler bei der Bildauswertung reduziert würden.

Die regelmäßige Überprüfung der klinischen Methoden könne ein erster Schritt sein. Zudem sei die Doppelbefundung der MRT-Aufnahmen sinnvoll, es müssten aber auch weitere Studien zur Zuverlässigkeit der diagnostischen Verfahren durchgeführt werden.

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