USA

Jeder fünfte Krebskranke im Spätstadium ohne Therapie

Bei Krebs im fortgeschrittenen Stadium macht sich offenbar häufig Resignation breit. Und zwar besonders, wenn Patienten ein nichtkleinzelliges Bronchialkarzinom haben, alt, arm und nicht krankenversichert sind.

Peter LeinerVon Peter Leiner Veröffentlicht:
Soll und will ein Patient mit Krebs im Stadium IV noch eine spezielle Krebstherapie bekommen? Die Antwort ist nicht immer Ja.

Soll und will ein Patient mit Krebs im Stadium IV noch eine spezielle Krebstherapie bekommen? Die Antwort ist nicht immer Ja.

© Darren Mower / iStockphoto

NEW YORK. Viele Patienten mit soliden Tumoren erhalten im Stadium IV keine Therapie gegen ihren Krebs. Die Gründe sind unterschiedlich: zum Beispiel schlechter Allgemeinzustand oder Komorbiditäten.

In den USA waren zwischen 2000 und 2008 fast 20 Prozent der mehr als 773.000 Patienten im Stadium IV betroffen. Jeder Zweite hatte ein nichtkleinzelliges Bronchialkarzinom. Wegen des Screenings in den USA waren Patienten mit Brust- oder Prostatakarzinom noch am besten dran.

Für ihre Studie haben Dr. Alexander C. Small vom Tisch Cancer Institute in New York und seine Kollegen Daten der Nationalen Krebsdatenbank NCDB ausgewertet (Cancer 2012; online 15. Juni). Die fast 5,4 Millionen Patienten hatten ein nichtkleinzelliges Bronchial-Ca (NSCLC), ein Mamma-, Nierenzell-, Prostata-, Kolon-, Rektum-, Zervix- oder Uteruskarzinom.

In den Unterlagen von mehr als 159.200 Patienten - 20,6 Prozent aller Patienten im Stadium IV - war vermerkt, dass sie nie eine Therapie gegen das Karzinom erhalten hatten.

Entweder hatten sie jegliche Intervention abgelehnt, waren vor Therapiebeginn gestorben, oder der Arzt hatte empfohlen, keine Therapie mehr zu initiieren.

Fast 55 Prozent der Patienten im Stadium IV ohne Krebstherapie hatten ein NSCLC, 13,2 Prozent ein kleinzelliges Bronchialkarzinom, 11,8 Prozent ein Kolon- und 7,6 Prozent ein Nierenzellkarzinom.

Der Anteil der unbehandelten Patienten mit soliden Tumoren, für die es ein Screening in den USA gibt, lag mit 4,6 Prozent bei Brustkrebs und 4,1 Prozent bei Prostatakrebs niedrig.

Fast alle Patienten ohne Therapie hatten irgendeine Krankenversicherung

Nach Angaben von Small und seinen Kollegen waren 32,6 Prozent aller Patienten ohne Therapie privat versichert, etwas mehr als jeder Zweite war über das staatliche Medicare versichert, 6 Prozent über Medicaid. 4,4 Prozent der Patienten hatten keine Krankenversicherung.

Von den Patientinnen mit Zervix-Ca waren 12,1 Prozent nicht versichert, von jenen mit Brustkrebs 5,8 Prozent. Bei den Patienten mit Nieren-, Darm- oder Prostatakrebs war der Anteil der Nichtversicherten mit unter 4 Prozent am niedrigsten.

Allgemein betrachtet war die Wahrscheinlichkeit, keine Therapie zu bekommen, bei alten Patienten, bei Angehörigen ethnischer Minderheiten, bei Patienten ohne Krankenversicherung und bei Patienten mit geringem Einkommen am größten.

Aus der Studie geht auch hervor, dass sich mit dem Wandel der Therapie aufgrund neuer Optionen auch der Anteil der Patienten, die im Spätstadium der Tumorerkrankung keine Therapie erhalten, verändert. So lag der Anteil der Patienten mit metastasiertem Nierenzellkarzinom in den Jahren 2000 bis 2005 bei 26,8 Prozent.

Im Zeitraum danach bis 2008, also nach der Einführung der VEGF-Rezeptor-Tyrosinkinasehemmer, betrug der Anteil der nichtbehandelten Patienten nur noch knapp 23 Prozent.

Quelle: www.springermedizin.de

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