Infektiologie
Jeder fünfte Mensch stirbt an einer Sepsis
Eine Sepsis betrifft weltweit wohl viel mehr Menschen als bisher vermutet. Darunter sind vor allem Kinder unter fünf Jahren.
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Eine Sepsis kann durch eine Vielzahl verschiedener Erreger ausgelöst werden, etwa durch Staphylococcus aureus.
© DR KARI LOUNATMAA / science photo library
Pittsburgh. Die geschätzte Zahl der Sepsisfälle lag 2017 einer Studie zufolge weltweit doppelt so hoch wie bisher vermutet. Der Analyse zufolge erlitten 48,9 Millionen Menschen eine Sepsis, 11 Millionen starben. Damit sei die Blutvergiftung für einen von fünf Toden weltweit verantwortlich, berichtet ein Team um Dr. Kristina E. Rudd von der Universität Pittsburgh (Lancet 2020; online 17. Januar).
Frauen häufiger betroffen als Männer
Häufig sind den Ergebnissen zufolge Heranwachsende in Entwicklungsländern betroffen: 40 Prozent der Fälle entfielen 2017 auf Kinder unter fünf Jahren, schätzen die Forscher.
85 Prozent aller Sepsis-Fälle seien dabei in Ländern mit geringem bis mittlerem Einkommen aufgetreten (Subsahara-Afrika, die südpazifischen Inseln sowie Süd- und Ostasien). Auch seien Frauen häufiger betroffen als Männer.
Daten aus der GBD 2017-Studie
Für ihre Analyse nutzen die Forscher Daten der Global Burden of Diseases, Injuries, and Risk Factors Study (GBD) 2017 aus insgesamt 195 Ländern. Frühere Schätzungen zur Zahl der Sepsis-Toten seien nur mit Einschränkungen möglich gewesen, da sie nur auf wenigen Datenbanken von Klinken in Ländern mit mittlerem und hohem Einkommen beruhten, und Daten aus Ländern mit niedrigem Einkommen gar nicht erfasst wurden, berichten die Wissenschaftler. Auch seien Erkrankungen außerhalb von Kliniken bisher nicht berücksichtigt worden.
Die Ergebnisse sind nach Meinung der Forscher alarmierend, besonders da Sepsen durch Hygiene- und Präventionsmaßnahmen verhindert werden könnten, zeigen sich Rudd und ihr Team besorgt.
Vergessen werden sollte dabei nicht: Eine Sepsis ist längst nicht nur ein Problem in Entwicklungländern. In Deutschland ist eine Sepsis die dritthäufigste Todesursache, jährlich sterben daran 60 000 Menschen, berichtet das Bundesministerium für Bildung und Forschung. (bae)