Kein Corona-Schutz

Klarsichtmaske schützt nicht vor Infektionen

Von Klarsichtmasken zum Schutz vor per Aerosol übertragenen Infektionen raten Wissenschaftler aus München dringend ab. Ihre Pilotstudie hat ergeben, dass andere Personen direkt dem ausgeatmeten Aerosol ausgesetzt sind.

Dr. Thomas MeißnerVon Dr. Thomas Meißner Veröffentlicht:
Beim Tragen einer Klarsichtmaske wird die Aerosolwolke zunächst nach unten umgeleitet, breitet sich dann jedoch weit nach vorne aus.

Beim Tragen einer Klarsichtmaske wird die Aerosolwolke zunächst nach unten umgeleitet, breitet sich dann jedoch weit nach vorne aus.

© Christian Schwarzbauer

München. Klarsichtmasken sind besonders in Restaurants oder in Geschäften als Alternative zur Mund-Nase-Bedeckung beliebt, weil besonders das dauerhafte Tragen vergleichsweise komfortabler ist. Zudem wird die Gesichtsmimik in kommunikativen Berufen weniger stark eingeschränkt. Doch Experten stehen diesem Maskendesign kritisch gegenüber - wahrscheinlich mit Recht, wie jetzt eine Pilotstudie der Hochschule München (HM) bestätigt.

Professor Christian Schwarzbauer und seine Kollegen von der HM haben zwei typische Alltagssituationen geprüft wie sie häufig in Schulen, Büros oder in öffentlichen Verkehrsmitteln zu beobachten sind. In Situation 1 sitzt ein Proband auf einem Stuhl und atmet durch die Nase aus. Das Aerosol strömt zwar zunächst nach unten, wird dann aber nach vorne umgelenkt und dehnt sich weit in den Bereich vor der Versuchsperson aus.

„Eine direkt gegenübersitzende Person wäre dadurch dem ausgeatmeten Aerosol direkt ausgesetzt“, berichten die Wissenschaftler von der Fakultät für angewandte Naturwissenschaften und Mechatronik der HM über die Klarsichtmaske eines süddeutschen Herstellers. Durch den Temperaturunterschied zwischen ausgeatmeter Luft und Raumluft werde dies noch begünstigt.

„Kein wirksamer Schutz vor Infektionen“

In Situation 2 bewegt sich der Proband durch den Raum und hustet. Daraufhin breitet sich das Aerosol besonders stark aus. Durch mehrmaliges Husten entsteht eine ausgedehnte Aerosolwolke, die sich im Raum innerhalb von zwei Sekunden rasch ausdehnt. Nahebei sitzende Personen wären damit einer hohen Aerosolkonzentration ausgesetzt.

„Ohne Zweifel sind diese Masken angenehm zu tragen, einen wirksamen Schutz vor Infektionen bieten sie allerdings nicht“, wird Schwarzbauer in einer Mitteilung der Hochschule zitiert. Dem stimmt Christian Hanshans, Professor für medizinische Grundlagen und Medizintechnik an der HM, zu: „Vor allem in geschlossenen Räumen, wie zum Beispiel Schulen, Kitas, Büros oder öffentlichen Verkehrsmitteln, ist von der Verwendung solcher Masken dringend abzuraten.“

Lesen sie auch
Mehr zum Thema

Vor dem World Health Assembly

WHO-Pandemieabkommen noch lange nicht konsensfähig

Das könnte Sie auch interessieren
Umgang mit Multimorbidität in der Langzeitpflege

© Viacheslav Yakobchuk / AdobeStock (Symbolbild mit Fotomodellen)

Springer Pflege

Umgang mit Multimorbidität in der Langzeitpflege

COVID-19 in der Langzeitpflege

© Kzenon / stock.adobe.com

Springer Pflege

COVID-19 in der Langzeitpflege

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Stabile Erkrankung über sechs Monate

Erste Erfolge mit CAR-T-Zelltherapien gegen Glioblastom

Lesetipps
Die Empfehlungen zur Erstlinientherapie eines Pankreaskarzinoms wurden um den Wirkstoff NALIRIFOX erweitert.

© Jo Panuwat D / stock.adobe.com

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert

Gefangen in der Gedankenspirale: Personen mit Depressionen und übertriebenen Ängsten profitieren von Entropie-steigernden Wirkstoffen wie Psychedelika.

© Jacqueline Weber / stock.adobe.com

Jahrestagung Amerikanische Neurologen

Eine Frage der Entropie: Wie Psychedelika bei Depressionen wirken