Kombipräparat bewährt sich bei Schmerz-Patienten
WIESBADEN (hbr). Das retardierte Kombinationspräparat Tilidin / Naloxon verringert Schmerzen effektiv. Gleichzeitig ist das Risiko für Obstipationen und für einen Missbrauch reduziert.
Veröffentlicht:Daran erinnerte Professor Dirk Stichtenoth von der Medizinischen Hochschule Hannover beim Internisten-Kongress in Wiesbaden. So verringerte die in Valoron® N retard enthaltene Kombination in einer sechsarmigen Untersuchung zur Reduktion von Zahnwurzelschmerzen die Beschwerden signifikant um über 60 Prozent.
Das ist mehr, als mit Placebo, 50 mg Tramadol oder 25 mg, 50 mg oder 75 mg Bromfenac (nicht in Deutschland auf dem Markt) erreicht wurde. In der randomisierten, kontrollierten Studie war die niedrigste verfügbare Dosierung des Präparates (50 mg Tilidin / 4 mg Naloxon) verwendet worden. Die Patienten testeten alle sechs Therapien im Cross-over-Design.
Zu den häufigsten unerwünschten Wirkungen von Opioiden gehören bekanntlich Übelkeit, Erbrechen und Obstipation. Übelkeit und Erbrechen lassen jedoch meist nach wenigen Wochen nach. So lange kann eine zusätzliche antiemetische Therapie, etwa mit Metoclopramid, sinnvoll sein. Die Obstipatonsneigung dagegen bleibt den Patienten in der Regel erhalten und erfordert daher eine obligatorische Prophylaxe (zum Beispiel mit täglich 15 bis 45 ml Lactulose), betonte Stichtenoth bei einer Veranstaltung von Pfizer.
Mit Tilidin / Naloxon dagegen werden Verstopfungen meist vermieden, so Privatdozent Dr. Michael Überall vom Nürnberger Institut für Qualitätssicherung in der Schmerztherapie und Palliativmedizin. Zugleich beugt der Opioidantagonist Naloxon der Gefahr eines Missbrauchs vor, ohne die Analgesie zu beeinträchtigen. Zudem können Retardpräparate nicht den schnellen Kick bieten, den Abhängige suchen: Die Mittel bauen, nach langsamem Anfluten, relativ ausgeglichene Wirkstoffspiegel auf.
Dem entspricht die Einstufung von Tilidin / Naloxon als Opioid der WHO-Stufe-2: Diese fällt nicht unter das Betäubungsmittelgesetz. Das Retardpräparat sollte zweimal täglich nach einem festen Zeitschema eingenommen werden. Die Tageshöchstdosis beträgt 600 mg; im Einzelfall kann der Bedarf höher sein. Eine Dosisanpassung bei eingeschränkter Nierenfunktion ist nicht erforderlich.