Krim-Kongo

Krim-Kongo: In Flugsäugern Viren entdeckt

Neben Vögeln, die potenziell Zecken mit dem Krim-Kongo-Virus verschleppen können, rücken jetzt auch Fledertiere in den Fokus.

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BONN. Das Krim-Kongo Virus, ein von Zecken übertragener Erreger, kann bei Menschen schweres Fieber mit inneren Blutungen auslösen. Bei rund zehn Prozent der Infizierten führt das Virus zum Tod.

Forscher unter Federführung des Bonner Uniklinikums haben nun eindeutige Infektionszeichen bei Fledertieren in verschiedenen Ländern Afrikas nachgewiesen (Scientific Reports 2016, online 24. Mai). Die Ergebnisse legen nahe, dass die fliegenden Säugetiere bei der Verbreitung des Virus wichtig sind, teilt das Uniklinikum mit.

Das Krim-Kongo-Virus kommt vor allem in Südosteuropa, Asien und Afrika vor. Bis heute wurden weltweit über 10.000 Menschen infiziert, von denen knapp 800 gestorben sind. Das Virus wird über verschiedene Zeckenarten übertragen, kann aber auch von Tier zu Mensch oder direkt von Mensch zu Mensch übertragen werden.

Die Zecken sind essenziell für den Lebenszyklus des Virus.Bislang gingen Forscher davon aus, dass mit dem Virus infizierte Zecken sich an Zugvögel anheften und auf diesem Weg in andere Regionen verschleppt werden, wo sie Tiere und Menschen anstecken können.

Die Virologen des Bonner Universitätsklinikums vermuteten jedoch noch andere Wirte, die zur Ausbreitung des Krim-Kongo-Virus beitragen könnten: "Fledertiere sind häufig von Parasiten wie Zecken befallen und leben in fast allen Regionen der Erde.

Sie können zum Teil tausende Kilometer weit fliegen", so Institutsdirektor Professor Christian Drosten in der Mitteilung. Tragen Fledertiere das Virus in sich? Zusammen mit Wissenschaftler der Universitäten Marburg, Gießen und Ulm sowie dem Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg und Kollegen aus Gabun, Tschechien, Panama, Ghana und Frankreich ging das Team dieser Frage nach.

 In einer Studie testeten die Forscher 1135 Proben von 16 Fledertierarten aus Gabun, Ghana, Kongo, Deutschland und Panama auf das Virus. Sie entdeckten in rund zehn Prozent der Blutproben Antikörper, die mit dem Krim-Kongo-Virus-Oberflächenprotein spezifisch reagierten.

"Zwölf der 16 getesteten Fledertierarten aus vier von insgesamt fünf Ländern waren potenziell mit dem Virus infiziert", wird Dr. Marcel A. Müller vom Institut für Virologie des Uniklinikums Bonn und vom Deutschen Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) zitiert. "Vor allem höhlenlebende Fledertiere aus Afrika, die mutmaßlich eine hohe Zeckenexposition haben, hatten Antikörper gegen das Krim-Kongo-Virus gebildet." Die Wissenschaftler untermauerten ihre anfänglichen Befunde durch hochspezielle Antikörpertests im Fledermausblut.

Neben den Vögeln, die potenziell Zecken mit dem Krim-Kongo-Virus verschleppen können, rücken mit diesen Befunden auch Fledertiere in den Fokus. "Das Risiko für Menschen, sich direkt an den Fledertieren in den Tropen und Subtropen anzustecken, ist jedoch denkbar gering", so Müller.

Der Verbreitungsweg findet vorwiegend über Zecken statt, die vorher an einem mit dem Virus infizierten Tier gesaugt haben und dann einen Menschen befallen. In Deutschland bestehe praktisch keine Gefahr, sich an einer solchen Zecke zu infizieren, so die Forscher. Aber durch die globale Erwärmung könnte sich das Verbreitungsgebiet der Krim-Kongo-Virus tragenden Zecken in gemäßigtere Gebiete verlagern. In Griechenland und der Türkei sei es bereits mehrfach zu Krim-Kongo-Virus-Ausbrüchen gekommen, so Müller. (eb)

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