Biomedizinisches Tattoo

Künstlicher Leberfleck als Krebs-Frühwarnsystem

Ein Tumor entsteht, die Haut signalisiert dies mit einem Leberfleck: so das Konzept von Forschern. Ein Prototyp funktioniert bereits.

Alexander JoppichVon Alexander Joppich Veröffentlicht:
Ist der Kalziumpegel im Blut über längere Zeit zu hoch, stösst ein unter der Haut eingesetztes Implantat die Produktion von Melanin an. Dadurch bildet sich dort ein Leberfleck (Bild nachgestellt).

Ist der Kalziumpegel im Blut über längere Zeit zu hoch, stösst ein unter der Haut eingesetztes Implantat die Produktion von Melanin an. Dadurch bildet sich dort ein Leberfleck (Bild nachgestellt).

© ETH Zürich

ZÜRICH. Forscher haben ein synthetisches Muttermal entwickelt, das Alarm schlägt, wenn sich ein Tumor bildet. Das Frühwarnsystem besteht aus menschlichen Zellen, die die Wissenschaftler in ein Implantat gepackt haben und unter die Haut implantieren. Eine Machbarkeitsstudie steht im Magazin "Science Translational Medicine" (doi: 10.1126/scitranslmed.aap8562).

Das Implantat misst kontinuierlich die Kalzium-Konzentration im Blut. Steigt der Kalzium-Pegel über längere Zeit über einen definierten Wert, löst das Implantat eine Signalkaskade aus, so die Schweizer. Der körpereigene Bräunungsstoff Melanin wird durch die Kaskade in den künstlichen Zellen produziert – die Zellen färben sich braun.

Gang zum Arzt, wenn Fleck erscheint

"Ein Implantatträger sollte dann bei Erscheinen des Leberflecks zur weiteren Abklärung zu einem Arzt gehen", sagt Martin Fussenegger, Professor für Biotechnologie und Bioengineering. Fussenegger beschwichtigt, dass der Fleck lediglich bedeute, dass eine ärztliche Abklärung nötig sei und gegebenenfalls eine Behandlung: "Der Leberfleck bedeutet ja nicht, dass die Person bald sterben muss".

Der Biomarker kann auf die Entstehung der vier häufigsten Tumorarten hinweisen, schreiben die Forscher der ETH Zürich in einer Mitteilung. Die überwachten Krebsarten seien:

  • Prostata-
  • Lungen-
  • Dickdarm-
  • und Brustkrebs.

Preiswerte und einfache Selbstkontrolle?

Günstig sei das unter die Haut implantierte genetische Netzwerk. Die Selbstkontrolle erhöhe zudem die Überlebenschancen von Früherkrankten. Wollen Patienten sich nicht einem möglichen permanenten Kontrollstress aussetzen, könnten die Zellen auch andere Signalwege wählen. So könnten sie einen Fleck produzieren, dessen Farbstoff nur unter Speziallicht sichtbar ist. Dann müsste der Implantatträger zum Arzt zur Untersuchung.

Der Prototyp habe bisher zuverlässig bei Mäusen und Schweinenschwarten funktioniert. Zehn Jahre Entwicklungszeit bis ein marktreifes Implantat für Menschen entwickelt worden ist, prognostiziert Fussenegger. Bisher krankte das System an einer kurzen Lebensdauer. "Verkapselte Lebendzellen halten gemäß anderen Studien rund ein Jahr. Danach müssen sie inaktiviert und ersetzt werden", erklärt Martin Fussenegger.

Das "Biomedizinische Tattoo" könnte auch andere Biomarker als Kalzium messen. Damit kann die Erfindung potenziell auch zur Früherkennung anderer Krankheiten eingesetzt werden, wie neurodegenerative Erkrankungen oder Hormonstörungen, hoffen die Züricher Forscher.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Sonderbericht

Erfolge der CML-Therapie mit besserer Verträglichkeit steigern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novartis Pharma GmbH, Nürnberg

Rauchfreies Europa?

Rauchstopp: EU hat neben Tabak auch Nikotin im Blick

Das könnte Sie auch interessieren
Der Gesundheitsdialog

© Janssen-Cilag GmbH

J&J Open House

Der Gesundheitsdialog

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

© Springer Medizin

Johnson & Johnson Open House-Veranstaltung am 26. Juni 2025 beim Hauptstadtkongress

Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
J&J Open House beim Hauptstadtkongress

© [M] Springer Medizin Verlag

Video zur Veranstaltung

J&J Open House beim Hauptstadtkongress

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Erfolge der CML-Therapie mit besserer Verträglichkeit steigern

© Springer Medizin Verlag

Erfolge der CML-Therapie mit besserer Verträglichkeit steigern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novartis Pharma GmbH, Nürnberg
Abb. 1: Schematische Wirkprinzipien verschiedener immuntherapeutischer Ansätze beim Multiplen Myelom

© Johnson & Johnson

Therapie des Multiplen Myeloms

Ebnet die Präzisionsmedizin den Weg zur funktionellen Heilung dieser Neoplasie?

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Janssen-Cilag GmbH, Neuss
Abb. 1: APPULSE-PNH-Studie: Hämoglobin-Werte und ARC während des 24-wöchigen Studienzeitraums

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [8]

Paroxysmale nächtliche Hämoglobinurie (PNH)

Nach Umstellung auf Iptacopan: Hämoglobin-Wert klinisch relevant verbessert

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novartis Pharma GmbH, Nürnberg
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Elektronische Patientenakte

So steht es um die ePA in den Krankenhäusern

Vier Erreger im Blick

Kampf gegen Antibiotikaresistenzen: Werden die Ziele erreicht?

Lesetipps
In der Grippe-Saison 2025/2026 in Europa wird die Influenza-Variante, A(H3N2) der Subklade K wahrscheinlich eine dominierende Rolle spielen.

© peterschreiber.media / stock.adobe.com

Influenza A(H3N2) Subklade K

Grippe-Saison in diesem Jahr früher – ECDC rät zu Impfung

Eine Frau sitzt vor dem PC und schneuzt in ein Taschentuch.

© StockPhotoPro / stock.adobe.com

Überforderung und Erschöpfung

Krank zur Arbeit – das erhöht das Fatigue-Risiko

Dreidimensionale Darstellung einer Röntgenaufnahme der Vorderansicht eines Menschen mit Körperkonturen und farblich hervorgehobenen aufsteigenden Dickdarm.

© Matthieu / stock.adobe.com

Fallbericht

Starker Verdacht auf Kolonkrebs – und das steckte dahinter