Hintergrund

Läusealarm nach den Ferien - jetzt zählt Disziplin

Viele Kinder bringen aus den Ferien Kopfläuse als lästiges Souvenir mit. Mit einfachen Mitteln können die hartnäckigen Parasiten wieder entfernt werden. Wichtig ist nur, die wiederholt nötigen Behandlungen über drei Wochen penibel vorzunehmen.

Von Werner Stingl Veröffentlicht:
Es juckt und brennt: Gegen Läuse ist eine penible Therapie nötig.

Es juckt und brennt: Gegen Läuse ist eine penible Therapie nötig.

© tlorna / shutterstock

Wegen Kopfläusen wird besonders oft in Grundschulen und Kindergärten Alarm geschlagen. Vor allem von Urlaubsreisen werden die Parasiten häufig mitgebracht.

In den Wintermonaten werden sie zudem durch vermehrten Haar-zu-Haar-Kontakt beim Spielen im Haus weitergegeben. Betroffene werden dabei oft zu Unrecht wegen angeblicher Hygiene-Mängel stigmatisiert.

Der Befall ist ungefährlich, weil die Kopflaus - im Gegensatz zur Kleiderlaus - als Krankheitsüberträger so gut wie keine Bedeutung hat. Kopfläuse können zwar ebenso wie Kleiderläuse bei ihrer Blutmahlzeit Krankheitserreger aufnehmen, etwa Rickettsien als Erreger von Fleckfieber.

Da Kopfläuse aber ihren menschlichen Wirt weitaus seltener wechseln als Kleiderläuse, spielen sie als Überträger so gut wie keine Rolle, sagte Professor Heinz Mehlhorn von der Universität Düsseldorf zur "Ärzte Zeitung". Durch die gute Hygiene in Industrieländern gibt es zudem kaum noch menschliche Reservoirs für von Läusen übertragene Infektionserreger.

Kopfläuse werden fast ausschließlich durch Haarkontakt von Kopf zu Kopf übertragen. Deshalb sind Kindergarten- und Schulkinder, die ihre Köpfe im Alltag weitaus öfter und enger zusammenstecken als Erwachsene, primär betroffen. Die befruchteten Weibchen wandern nach der Blutmahlzeit von der Kopfhaut an die Enden offen liegender Haare.

Bekommen die Parasiten dabei das Haar eines anderen Menschen zu greifen, können sie auf einen neuen Wirt wechseln und dort mit der Ablage von täglich zwei bis zehn Eiern (Nissen) eine neue Population gründen. Dass eine Laus beim Wirtswechsel zu Boden fällt, ist angesichts ihrer perfekten, zu Haarklammern umgestalteten sechs Beine sehr unwahrscheinlich. Getrennt von ihrem Wirt würden die Tiere zudem schnell austrocknen und sterben.

Haare gründlich mit Kamm und Lupe absuchen

Falsche Anwendung führt zu Therapieversagen

Zur Behandlung gegen Kopfläuse sind viele Mittel auf dem Markt. §18 des Infektionsschutzgesetzes regelt, welche Präparate zur behördlich angeordneten "Entwesung" zugelassen sind.

Führt die Therapie nicht zum Erfolg, ist dies meist auf eine nicht angemessene Anwendung zurückzuführen.

So tragen viele Patienten die Kopflausmittel zum Beispiel zu sparsam auf, lassen sie zu kurz einwirken oder verzichten auf die Mehrfachbehandlung.

Daher sei es Zeitverschwendung, bei einem neu entdeckten Kopflausbefall Räume intensiv zu putzen und zu desinfizieren, betont Mehlhorn. Man sollte sich vielmehr darauf konzentrieren, bei allen Kontaktpersonen von Betroffenen in Schule, Kindergarten, Familie und Freundeskreis die Haare gründlich - das heißt mindestens etwa eine viertel Stunde lang - mit Kamm und Lupe nach Nissen abzusuchen.

Die Nissen finden sich dabei besonders im Nacken, an den Schläfen oder hinter den Ohren.

Bei Kopflaus-Befall ist ein zugelassenes Läusemittel konsequent nach den jeweiligen Angaben im Beipackzettel anzuwenden. Bei der Therapie kommt es darauf an, sowohl die Läuse als auch die Embryonen in den Nissen zu töten.

Dabei hat sich die systematische, vom Robert Koch-Institut empfohlene Vorgehensweise bewährt.

Bei dem Verfahren wird über einen Zeitraum von zwei bis drei Wochen mehrfach mit einem Insektizid behandelt und regelmäßig nass ausgekämmt. Patienten sollten darauf hingewiesen werden, dass diese Mehrfachbehandlung wichtig ist, da mit dem Kopflausmittel häufig nicht sofort alle Eier getötet werden.

Nach der Erstbehandlung können also durchaus noch Larven schlüpfen. Zeitaufwendig, aber notwendig ist es, die Haare mit einer Pflegespülung und dem Läusekamm nass auszukämmen.

Nicht generell empfohlen ist die prophylaktische Mitbehandlung von Kontaktpersonen. Jedoch wird bei Kindern mit Läusebefall geraten, auch die Geschwister wegen des engen Kontaktes mitzubehandeln.

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