Welt-Schlaganfall-Tag

Lotsen für Schlaganfall-Patienten

Fast 270.000 Menschen pro Jahr erleiden in Deutschland einen Schlaganfall - dank Fortschritte in der Akutversorgung überleben viele. Eine bessere Versorgung könnte ein Lotsen-Modell bringen.

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CT bei Apoplexie: Per Durchflusszeit lässt sich durchblutetes Gewebe von abgestorbenem (blau) unterscheiden.

CT bei Apoplexie: Per Durchflusszeit lässt sich durchblutetes Gewebe von abgestorbenem (blau) unterscheiden.

© Allgemeinkrankenhaus Altona

GÜTERSLOH (mal). Bis zu 30 Prozent aller Apoplexie-Patienten kennen die Ursache ihres Schlaganfalls nicht, meldet die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe aus Anlass des Welt-Schlaganfall-Tages am 29. Oktober.

Sie stellt den Aktionstag unter das Motto "Sorge für dich - Schlaganfall-Ursachen erkennen und handeln".

Bei vielen Schlaganfällen bleibt Ursache unklar

Fast 270.000 Menschen pro Jahr erleiden in Deutschland einen Schlaganfall. "Immer mehr Menschen überleben einen Schlaganfall, weil wir in der Akutversorgung große Fortschritte gemacht haben", wird Dr. Brigitte Mohn, Vorsitzende der Deutschen Schlaganfall-Hilfe, in einer Mitteilung der Stiftung zitiert.

Die Überlebenden aber tragen ein hohes Risiko für einen zweiten Schlaganfall. Eine Anpassung des Lebensstils und die Einnahme von Medikamenten sind deshalb häufig notwendig.

Doch eine gezielte Prävention ist nicht immer möglich. In bis zu 30 Prozent der Fälle kann in der Akutklinik die Ursache des Schlaganfalls nicht sicher festgestellt werden.

Für die Patienten und ihre Angehörigen bringt dies eine große Unsicherheit mit. "Deshalb ist es aus unserer Sicht wichtig, die Diagnosemöglichkeiten weiterzuentwickeln, Patienten besser aufzuklären und sie längerfristig zu begleiten," sagt Dr. Brigitte Mohn.

Auf Vorhofflimmern untersuchen

Professor Wolf-Rüdiger Schäbitz ist Chefarzt im Neurozentrum Bethel (Bielefeld) und Regionalbeauftragter der Deutschen Schlaganfall-Hilfe. Bei unklarer Ursache lässt er Schlaganfall-Patienten routinemäßig auf Vorhofflimmern untersuchen und erzielt dabei bereits große Erfolge.

"Ist Vorhofflimmern einmal erkannt, können wir es heute medikamentös gut behandeln. Dennoch gibt es einen beachtlichen Prozentsatz von Patienten, die wir ohne Diagnose entlassen müssen", wird Schäbitz in der Mitteilung der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe zitiert.

Grund dafür sei das unregelmäßige Auftreten des Vorhofflimmerns, das in vielen Fällen über Tage völlig symptomlos und klinisch unauffällig sein kann.

"In diesen Fällen muss eine weitere Diagnostik in der Rehabilitation und der Nachsorge stattfinden", plädiert Schäbitz für eine sektorübergreifende, enge Vernetzung der Beteiligten.

Lotsen-Modell wird entwickelt

Die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe entwickle ein neues Versorgungsmodell. Es beinhaltet so genannte Behandlungspfade und einen Schlaganfall-Lotsen, der die Behandlung über einen längeren Zeitraum koordiniert.

Das Modell soll dazu beitragen, dass an den Übergängen der Versorgung kein Patient "verloren geht".

Zum Welt-Schlaganfall-Tag veranstalten Kliniken und Selbsthilfegruppen aus dem Netzwerk der Stiftung bundesweit Vorträge und Aktionen.

Die Deutsche Schlaganfall-Hilfe stellt umfangreiche Informationen zur Prävention des Schlaganfalls in ihrem Internetportal schlaganfall-hilfe.de zur Verfügung, darunter auch eine Broschüre zum Thema Vorhofflimmern, eine Anleitung zur Pulsmessung und Tipps eines Experten im Video-Interview.

Ebenfalls steht ein neuer, origineller TV- und Kinospot zur Schlaganfall-Prävention zur Verfügung, der auch jüngere Zielgruppen anspricht.

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