Smartphone-bezogene Unfälle

Mädchen sind öfter Smombie-Opfer

Smombie – Menschen, die anscheinend wie Zombies mit dem Smartphone herumlaufen –, dein Name ist Weib. Das lässt zumindest eine Studie der Uniklinik Leipzig vermuten: Mädchen sind demnach häufiger Opfer von Smartphone-bezogenen Unfällen.

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Selfies auf der Straße? Keine gute Idee.

Selfies auf der Straße? Keine gute Idee.

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LEIPZIG. Die nach eigenen Angaben weltweit erste Fall-Serie von Smartphone-bezogenen Unfällen bei Kindern und Jugendlichen haben Ärzte der Klinik und Poliklinik für Kinderchirurgie der Uniklinik Leipzig (UKL) veröffentlicht (Ped Emer Care 2019; online 22. März). Untersucht wurden Behandlungen aus den Jahren 2008 bis 2018, teilt die UKL mit.

Ein erster Fall trat 2012 auf. Seitdem mussten am UKL zehn Mädchen und Jungen nach Smartphone-Unfällen stationär behandelt werden. Acht Unfälle ereigneten sich erst 2016 oder später.

Die Patienten wurden in der Studie auch dahingehend eingeteilt, ob ihre Rolle beim Unfall aktiv oder passiv war. Neben nur zwei Passiv-Fällen, in denen Kleinstkinder leichte Blessuren erlitten, weil ihre Eltern sie mit dem Smartphone verletzten, stehen acht Fälle mit aktiver Rolle zu Buche.

Mädchen häufiger betroffen

Mehrere Mädchen erlitten dabei schwere Verletzungen: Ein glücklicherweise nur mit 30 km/h fahrendes Auto erfasste eine 12-Jährige, die die Straße überquerte und dabei ausschließlich auf ihr elektronisches „Spielzeug“ schaute – Diagnose Beckenringfraktur.

Eine 16-Jährige fiel in einer Silvesternacht durch ein Glasdach, als sie gerade ein Foto von sich selbst machte. Sie erlitt ein schweres Wirbelsäulentrauma und Schnitte an der Hand. Einem weiteren Mädchen, ebenfalls 16 Jahre alt, rollte ein Auto über die Hand, als sie ihr Smartphone von der Straße aufheben wollte.

Dass eher Mädchen einer gewissen Smartphone-Sucht verfallen, war auch bei der Fall-Serie der Leipziger Kinderchirurgen zu beobachten: Nur bei zwei der zehn Fälle stand ein Junge im Zentrum des Geschehens.

Was gegen ein weiteres Ansteigen der Unfallzahlen helfen könnte, ist für UKL-Klinikdirektor Professor Martin Lacher klar: Weniger oft auf das Gerät schauen und mehr Aufmerksamkeit durch Erziehungsberechtigte, die ihre Vorbildrolle auch ernst nähmen, sei das Eine.

Andere Länder, andere Sitten

Lacher hat jedoch noch andere Maßnahmen im Blick: „Im US-Bundesstaat Hawaii ist es illegal, eine Straße zu überqueren, während man auf das Smartphone schaut. Wäre das auch für unser Land gut?“, wird er in der Mitteilung der Uniklinik zitiert. Mit China, den USA, Belgien und Litauen gibt es zudem vier Länder, in denen spezielle Fußwege für unaufmerksame Smartphone-Nutzer eingerichtet wurden.

In den Niederlanden finden sich bereits zwei Städte, in denen Fußgängerampeln am Erdboden montiert sind. Die Dunkelziffer von Smartphone-bezogenen Unfällen bei Kindern und Jugendlichen dürfte wesentlich höher sein, so die Leipziger Forscher, denn viele Verletzte gingen nicht zum Arzt oder würden das Mobiltelefon nicht als Grund der Verletzung angeben. (eb)

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