Studie

Metformin gegen Chorea Huntington

Forscher haben im Tiermodell vielversprechende Ergebnisse mit Metformin bei Chorea Huntington erzielt.

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MAINZ. Wissenschaftler haben im Tiermodell gezeigt, dass das Metformin in der Lage ist, den Verlauf der Huntington-Erkrankung zu stoppen, und zwar lange bevor sich die ersten klinischen Symptome zeigen, teilt die Universitätsmedizin Mainz mit. Folgestudien müssen nun zeigen, ob sich durch Metformin tatsächlich auch die erst später auftretenden Symptome der Huntington-Erkrankung verhindern lassen.

Forscher der Unimedizin Mainz haben die Hypothese aufgestellt, dass die Huntington-Erkrankung nicht erst zum Zeitpunkt des Auftretens klinischer Symptome oder kurz davor das Gehirn angreift. "Wir haben überlegt, dass das aufgrund des Gendefekts veränderte Eiweiß wahrscheinlich bereits sehr lange vor der ersten Krankheitsmanifestation kleine Schäden im Gehirn verursacht und dass diese kleinen Schäden das neuronale Netzwerk subtil stören", wird Universitätsprofessor Susann Schweiger, Direktorin des Instituts für Humangenetik, in der Mitteilung des Unimedizin Mainz zitiert. "Wir haben weiter vermutet, dass die Behandlung dieser kleinen, sehr frühen Störungen nötig ist, um die Krankheit effektiv zu stoppen."

Dies untersuchten die Forscher in Mäusen, die die Huntington Mutation tragen und im Laufe von etwa ein bis zwei Jahren eine Huntington-ähnliche Erkrankung entwickeln. Mit hochauflösender 2-Photonen Mikroskopie konnten sie im Gehirn der Mäuse – lange bevor diese Symptome zeigten – einzelne Neuronen identifizieren, die deutlich aktiver als der Rest der Zellen waren.

Solche hyperaktiven Zellen wurden in gesunden Kontrollen nicht gefunden. "Weiterhin konnten wir zeigen, dass diese einzelnen hyperaktiven Zellen die Aktivität des gesamten Netzwerkes in Richtung Hyperaktivität verschieben", erklärt Universitätsprofessor Albrecht Stroh vom Institut für Pathophysiologie.

Neuroprotektive Wirkung von Metformin

Aus früheren Arbeiten war den Forschern bekannt, dass Metformin auch neuroprotektive Wirkung haben kann. In ihrer aktuellen Arbeit konnten sie zeigen, dass durch Metformin-Gabe die frühen Veränderungen des neuronalen Netzwerks ebenso wie Verhaltensauffälligkeiten verschwinden (eLife 2018; 7:e38744).

"Diese Ergebnisse bedeuten, dass Metformin, wenn es lange bevor die Krankheit ausbricht, verabreicht wird, den Krankheitsprozess im Tiermodell stoppen kann", so Schweiger. "In künftigen Studien wollen wir nun untersuchen, ob sich mit den frühen, chronischen Metformingaben auch wirklich die später auftretenden Krankheitszeichen verhindern und Hirnnetzwerke stabilisieren lassen," fügt Stroh hinzu.

Außerdem planen die Wissenschaftler eine proof-of-concept Studie mit Huntington-Patienten, die sich in einem frühen Krankheitsstadium befinden, um herauszufinden, ob die orale Gabe von Metformin auch im Menschen zur Reduktion von krankheitsverursachendem Protein führt. (eb)

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