AsthmaTuner

Mit App unkontrolliertes Asthma besser im Griff

Patienten mit unkontrolliertem Asthma können sich selbst helfen, und zwar mit einem kabellosen Spirometer und einer App. Einer Pilotstudie zufolge haben sie damit ihre Symptome besser im Griff.

Von Ingrid Kreutz Veröffentlicht:
Einkabelloses Spirometer und ein Smartphone mit der App „AsthmaTuner“.

Ein kabelloses Spirometer und ein Smartphone mit der App „AsthmaTuner“.

© MediTuner

Stockholm. Wenn es darum geht, Patienten mit unkontrolliertem Asthma effektiv zu helfen, werden neue Forschungsansätze dringend benötigt. Dass solche Patienten sich mithilfe der digitalen Welt auch ganz gut selbst helfen können, darauf deuten nun die Ergebnisse einer kleinen Studie des Karolinska-Instituts in Stockholm (Eur Respir J 2019; online 3. September).

In der Pilot-Studie haben Forscher um Björn Nordlund vom Karolinska-Institut nachgewiesen, dass die Selbsthilfe über einen Algorithmus zur Therapieanpassung funktioniert: Er basiert auf Lungenfunktionswerten und Symptomen, die auf dem Smartphone angezeigt werden. Die Lungenfunktion wird einfach über ein kabelloses Spirometer gemessen, teilt das Karolinska-Institut mit.

Mobile Telefon-App

Unzureichende Behandlung und falsche Anwendung der Medikamente sind häufige Gründe für ein unkontrolliertes Asthma. „Frühere Studien haben gezeigt, dass der Gesundheitszustand und die Lebensqualität von Asthma-Patienten sich durch Schulungen und Selbstmanagement der Krankheit verbessern“, wird Nordlund, Forschungsgruppenleiter am Department of Women’s and Children’s Health des Karolinska-Instituts, in der Mitteilung zitiert. Außerdem würden sich dadurch die für das Gesundheitssystem anfallenden Kosten verringern.

So funktioniert der „AsthmaTuner“

  • Die Selbsthilfe wird über einen Algorithmus zur Therapieanpassung gesteuert.
  • Der Algorithmus basiert auf Lungenfunktionswerten und Symptomen, die auf dem Smartphone angezeigt werden.
  • Die Lungenfunktion wird ganz einfach über ein kabelloses Spirometer gemessen.

Zusammen mit Kollegen hat Nordlund daher ein digitales Selbstversorgungssystem für Asthma entwickelt. Das Systems mit dem Namen „AsthmaTuner“, ermöglicht die Messung der Lungenfunktion über ein kabelloses Spirometer. Dieses ist mit einer Smartphone-App verbunden. Die Symptome werden anhand von Fragen im Rahmen eines individuellen Behandlungsplans beurteilt.

Das System wurde bereits im vergangenen Jahr für die Anwendung im medizinischen Bereich zugelassen, heißt es in der Mitteilung des Karolinska-Instituts. Es werde von dem Unternehmen MediTuner AB vermarktet, das zum Teil auch Nordlund gehört.

„Das neue System analysiert die Lungenfunktion und die Symptome im Einklang mit den Asthma-Leitlinien,“ erklärt der schwedische Forscher. „Der Nutzer bekommt schließlich ein Feedback in Form einer automatisierten ärztlich initiierten Behandlungsempfehlung. Nutzer erhalten außerdem ein Foto des zu verwendenden Inhalationsgerätes sowie Anweisungen dazu, ob die Medikation aufrechterhalten, intensiviert oder deeskaliert werden soll.“

Studie mit 77 Patienten

Die aktuelle Studie wurde im Bereich der Grundversorgung sowie am Astrid Lindgren Children’s Hospital in Stockholm durchgeführt. Sie sollte den Einfluss des digitalen Systems auf die Symptome klären. Außerdem sollte untersucht werden, ob das Vorgehen die Therapietreue der Patienten verbessert.

An der Studie nahmen 77 Patienten im Alter über sechs Jahre mit unkontrolliertem Asthma teil. Etwa die Hälfte von ihnen waren Kinder und Jugendliche. Die Studienteilnehmer nutzten randomisiert und in einem Crossover-Design zunächst den AsthmaTuner für mindestens acht Wochen als Hilfe zum Selbstmanagement, oder sie erhielten für den gleichen Zeitraum eine übliche Versorgung – mit einem individuellen Therapieplan in einer Print-Version.

„Teilweise waren die Ergebnisse schwer zu interpretieren“, so Nordlund. „Wir konnten jedoch feststellen, dass sich die Asthma-Symptome mit dem digitalen System stärker besserten als mit der herkömmlichen Versorgung.“ Außerdem hätten Erwachsene, die die App mindestens einmal pro Woche nutzten, ihre Compliance verbessert und ihre Medikamente zuverlässiger angewendet.

Man ziehe aus den Ergebnissen den Schluss, dass dieses System zur besseren Krankheitskontrolle bei unkontrolliertem Asthma beitragen kann. In einer weiteren Studie soll nun geklärt werden, ob die digitale Selbstversorgung auch langfristig funktioniert.

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