Künstliche Intelligenz

Mit KI dem Krebs früh auf der Spur

Krebsfrüherkennung mittels Künstlicher Intelligenz: Wie lernende Systeme Ärzte unterstützen und Entdeckungsraten erhöhen.

Veröffentlicht:

Wiesbaden. Über Chancen und Grenzen der Künstlichen Intelligenz in der Endoskopie haben Experten beim Kongress Viszeralmedizin diskutiert. Beispiel Darmkrebsvorsorge: Es geht darum, bei der Koloskopie möglichst alle Polypen zu finden, zu entfernen und im Labor zu analysieren.

An dieser Stelle kommen Systeme Künstlicher Intelligenz (KI) ins Spiel, teilt die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) mit.

KI übermitteln während der Darmspiegelung Bilder aus dem Inneren des Darms in hundertfacher Vergrößerung an einen Computer. Eine lernfähige Software sucht dann nach verdächtigen Wucherungen.

7400 Menschen erkrankten 2018 neu

„Eines dieser lernfähigen Systeme erkannte nach einem Training an 8641 Bildern etwa 20 Prozent mehr Polypen im Vergleich zu Endoskopikern“, wird Professor Ralf Jakobs, Vorsitzender der Sektion Endoskopie der DGVS und Direktor der Medizinischen Klinik C am Klinikum Ludwigshafen, in der Mitteilung zitiert.

„Die diagnostische Genauigkeit („accuracy“), also die Fähigkeit des Systems, sowohl einen pathologischen als auch einen nicht-pathologischen Zustand jeweils als solchen richtig zu identifizieren und voneinander zu unterscheiden, lag dabei, zumindest unter Studienbedingungen, bei 96 Prozent – und dies in Echtzeit, also unmittelbar während der Untersuchung“, so Jakobs.

Auch bei der Früherkennung anderen Krebserkrankungen des Magen-Darm-Trakts liefern KI-Systeme vielversprechende Ergebnisse, heißt es in der Mitteilung. Ein Beispiel: Ösophagus-Karzinome. Etwa 5700 Männer und 1700 Frauen sind nach Schätzungen des Robert Koch-Instituts im Jahr 2018 neu an Speiseröhrenkrebs erkrankt – Tendenz steigend.

Chinesische Forscher zeigten in einer aktuellen Untersuchung: Bei der Erkennung von frühen Formen des Plattenepithelkarzinoms der Speiseröhre, erreichen KI-Systeme eine Entdeckungsrate von 97,8 Prozent und eine diagnostische Genauigkeit von 91,4 Prozent.

„Ein positiver Nebeneffekt war zudem, dass insbesondere unerfahrene Untersucher nach einer Unterstützungsphase mit KI so gut trainiert waren, dass sie anschließend auch ohne das KI-System eine deutlich bessere diagnostische Ausbeute erzielten als zuvor“, so Jakobs.

Hohe Entdeckungsrate

Auch bei der Entdeckung von Magenfrühkarzinomen zeigte sich das Potential der KI: In einer aktuellen Studie erreichte das System eine Entdeckungsrate von 94 Prozent und eine diagnostische Genauigkeit von 92,5 Prozent.

„Die zunehmende Etablierung und Verbreitung dieser neuen Techniken bietet ein großes Potential, die Erkennungsquote von Krebsvorläufern und frühen Krebsformen des Magen-Darm-Trakts zu steigern – alles deutet darauf hin, dass damit die Vorsorge und Früherkennung noch effektiver und besser werden wird“, sagt Jakobs.

In welchem Ausmaß die bessere Erkennung der überwiegend kleinen Krebsvorläufer durch KI auch zu einer weiteren Reduktion der Sterblichkeit führen wird, müssten jedoch Untersuchungen der Zukunft zeigen. Denn aktuell seien die Systeme noch nicht oder nicht lange genug in der regulären Versorgung etabliert, um diese Frage zu beantworten.

Das erste KI-System zur Früherkennung von Darmkrebs sei in Deutschland seit kurzem im Markt eingeführt und werde bereits in der klinischen Versorgung eingesetzt. KI-Systeme für die Erkennung anderer Krebsarten werden derzeit noch in Studien getestet. (eb)

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

© Aleksandr | colourbox.de

Fatal verkannt

Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

© polkadot - stock.adobe.com

Vitamin-B12-Mangel

Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
B12-Mangel durch PPI & Metformin

© Pixel-Shot - stock.adobe.com

Achtung Vitamin-Falle

B12-Mangel durch PPI & Metformin

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2024

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Eine Sanduhr, durch die Geldstücke fall

© fotomek / stock.adobe.com

Tag der Privatmedizin 2024

Outsourcing: Mehr Zeit für Patienten!

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Buch mit sieben Siegeln oder edles Werk? KI-Idee einer in Leder eingebundenen neuen Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ)

© KI-generiert mit ChatGPT 4o

Exklusiv Entwurf unter der Lupe

Das brächte Ihnen die neue GOÄ

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Multimodaler Ansatz zur Regeneration der Darmbarriere

© Steffen Kögler / stock.adobe.com

Reizdarmsyndrom und Nahrungsmittelunverträglichkeiten

Multimodaler Ansatz zur Regeneration der Darmbarriere

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: MEDICE Arzneimittel Pütter GmbH & Co. KG, Iserlohn
Abb. 1: Symptomverbesserung unter Upadacitinib zu Woche 8 und 52

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [2]

Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen

Erste Real-World-Daten bei Colitis ulcerosa und neue Langzeitdaten bei Morbus Crohn zu Upadacitinib

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: AbbVie Deutschland GmbH & Co. KG, Wiesbaden
Abb. 1: Sequenzierung einer Biologika-Therapie bei MC: Effektivität von VDZ in Abhängigkeit der Therapielinie

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [10]

Frühe versus personalisierte Therapie bei Morbus Crohn

Führt mehr als ein Weg zu einem besseren Behandlungsergebnis?

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Takeda Pharma Vertrieb GmbH & Co. KG, Berlin
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Netzwerk-Metaanalyse von 139 Studien

Gonarthrose: Viele Optionen, doch nur wenige funktionieren

Chronisches Kreuzweh

Studie: Rauchen lässt den Rücken schmerzen

Lesetipps
Schwindel kann viele unterschiedliche Ursachen haben. Mit den richtigen Fragen kommt man aber zur richtigen Diagnose.

© Andrey Popov / stock.adobe.com

BAM-Kongress 2025

Schwindel in der Hausarztpraxis: Fünf Fragen zur Ursachenfindung

Prophylaktische Maßnahmen sind der beste Weg, um Infektionen bei Krebspatientinnen und -patienten zu verhindern. Während und nach ihrer Chemotherapie sind sie dafür besonders anfällig. (Symbolbild)

© RFBSIP / stock.adobe.com

Vorbeugen ist besser als heilen

Wie die Infektionsprophylaxe bei Krebspatienten gelingt

Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung