In Vorsorgeuntersuchungen eingliedern
Mit dem Allergiescreening für Kinder einen Schritt voraus sein
Allergien und Asthma sind Volkskrankheiten mit hoher Relevanz, die besonders Kinder und Jugendliche betreffen. Mit präventiven Maßnahmen bzw. frühen Therapien lässt sich gegensteuern, weshalb Kinderärzte ein Allergiescreening im Rahmen von Vorsorgeuntersuchungen bei Kindern fordern.
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Leipzig. Eines von vier Kindern ist heute allergisch. Die atopischen Erkrankungen entstünden dabei über einen gewissen Zeitraum, „über zum Beispiel die ersten zwei Lebensjahrzehnte“, konstatierte Professor Eckard Hamelmann, Universität Bielefeld. Wie er auf dem diesjährigen Kongress für Kinder- und Jugendmedizin in Leipzig berichtete, spiele die Genetik eine wesentliche Rolle.
Es gäbe aber Möglichkeiten der Prävention. Zum Beispiel mit einem Screening im Rahmen der Sekundärprävention, mit dem Erkrankungen im symptomlosen Frühstadium erkannt werden sollen. Die Zielgruppe: Sensibilisierte, aber noch symptomlose Personen sowie solche mit frühen Krankheitszeichen.
„Ganz wichtig: Ein erhöhtes IgE ist keine Allergie, sondern es ist ein Marker dafür, dass man später vielleicht eine Allergie entwickeln kann“, betonte Hamelmann. Aus der KIGGS-Kohorte wisse man, dass fast jedes zweite Kind bereits spezifische Sensibilisierungen aufweist.
Sekundärprävention mit Allergiescreening
Bei der Sekundärprävention geht es also darum, die Manifestation einer Erkrankung zu verhindern, ebenso einen Symptomwechsel – also zum Beispiel die Entwicklung von Asthma aus einer Rhinitis. Es gilt, relevante Allergene und Substanzen zu vermeiden und Beratungen durchzuführen.
Pilzallergene und Lungenfunktion
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Bei Personen mit frühen Krankheitszeichen kommt gegebenenfalls eine Pharmako-Prophylaxe und Immuntherapie zum Einsatz. Auch die Nationale Versorgungsleitlinie Asthma empfiehlt, bei Patientinnen und Patienten mit allergischem Asthma die Indikation zu einer spezifischen Immuntherapie zu prüfen – vorausgesetzt, die allergische Komponente der asthmatischen Beschwerden ist gut dokumentiert.
Hamelmann präsentierte die Initiative Allergiescreening, die sich damit beschäftigt, wie man Kinder mit erhöhtem Risiko für allergische Erkrankungen frühzeitig identifizieren und einer gezielten Diagnostik und Behandlung zuführen kann.
Die Initiative unterstützt außerdem die Einführung von Allergiescreenings in die Vorsorgeuntersuchungen (U2-U9) für Kinder und Jugendliche. Es soll eine spezifische allergologische Anamnese und körperliche Untersuchung erfolgen, ebenso soll das Allergie-Risiko eingeschätzt und Empfehlungen zur weiteren allergologischen Diagnostik und Therapie ausgesprochen werden.
Bei auffälligen Befunden soll sofort eine zweite Stufe im Screening durch Kinderärztinnen und -ärzte erfolgen. Liegen entsprechende Befunde vor, werden Maßnahmen eingeleitet.
Primärprävention in S3-Leitlinie verankert
Als „Königsklasse“ bezeichnete Hamelmann die Primärprävention, die darauf abzielt, die Ursachen der Krankheitsentstehung zu beseitigen bzw. zu vermindern. Auch die Veränderungen ursächlicher oder prädisponierender Umwelt- und Arbeitsplatzfaktoren sowie die Erhöhung der Toleranz der Individuen stehen auf dem Plan.
Entsprechende Empfehlungen sind in der S3-Leitlinie „Allergieprävention“ zusammengefasst. Gute Evidenz gibt es laut Hamelmann zum Beispiel für die vaginale Entbindung, Stillen ≥ 4 Monate, normale Impfung, frühe Beikost, nicht Rauchen, kein Übergewicht, geringe Emissionen und Schimmel vermeiden.