Studie

Mit kryokonservierten Embryonen so viele Lebendgeburten wie mit frischen

Gemessen anhand der Lebendgeburtenrate ist es offenbar unerheblich, ob nach künstlicher Befruchtung die Embryonen mit oder ohne vorherige Kryokonservierung in den Uterus eingesetzt werden.

Peter LeinerVon Peter Leiner Veröffentlicht:
Kryokonservierung von Embryonen ist längst Routine.

Kryokonservierung von Embryonen ist längst Routine.

© picture alliance

JINAN. Bei anovulatorischen infertilen Frauen mit polyzystischem Ovarialsyndrom hatte sich herausgestellt, dass nach künstlicher Befruchtung die Lebendgeburtenrate höher war, wenn die Embryonen zuvor eingefroren waren.

Reproduktionsmediziner um Dr. Yuhua Shi vom Zentrum für Reproduktionsmedizin an der Shandong-Universität in Jinan in China haben nun in einer randomisierten Studie geprüft, ob auch bei infertilen Frauen mit Ovulation diese Rate nach Kryokonservierung höher ist als ohne Einfrieren der Embryonen (N Engl J Med 2018; 378: 126-136).

Eingefroren wurden Embryonen im frühen Teilungsstadium, nicht erst im Blastozystenstadium. An der Studie nahmen 2157 infertile Frauen teil, bei denen erstmals eine In-vitro-Fertilisation (IVF) oder eine intrazytoplasmatische Spermieninjektion vorgenommen worden war.

Anlass waren Eileiterstörungen oder Infertilität aufgrund männlicher Faktoren wie Oligospermie. Die Frauen waren zwischen 29 und 35 Jahre alt. Der Menstruationszyklus war normal (zwischen 21 und 35Tage). Die Infertilität bestand seit mindestens einem Jahr.

Lebendgeburtrate im Fokus

Primärer Endpunkt der Studie war die Lebendgeburtsrate, und zwar mit der Geburt im Gestationsalter von mindestens 28 Wochen. Sekundäre Endpunkte waren unter anderem biochemische Schwangerschaft, Embryoimplantation und Schwangerschaftsabbruch. Bei möglichen unerwünschten Wirkungen standen etwa das ovarielle Hyperstimulationssyndrom und die ektope Schwangerschaft im Fokus.

Wie die Mediziner berichten, gab es in beiden Studiengruppen keinen signifikanten Unterschied mit Blick auf die Lebendgeburtenrate. Sie lag bei Implantation von Embryonen nach Kryokonservierung bei 48,7 Prozent, bei Verwendung von Embryonen ohne vorheriges Einfrieren bei 50,2 Prozent.

Auch bei sekundären Endpunkten wie biochemische Schwangerschaft und Gesamtrate vorzeitiger Schwangerschaftsbeendigung gab es keinen Unterschied zwischen den Studiengruppen.

Jedoch war ein vorzeitiges Ende der Schwangerschaft im zweiten Trimenon signifikant seltener, wenn Embryonen zuvor eingefroren waren, wie Shi und Kollegen berichten (1,5 vs. 4,7 Prozent; relatives Risiko (RR): 0,33; 95%-Konfidenzintervall: 0,16–0,68; p = 0,002). Auch die Wahrscheinlichkeit für ein ovarielles Hyperstimulationssyndrom war in der Gruppe der Frauen mit Kryokonservierung der Embryonen signifikant niedriger (0,6 vs. 2,0 Prozent; RR: 0,32; 5%-Konfidenzintervall: 0,14–0,74; p=0,005).

Über ein ähnliches Ergebnis berichten vietnamesische Reproduktionsmediziner in einer Studie mit infertilen Frauen, ebenfalls ohne polyzystisches Ovarialsyndrom (NEJM 2018; 378: 137–147).

Nach dem ersten kompletten IVF-Zyklus waren Schwangerschaften nach Implantation von zuvor kryokonservierten Embryonen nicht seltener als nach Verwendung von frischen Embryonen (36,3 vs. 34,5 Prozent; RR: 1,05; 95%-Konfidenzintervall: 0,87–1,27; p = 0,65). Das galt auch für die Lebendgeburtenrate in dieser Studie (33,8 vs. 31,5 Prozent; RR: 1,07; 95%-Konfidenzintervall: 0,88–1,31).

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