Roche

Onkologische Forschung und Entwicklung wird smart

Dank innovativer Technologien lassen sich Krebserkrankungen immer besser verstehen und Therapien effizienter entwickeln. Auf einem Symposium der Roche Pharma AG wurde deutlich, wie das Unternehmen das Potenzial von Externer Innovation, Next Generation Sequencing und Big data nutzt, um die Personalisierung der Medizin auf eine neue Ebene zu heben.

Von Günter Löffelmann Veröffentlicht:

Krebs – es ist fast schon eine Binse – ist nicht gleich Krebs. Moderne molekularbiologische Verfahren erlauben es, verschiedene Entartungsmechanismen, Mutationsprofile und Biomarker zu identifizieren und jeden Tumor detailliert zu charakterisieren. Dabei fallen enorme Mengen an Informationen an, die sich nur durch Digitalisierung nutzen lassen. "Die Verschmelzung derartiger Schlüsseltechnologien erweitert unser Wissen über Krebserkrankungen erheblich und wird die Personalisierung der Therapie ganz wesentlich voranbringen", kommentierte Dr. Astrid Kiermaier, Director Oncology Biomarker Development bei Roche. Roche will diese Trends bestmöglich nutzen, unter anderem durch Kooperationen mit Unternehmen, die mit ihrem Know-how die hauseigene onkologische Kompetenz ergänzen.

Als Beispiel nannte Kiermaier die Kollaboration mit Foundation Medicine Inc. (FMI). Das Unternehmen hat sich darauf spezialisiert, genetische und molekularbiologische Tumorprofile auszuwerten. "FMI verfügt derzeit über Daten von mehr als 110.000 Patienten, die wir nutzen, um Studienprogramme zu planen, neue Angriffspunkte für zielgerichtete Substanzen zu identifizieren oder die Prävalenz bestimmter Tumorsubtypen besser einzuschätzen", sagte Kiermaier. Ziel sei es, therapiebegleitende Diagnostika, RNA-basierte Tests zur Entwicklung von Immuntherapien und blutbasierte Tests zu entwickeln, wie beispielsweise den in den USA bereits verfügbaren FACT-Assay für zirkulierende Tumor-DNA. Letztlich gehe es darum, Therapieentscheidungen weiter zu personalisieren.

Dieser Prozess beginnt heute bereits beim Design von Studien, wie Kiermaier am Beispiel der MODUL-Studie erläuterte. Darin sind Patienten mit metastasiertem Kolorektalkarzinom eingeschlossen, die Biomarker-gesteuert auf verschiedene Studienarme randomisiert werden. "Das Design ist adaptiv, das heißt, es können abhängig vom Wissensstand weitere Arme eröffnet werden", so Kiermaier. Dadurch haben Patienten die Chance, mit den jeweils neuesten, auf sie zugeschnittenen Therapien behandelt zu werden.

Ein weiterer Entwicklungspartner von Roche bzw. Genentech ist das Mainzer Unternehmen BioNTech. Gemeinsam arbeitet man an der Entwicklung, Herstellung und Vermarktung einer mRNA-basierten Krebsvakzine. Dazu identifizieren die Forscher zunächst Mutationen im Tumorgewebe eines Patienten und selektieren jene Veränderungen, die als Neoantigene am wahrscheinlichsten eine Immunantwort gegen den Tumor auslösen. Die Vakzine ist dadurch individuell auf jeden einzelnen Patienten zugeschnitten und wird bedarfsweise produziert.

"Mit diesen Initiativen zielen wir darauf ab, Forschung und Entwicklung effizienter zu gestalten, gezieltere Therapieentscheidungen zu ermöglichen, die Ergebnisse zu verbessern und Medikamente schneller verfügbar zu machen", resümierte Kiermaier.

Real-world-Daten werden wichtiger

Zu den nutzbaren Daten, gehören jene aus dem Praxisalltag, so genannte Real-world-Daten. Quellen sind häufig Krankenkassen, elektronische Gesundheitsakten oder Register. "Bislang liegen diese Daten aber oft noch unstrukturiert und isoliert vor", schränkte Dr. Adrian Cassidy, Deputy Global Head RWD Science Oncology bei Roche, ein. Idealerweise sollten die Informationen digitalisiert und mit anderen Beständen kombinierbar sein.

In den USA stellt Roche dies nun durch eine Kooperation mit FLATIRON sicher, einem Netzwerk aus 258 onkologischen Kliniken und 2400 Ärzten. FLATIRON verfügt über Real-world-Daten von 1,5 Millionen Krebspatienten und verknüpft sie mit weiteren Daten, etwa molekularbiologischen Profilen. "Dadurch können wir Krankheitsverläufe verfolgen, therapeutische Defizite aufdecken und Kollektive identifizieren, die von einer Therapie besonders profitieren", so Cassidy. Weiter geben die Daten Auskunft über die Art, wie Therapien eingesetzt werden oder wie sie in pharmakoökonomischer Hinsicht abschneiden. Und immer öfter komme es vor, dass Zulassungsbehörden nach der Markteinführung eines Produktes weitere Daten zur Wirksamkeit und Sicherheit fordern.

Kooperationen und Beteiligungen wie jene mit FMI, BioNTech und FLATIRON sind wesentlicher Bestandteil der unternehmerischen Strategie von Roche. Allein im Jahr 2016 hat das Unternehmen 44 Vereinbarungen mit Partnern getroffen, von denen 28 die Bereiche Forschung, technologische Entwicklung und klinische Studien betrafen, wie Gad Bitton, Group M&A bei Roche, ausführte. Die meisten Kooperationen entfallen dabei auf die Onkologie. Damit will das Unternehmen seine herausragende Rolle in diesem Gebiet sichern.

Dieser Beitrag ist in der Beilage der "Ärzte Zeitung" vom 30.6.17 anlässlich des Symposiums "Innovations in Oncology" am DKFZ in Heidelberg erschienen.

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