3-D-Technik macht‘s möglich

Penisimplantate aus dem Drucker

Funktionsfähige Organe aus dem 3-D-Drucker - davon ist die moderne Technik zwar noch ein Stück entfernt. Lebensechte Modelle, an denen Chirurgen komplizierte Operationen planen können, oder auch maßgeschneiderte Prothesen sind allerdings schon Realität.

Von Thomas Müller Veröffentlicht:
Detaillierte Organmodelle - weitaus detaillierter als bei dieser steinernen Statue - können dank moderner 3-D-Technik einfach ausgedruckt werden.

Detaillierte Organmodelle - weitaus detaillierter als bei dieser steinernen Statue - können dank moderner 3-D-Technik einfach ausgedruckt werden.

© Frank / fotolia.com

LONDON. So manch einer mag sich zwar noch am Kopf kratzen, wozu ein 3-D-Drucker nützlich sein soll, doch nicht wenige sehen in solchen Geräten eine technische Revolution.

In China druckt eine Firma derzeit ganze Häuser inklusive Möbel aus - in erster Linie natürlich deren Bestandteile wie Wände und Steine.

Das Verfahren soll schneller gehen und wesentlich billiger sein als der konventionelle Hausbau.

Ähnliche Motive bewegen auch Urologen, wenn sie von der 3-D-Technik schwärmen. Statt Häuser stehen natürlich Nieren, Hoden und Blasen auf dem Wunschzettel.

Diese sollen zwar nicht in jedem Fall den Patienten implantiert werden, aber sie könnten gerade Chirurgen bisher ungeahnte Möglichkeiten bieten.

Was alles bereits möglich ist oder demnächst möglich sein soll, haben urologische Chirurgen um Angela Yu vom Imperial College in London soeben in einem kurzen Artikel beschrieben (Int J Urol 2015, online 12. Februar).

Ureterschiene und laparoskopische Instrumente ausgedruckt

Die Ärzte nennen als Beispiel Experimente mit ausgedruckten Nieren.

So hatten Forscher versucht, das tumorbefallene Organ eines Patienten möglichst detailgetreu als Modell mit einem 3-D-Drucker nachzubauen - inklusive eines genauen Abbilds der Blutgefäße.

Anhand des Modells konnten die Ärzte dann die Roboter-gestützte Entfernung des Nierenzellkarzinoms planen und üben.

Die 3-D-Drucktechnik, so Yu und Mitarbeiter, bietet damit auch noch wenig erfahrenen Chirurgen die Möglichkeit, an einem naturgetreuen Modell Eingriffe zu üben.

Zudem kann an dem individuellen Modell auch den Patienten der Eingriff besser erläutert werden.

In einem anderen Experiment hatten Forscher eine Harnleiterschiene und laparoskopische Instrumente wie einen Trokar gedruckt und im Tierversuch geprüft.

Sie konnten damit erfolgreich einen Eingriff bei Schweinen bewerkstelligen.

Nicht zuletzt sehen die Chirurgen um Yu auch bei Implantaten gute Chancen für dreidimensionale Druckerzeugnisse.

So ließen sich künstliche Hoden maßgeschneidert anfertigen, auch Penisimplantate könnten Urologen genau nach den Wünschen der jeweiligen Männer drucken.

Sie dürften im Vergleich zu Penisimplantaten von der Stange die Zufriedenheit der Patienten erhöhen.

Bei Geschlechtsumwandlungen erhoffen sich die Chirurgen ebenfalls Unterstützung von der neuen Technik.

Letztlich so schreiben sie, "wird der 3-D-Druck kein vorübergehendes Phänomen sein, sondern fast jeden Aspekt der urologischen Chirurgie transformieren."

Auf die weiteren Entwicklungen darf man also gespannt sein.

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