Piercing stört die Knochendichtemessung

Der Nutzen der Osteodensitometrie steht und fällt mit der Vermeidung von Messfehlern, etwa aufgrund von Fremdkörpern oder falscher Lagerung.

Ingrid KreutzVon Ingrid Kreutz Veröffentlicht:
Knochendichtemessung nach der DXA-Methode. Das Verfahren ist Standard bei der Osteoporose-Diagnostik.

Knochendichtemessung nach der DXA-Methode. Das Verfahren ist Standard bei der Osteoporose-Diagnostik.

© Sven Bratulic

Die Knochendichtemessung ist derzeit unverzichtbar zur Diagnostik und Verlaufskontrolle bei Osteoporose. Dem Verfahren wird in der Leitlinie des Dachverbands Osteologie (DVO) ein besonderer diagnostischer Stellenwert beigemessen.

Um eine frühzeitige Diagnose einer Frakturgefährdung zu ermöglichen und therapeutische Fehlentscheidungen zu vermeiden, ist eine möglichst fehlerfreie Interpretation der gemessenen Werte erforderlich, appelliert Dr. Roger Scholz von der Orthopädischen Klinik und Poliklinik der Universität Leipzig (Der Orthopäde 2010; 4: 361).

DXA-Verfahren hat sich in der Praxis bewährt

In der Praxis hat sich das DXA ("dual energy x-ray absorptiometry")-Verfahren durchgesetzt. Die DXA-Messung an der Wirbelsäule und am proximalen Femur (Gesamthüfte) gilt heute als die beste Methode zur Abschätzung des Frakturrisikos.

Der deutlichste Zusammenhang zwischen einer geringen Knochendichte und einem erhöhten Frakturrisiko ist für die Osteoporose in der Postmenopause und für die senile Osteoporose des Mannes nachgewiesen. Dass sich bei Kindern, Frauen in der Prämenopause sowie bei jüngeren Männern dieser Zusammenhang nicht so stringent zeigt, müsse bei der Interpretation der Messergebnisse berücksichtigt werden, so Scholz.

T-Score ist wesentlich für Therapieentscheidung

Bei der DXA-Messung werden die jeweils gemessenen Werte mit den Mittelwerten junger gesunder Kontrollpersonen (T-Score) und mit einem altersgleichen Kollektiv (Z-Score) verglichen. T- und Z-Score-Werte werden in Standardabweichungen vom Mittelwert angegeben.

Der T-Score ist laut DVO-Leitlinie das wesentliche allgemeine Densitometrie-Kriterium für Therapieentscheidungen. In ihr ist vorgegeben, dass an der LWS der mittlere T-Wert derjenigen Wirbel von L1 bis L4 ermittelt wird, an denen eine auswertbare Messung möglich ist.

Dabei müssen mindestens zwei Wirbelkörper auswertbar sein. Am hüftnahen Oberschenkel ist der T-Score der Gesamtfemurregion ("total hip") und der T-Wert am Schenkelhals für Risikobeurteilungen und therapeutische Schlussfolgerungen relevant. Dabei ist jeweils der niedrigste T-Wert der genannten Regionen entscheidend.

Da es sich bei der DXA-Methode um ein planares Verfahren handelt, kann es durch Fremdmaterialien im Strahlengang, etwa durch Kleidungsbestandteile wie Gürtelschnallen und Knöpfe zu Messfehlern kommen. Es können in umschriebenen Bereichen falsch-hohe Dichtewerte resultieren.

Das könne durch weitgehendes Entkleiden der Patienten vermieden werden, so der Orthopäde. Auch an Schmuck (Piercing) sollte in diesem Zusammenhang gedacht werden. Ein ähnlicher Effekt sei auch durch metallische Implantate sowie durch Vertebro- oder Kyphoplastie infolge des eingebrachten Zements zu erwarten. Hier seien die betroffenen Lendenwirbel komplett aus der Messung auszuschließen.

Wichtig bei der Knochendichtemessung ist auch die exakte Lagerung der Patienten. Zu achten ist laut Scholz vor allem auf einen adäquaten Ausgleich der Lendenlordose durch Flexion der Hüft- und Kniegelenke, wodurch im Scan-Bild die Bandscheibenräume besser erkennbar und somit die Abgrenzung der zu messenden Wirbelkörper exakter möglich ist.

Bei Messungen am proximalen Femur rät Scholz, vor allem auf die korrekte Rotationsstellung und Abduktion des Beines zu achten. Eine häufige Fehlerquelle sind strukturelle Veränderungen. Hierzu gehören vor allem degenerative Schädigungen.

So können Formabweichungen, Überlagerungen und Anbauten, etwa durch "degenerative" Skoliosen, Osteochondrosen und Spondylosen besonders die posteroanterioren Aufnahmen der LWS verfälschen und falsch-hohe Messwerte erzeugen.

Empfehlung zur Osteoporose-Basisdiagnostik bei hohem Frakturrisiko

Die Knochendichtemessung gehört nach der S3-Leitlinie des Dachverbands Osteologie (DVO) zur Basisdiagnostik der Osteoporose. Empfohlen wird die DXA-Messung an der Lendenwirbelsäule (Mittelwert der beurteilbaren Wirbel L1-L4), am Gesamtfemur und am Femurhals (Einzelmessung oder Mittelwert aus Femur links und rechts).

Eine Osteoporose-Basisdiagnostik halten die Experten für notwendig, wenn das 10-Jahres-Frakturrisiko mehr als 20 Prozent für Wirbelkörperfrakturen und proximale Femurfrakturen beträgt. Ein solches Risiko ist bei Frauen ab einem Alter von 70 Jahren und bei Männern ab einem Alter von 80 Jahren generell gegeben.

Das gilt aber etwa auch für Frauen unter 50 und Männer unter 60 Jahren mit mindestens dreimonatiger oraler Kortikoidtherapie (mindestens 7,5 mg Prednisolonäquivalent). Frauen ab 50 und Männer ab 60 Jahre wird der Check auch bei niedrigerer Kortikoid-Dosis empfohlen. (ikr)

www.dv-osteologie.org

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