Prävention

Plädoyer für Erinnerungsverfahren bei der Darmkrebsvorsorge

Ein drei viertel Jahr nach dem Start des Einladungsverfahrens zur Darmkrebsfrüherkennung hat die Stiftung LebensBlicke bereits Verbesserungsvorschläge.

Von Steffen Robens Veröffentlicht:
Will stärker für das Thema Darmkrebsvorsorge sensibilisieren: Professor Jürgen Riemann bei der Auftaktpressekonferenz der Stiftung LebensBlicke zum Darmkrebsmonat März.

Will stärker für das Thema Darmkrebsvorsorge sensibilisieren: Professor Jürgen Riemann bei der Auftaktpressekonferenz der Stiftung LebensBlicke zum Darmkrebsmonat März.

© Marco Mrusek

Ludwigshafen. Bei der Umsetzung des Krebsfrüherkennungs- und -registergesetzes sieht der Vorstandsvorsitzende der Stiftung LebensBlicke, Professor Jürgen Riemann „noch Nachbesserungsbedarf“. Zwar sei es ein echter Fortschritt, dass die Regelungen nun mit Leben gefüllt würden. „Gesetze sind jedoch nie vollkommen“, schränkte Riemann bei der Auftaktpressekonferenz der Stiftung zum Darmkrebsmonat März in Ludwigshafen ein.

Er zielt damit auf das bundesweite, organisierte Einladungsverfahren zur Darmkrebsfrüherkennung ab, das nach Inkrafttreten der zugehörigen GBA-Richtlinie seit vergangenem Sommer läuft. Riemann fehlt hier ein Recall-System: Nachdem eine Einladung verschickt wurde, müsse es nach ein bis zwei Monaten eine Erinnerung geben, forderte er. Ein solches Recall-System sei hilfreich, um Menschen tatsächlich zur Vorsorgeuntersuchung zu bewegen. Aber auch, dass die Einladungen nur per analogem Brief und nicht elektronisch versendet werden, stört ihn. Zudem müssten die Informationen laiengerechter aufbereitet werden.

Vorsorge nur schleppend genutzt

Riemann machte sich darüber hinaus für eine nationale Öffentlichkeitskampagne zur Einführung des neuen Vorsorgesystems stark. „Wenn man so etwas einführt, muss man den Leuten auch sagen, dass es das nun gibt“, betonte er. Viel zu wenige Menschen nähmen die Möglichkeit zur Darmkrebsvorsorge wahr. Zur Vorsorge-Koloskopie gehen laut Riemann nur zwei bis drei Prozent der Anspruchsberechtigten.

Der iFOB-Test sei zwar besser als der zuvor verwendete gFOBT und daher mit großen Erwartungen eingeführt worden, allerdings hätten im ersten Jahr von 22 Millionen Berechtigten lediglich drei Millionen den Test auch gemacht.

Frühere Vorsorgekoloskopie für Risikogruppen

Angesichts einer steigenden Zahl adipöser Menschen, sei es zudem wichtig, künftig vermehrt dafür zu werben, dass auch diese Risikogruppe – ähnlich wie Menschen mit familiär erhöhtem Risiko für eine Darmkrebserkrankung – früher Anspruch auf eine Vorsorgekoloskopie erhält, so der Vorstandsvorsitzende der Stiftung LebensBlicke. „Auf Deutschland kommt – wie in Amerika – eine Fettwelle zu. Wir haben jetzt schon 25 bis 30 Prozent massiv übergewichtige Personen in der Bundesrepublik.“ Diese Menschen hätten ein um fast zehn Jahre vorverlagertes Risiko, an Krebs zu erkranken, sagte er.

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