Motivation zur Selbstsorge / Rasche Reaktion auf Verschlechterung

Praxisteam betreut erfolgreich depressive Patienten

Veröffentlicht:

FRANKFURT AM MAIN / JENA (ars). Depressive Patienten profitieren von einer nachhaltigen Betreuung durch die Mitarbeiter einer Hausarztpraxis: Nach zwölf Monaten hatten sie weniger Symptome, und die Compliance war besser als bei der Kontrollgruppe. Und sie schätzten die Behandlung höher ein.

Sorgfältige Betreuung muntert Depressive auf.

Sorgfältige Betreuung muntert Depressive auf.

© Foto: Klaus Eppelewww.fotolia.de

So lautet das Fazit einer Studie, an der 74 Hausarztpraxen mit 626 depressiven Patienten zwischen 18 und 80 Jahren teilnehmen (Ann Intern Med 151, 2009, 369). Zunächst waren medizinische Fachangestellte und Arzthelferinnen zweimal in Seminaren geschult worden. Zu Beginn der Studie erläuterten sie den Patienten der Interventionsgruppe das Vorhaben, dann führten sie mit ihnen telefonisch zehn- bis 15-minütige Interviews - in den ersten zwei Monaten alle zwei, dann alle vier Wochen.

Dabei fragten sie nach dem Patient Health Questionnaire (PHQ-9, schlechtester Wert: 27 Punkte) das Befinden, die Therapietreue und unerwünschte Wirkungen ab. Anschließend sah der Hausarzt den Bericht durch, wobei ihm ein Ampelschema die Bewertung und die Anpassung der Therapie erleichterte. "Das Praxisteam reagiert damit prompt auf Verschlechterungen und motiviert gleichzeitig die Patienten zur aktiven Selbstsorge", so Professor Jochen Gensichen aus Jena, der PRoMPT (PRimary care Monitoring for depressive Patients Trial) zusammen mit Forschern aus Frankfurt leitet. Nach einem Jahr waren die intensiv betreuten Patienten weniger depressiv als die Kontrollgruppe: Ihr PHQ-9-Punktwert betrug nur 10,7 im Vergleich zu 12,1. Zudem fiel ihr Urteil über die Behandlung besser aus.

Die Studie wird bis Ende April 2010 fortgesetzt. Das Kernprojekt ist im Jahr 2008 mit dem Dr. Lothar Beyer-Preis ausgezeichnet worden.

www.prompt-projekt.de

Lesen Sie dazu auch: Jeder vierte Patient hat psychosomatische Beschwerden - Herausforderung für Hausärzte

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Hausarzt mit verlängertem Arm

Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Tierexperiment: Neuer Signalweg identifiziert

Essen in Sicht? Die Leber ist schon aktiv!

Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer