Umfrage

Psychotherapeuten: Bedarf weiterhin viel höher als vor Corona

Mehr als jeder zweite Patient muss mindestens einen Monat auf den Beginn einer Akut-Behandlung warten.

Veröffentlicht:

Berlin.Das Ersuchen nach psychotherapeutischer Hilfe ist ungebrochen hoch. Wie die Deutsche Psychotherapeuten-Vereinigung (DPtV) am Mittwoch in Berlin mitteilte, liege die Nachfrage schon im dritten Jahr um mehr als 40 Prozent über dem Wert vor Corona, in Privatpraxen sogar um 62 Prozent höher.

Bei den Kinder- und Jugendtherapeuten sei die Nachfrage in diesem Sommer zwar leicht gesunken, liege aber immer noch bei 48 Prozent über dem Wert vor der Pandemie. „Der Leidensdruck durch Pandemie, Krieg und Klimakatastrophen kommt bei den Menschen an“, erklärte der DPtV-Bundesvorsitzende Gebhard Hentschel.

Mehr als jeder zweite Patient müsse laut Umfrage mindestens einen Monat auf den Beginn einer Akut-Behandlung warten; in der so genannten „Richtlinientherapie“, die über die Akut-Behandlung hinaus geht, belaufe sich die Wartezeit bei jedem dritten Patienten auf bis zu einem halben Jahr. Nur jeder vierte könne in der angefragten Praxis eine Sprechstunde erhalten. Besonders in Großstädten sei die Nachfrage im letzten Jahr erneut gestiegen und liege derzeit bei 48 Prozent über dem Wert vor der Pandemie, so die DPtV.

Die Psychotherapeuten-Vereinigung kritisierte zudem die geplante Streichung der Neupatientenregelung. Damit entfielen die seit 2019 geschaffenen finanziellen Anreize für Praxen, Patienten auch kurzfristig neu aufzunehmen. „Mit Abschaffung der Neupatientenregelung droht sich die Versorgung mit ambulanter Psychotherapie wieder zu verschlechtern“, fürchtet die DPtV. Die Vereinigung ist nach eigenen Angaben mit über 20.000 Mitgliedern der größte Berufsverband für Psychotherapeuten. (KNA)

Mehr zum Thema

Aktion „Wir sind für Sie nah“

Mit neuer Kampagne will KBV Druck auf Politik erhöhen

Interview

Wie toxische Männlichkeit der Gesundheit von Männern schadet

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert

Lesetipps
Gefangen in der Gedankenspirale: Personen mit Depressionen und übertriebenen Ängsten profitieren von Entropie-steigernden Wirkstoffen wie Psychedelika.

© Jacqueline Weber / stock.adobe.com

Jahrestagung Amerikanische Neurologen

Eine Frage der Entropie: Wie Psychedelika bei Depressionen wirken

Gesundheitsminister Lauterbach hat angekündigt, den Entwurf für die Klinikreform am 8. Mai im Kabinett beraten lassen zu wollen. 

© picture alliance / Geisler-Fotopress

Großes Reformpuzzle

So will Lauterbach den Krankenhaus-Sektor umbauen