Reaktiv Depressive erhalten oft kein Antidepressivum

MÜNCHEN (wst). Patienten, die aufgrund von schwereren körperlichen Erkrankungen eine reaktive Depression bekommen, werden mit ihrer Erkrankung erfahrungsgemäß häufiger allein gelassen als endogen Depressive. Dabei sollte weniger die Ursache als vielmehr die Schwere einer Depression ausschlaggebend für die antidepressive Therapie sein.

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Schwere reaktive Depressionen seien etwa bei chronischen Schmerzpatienten oder Krebspatienten weit verbreitet, hat Privatdozent Albert Zacher aus Regensburg in München berichtet.

Die wenigsten Schmerztherapeuten oder Onkologen würden bei diesen Patienten aber ein Antidepressivum in ausreichend hoher Dosierung verordnen oder die Patienten an einen Psychiater überweisen, sagte Zacher auf einer vom Unternehmen Hexal unterstützten Veranstaltung. Je plausibler eine reaktive Depression erscheint, desto mehr konzentrieren sich viele Nichtpsychiater auf die auslösende körperliche Ursache und umso weniger werde die psychische Folgeerkrankung beachtet, sagte Zacher. Wenn dann etwa Schmerztherapeuten doch ein trizyklisches Antidepressivum verordnen, geschehe dies eher niedrig dosiert zur Analgesie statt hoch dosiert zu Stimmungsaufhellung.

Eine adäquate antidepressive Behandlung, die Arznei- und Psychotherapie umfassen sollte, lindert nicht nur eine reaktive Depression sondern kann auch die körperliche Grunderkrankung bessern. Denn jede Depression, ob reaktiv oder endogen, kann bekanntlich die Schmerzwahrnehmung oder die negative Bewertung des eigenen Schicksals dramatisch verstärken, so Professor Ulrich Hegerl von LMU-München.

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