Register belegt hohes Risiko für KHK-Ereignis bei Gefäßleiden

BARCELONA (hbr). Patienten, bei denen eine Atherosklerose bekannt ist, haben ein extrem hohes kardiovaskuläres Risiko: Jeder fünfte von ihnen bekommt innerhalb von zwei Jahren eine schwere kardiovaskuläre Symptomatik. Dabei leben Patienten im Nahen Osten und in Osteuropa am gefährlichsten.

Veröffentlicht:

Das belegen die Zwei-Jahresdaten des REACH-Registers, die Professor Gabriel Steg aus Frankreich und Professor Magnus Ohman aus den USA beim Kardiologenkongreß in Barcelona vorgestellt haben. REACH (REduction of Atherothrombosis for Continued Health) ist ein internationales Verzeichnis.

Es wird von den Unternehmen Bristol-Myers Squibb, Sanofi-Aventis und der Waksman-Stiftung finanziert und registriert bei Patienten mit erhöhtem vaskulären Risiko Herzinfarkte, Schlaganfälle, die kardiovaskuläre Sterberate und Krankenhaus-Einweisungen. Jetzt - nur zwei Jahre nach dem Start - enthält es bereits Daten von über 68 000 Patienten mit hoher Gefährdung für Myokardinfarkt und Schlaganfall.

Zwei Gruppen von Patienten werden in Verzeichnis erfaßt

REACH wertet dabei die Daten von zwei Gruppen von Patienten aus: Zum einen Mitglieder der Risikofaktorengruppe. Sie haben mindestens drei Riskofaktoren wie Diabetes, Hypertonie, Rauchen oder Dyslipidämie. Dazu gehört jeder sechste Registrierte. Zur Ereignisgruppe gehören Patienten, die bereits hatten kardiovaskuläre Ereignisse wie Schlaganfall, transitorische ischämische Attacke, Herzinfarkt oder Schaufenster-Krankheit (AVK).

Anders als die meisten Untersuchungen, die sich auf bestimmte Regionen oder Länder beschränken, umfaßt REACH Patienten aus 44 Ländern: 5000 aus Ost-Europa, 6000 aus Asien, 5000 aus Japan, 2800 aus Australien, 1900 aus Lateinamerika und 863 aus dem mittleren Osten. 28 000 der erfaßten Patienten leben in Nordamerika und 24 000 in Europa, davon 5641 in Deutschland. Damit ermöglicht das Register einen globalen Überblick.

Folgeereignis bei jedem fünften Patienten in zwei Jahren

    Acht Prozent der Patienten mit drei Risikofaktoren hatten nach zwei Jahren ein schweres Ereignis.
   

Die Zwei-Jahresdaten belegen - wie erwartet -, daß die Gefahr eines kardiovaskulären Ereignisses für Patienten, die bereits Symptome hatten, am höchsten ist. Aber: Die Analyse liefert für beide Patientengruppen beunruhigend schlechte Ergebnisse, wie Gabriel Steg berichtete.

So steigt das Ereignisrisiko in beiden Gruppen vom ersten zum zweiten Registerjahr deutlich. Jeder achte Patient (13 Prozent), der bereits ein kardiovaskuläres Ereignis hinter sich hatte, erlitt schon im ersten Jahr einen nichttödlichen Herzinfarkt oder Schlaganfall, wurde wegen kardiovaskulärer Probleme in ein Krankenhaus eingewiesen oder starb an kardiovaskulären Ursachen.

Bis zum Ende des zweiten Jahres stieg die Rate dieser schweren Ereignisse bereits auf 19 Prozent - betroffen war also jeder fünfte Patient. 2,9 Prozent dieser Menschen starben innerhalb von zwei Jahren an kardiovaskulären Ursachen.

Von den Patienten ohne Symptome, aber mit mindestens drei Risikofaktoren, hat in den ersten zwölf Monaten bereits jeder zwanzigste (5,1 Prozent) ein schweres Ereignis. Nach zwei Jahren sind schon 7,8 Prozent davon betroffen, also jeder dreizehnte. In diesem Zeitraum starben 1,3 Prozent der in REACH erfaßten Patienten.

Schlechte Blutdruck- oder Blutfett-Werte sind ebenfalls weit verbreitet. Einen erhöhten Blutdruck über 140/90 mmHg hatten zum Beispiel 40 Prozent aller Registrierten. Am schlechtesten schneiden dabei die Nordamerikaner mit 86 Prozent ab. Dort haben auch fast genauso viele Patienten eine Hypercholesterinämie mit Werten über 200 mg/dl, berichtete Magnus Ohman bei einer von Bristol-Myers Squibb und Sanofi-Aventis unterstützten Veranstaltung. In Europa sind 65 Prozent der Patienten hyperton, und bei 64 Prozent ist der Cholesterinwert zu hoch.

Diese Werte gelten fast genauso für die osteuropäischen Patienten: Jeweils zwei Drittel haben eine Hypertonie oder eine Hypercholesterinämie. Im Vergleich dazu schneidet der Nahe Osten mit 56 Prozent Hypertonie und 34 Prozent erhöhtem Cholesterin scheinbar relativ gut ab.

Das täuscht allerdings. Denn die Zweijahres-Sterberaten sind in Osteuropa und im Nahen Osten am höchsten, so Ohman. Jeder dritte Patient starb hier innerhalb von zwei Jahren einen kardiovaskulären Tod oder erlitt einen nicht-tödlichen Herzinfarkt, Schlaganfall oder eine kardiovaskulär bedingte Krankenhaus-Einweisung: In Osteuropa waren es 30 Prozent, im Nahen Osten 26 Prozent.



FAZIT

Das REACH-Register belegt ein weltweit hohes Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse für vorbelastete Patienten: Jeder fünfte, der bereits ein solches Ereignis hatte, erleidet innerhalb von zwei Jahren ein weiteres Ereignis - vom Herzinfarkt bis hin zum Tod. Das gilt auch für jeden dreizehnten Patienten ohne bekannte Gefäßkrankheit, aber mit mindestens drei Risikofaktoren wie Diabetes, Rauchen, Dyslipidämie oder Hypertonie. Die höchste Ereignisrate haben Patienten in Osteuropa und im mittleren Osten.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

EBM-Abrechnung

Ambulante Herz-CT kann ab Januar auf Kasse abgerechnet werden

Schwierige Abschätzung

Wem der implantierbare Defibrillator eher nicht nützt

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Abrechnung erfolgt extrabudgetär

Jetzt stehen die EBM-Ziffern für die Long-COVID-Versorgung

Sammlung von Kasuistiken

Auf Abwegen: Wenn Zähne sich in die Atemwege verirren

Lesetipps
Ein achteckiges Stop-Schild aus dem Straßenverkehr ist zu sehen.

© Rechitan Sorin - stock.adobe.com

Fallbericht

Wenn sich der Diabetes-Patient der Therapie entzieht