Remissionserhalt bei Colitis und Crohn

Neue Krankheitsschübe zu verhindern ist bei Patienten mit Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn ebenso wichtig wie die effektive Therapie bei einem solchen Schub.

Veröffentlicht:

Präparate mit dem Wirkstoff Mesalazin (5-ASA) sind zum Erhalt von Remissionen bei Colitis ulcerosa unverzichtbar. Mit täglich 1,5 Gramm 5-ASA oral kann die Rezidivrate um etwa 50 Prozent gesenkt werden.

Verfügbar sind Präparate, die direkt 5-ASA freisetzen (Asacolitin®, Claversal®, Pentasa®, Salofalk®), oder die 5-ASA-Konjugate enthalten, aus denen 5-ASA abgespalten wird (Dipentum®, Azulfidine®, Colo-Pleon®).

Eine Alternative zu Tabletten sind Präparate, die 5-ASA in Pellet-Galenik enthalten, also in winzigen Kügelchen. Durch die spezielle Zubereitung wird die Einnahme-Frequenz reduziert, und viele Patienten können die kleinen Kügelchen auch besser schlucken als Tabletten.

Ob Patienten besser mit Pellets, die unabhängig vom Essen eingenommen werden können, oder eben mit Tabletten besser zurechtkämen, müsse individuell ausprobiert werden, so Privatdozent Dr. Hans Herfarth von der Universitätsklinik Regensburg zur "Ärzte Zeitung".

Bei rein distaler Erkrankung ist auch eine rektale Therapie möglich. Ist die orale oder rektale Therapie zum Remissionserhalt unzureichend, kann eine oral-rektale Kombitherapie Erfolg bringen.

Die Remissions-erhaltende Therapie bei Colitis ulcerosa sollte mindestens zwei Jahre dauern, so Herfarth. Der Nutzen einer länger als zwei Jahre dauernden Therapie sei aber nicht belegt.

Daß Herfarth manche Patienten dann aber doch länger als die empfohlenen zwei Jahre mit 5-ASA behandelt, begründet er damit, daß 5-ASA, über Jahre in einer Dosierung von täglich mehr als 1,5 g eingenommen, wohl auch Karzinomen vorbeugen kann. Hinweise dafür hätten retrospektive Studien gebracht.

Bedeutung hat das für den Regensburger Gastroenterologen etwa bei der Betreuung von Patienten mit einer Pancolitis ulcerosa. Bekannt ist nämlich, daß bei Betroffenen mit einer solchen Pancolitis nach acht bis zehn Jahren Krankheitsdauer das Risiko für kolorektale Karzinome erhöht ist. "Bei ihnen würden wir dann eher über die empfohlenen zwei Jahre hinaus prophylaktisch mit 5-ASA behandeln", sagt Herfarth.

Eine weitere Möglichkeit zum Remissionserhalt ist die orale Therapie mit apathogenen E. coli Nissle (Mutaflor®).

Bei Crohn gibt‘s noch keine Standard-Remissionstherapie

Bei Morbus Crohn ist die Datenlage zur Remissions-erhaltenden Therapie weniger klar als bei Colitis ulcerosa. "Im Augenblick gibt es für diese Patienten keine richtigen Remissions-erhaltenden Therapien", faßt so auch Herfarth den Status quo zusammen. Von 5-ASA können operierte Patienten profitieren. "Postoperativ hilft Mesalazin jedem siebten bis zehnten Crohn-Patienten, bei medikamentös induzierter Remission nur jedem zwanzigsten", so Herfarth.

Am besten wirksam zum Remissionserhalt bei M. Crohn sind Azathioprin oder 6-Mercaptopurin, ist durch mehrere Studien gesichert - vor allem bei Patienten, die bei chronisch-aktiver, steroidabhängiger Erkrankung erst durch die Anwendung dieser Substanzen symptomfrei wurden. Die Therapie muß wohl mindestens vier bis fünf Jahre dauern. (mal)

Die mit je vier Punkten zertifizierten Arzt-Patienten-Seminare finden am 24. September statt im Klinikum Bremen-Mitte, Hörsaal 4. Etage, 9.30 bis 13.00 Uhr sowie in der Stadthalle Memmingen, Kleiner Saal, 9.00 bis 13.00 Uhr.

Lesen Sie dazu auch: Immunsuppression bei vielen schweren Schüben Wurmeier und Harz-Extrakt bereichern Therapie Minikügelchen machen das Schlucken leicht Register zu Daten von Kindern mit Crohn / Colitis Crohn-Colitis-Tag ist eine Initiative der DCCV

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Johnson & Johnson

Guselkumab auch bei CU

Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen

Erste Real-World-Daten bei Colitis ulcerosa und neue Langzeitdaten bei Morbus Crohn zu Upadacitinib

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: AbbVie Deutschland GmbH & Co. KG, Wiesbaden
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Blutzuckervariabilität

Wie die Time Below Range das Diabetes-Management verbessert

Vor der Ferienzeit

Beratungsfall Reisemedizin: Worauf es im Patentengespräch ankommt

Lesetipps
Prophylaktische Maßnahmen sind der beste Weg, um Infektionen bei Krebspatientinnen und -patienten zu verhindern. Während und nach ihrer Chemotherapie sind sie dafür besonders anfällig. (Symbolbild)

© RFBSIP / stock.adobe.com

Vorbeugen ist besser als heilen

Wie die Infektionsprophylaxe bei Krebspatienten gelingt

Eine Frau liegt auf dem Sofa und hält sich den Bauch.

© dragana991 / Getty Images / iStock (Symbolbild mit Fotomodell)

Schmerzerkrankung

Endometriose-Leitlinie aktualisiert: Multimodale Therapie rückt in den Fokus