Rheumatoider Arthritis

Rheuma-Kranke leiden häufig an depressiver Störung

Patienten mit rheumatischen Erkrankungen erkranken gehäuft an einer Depression. Dies wirkt sich negativ auf die Wirksamkeit der antirheumatischen Therapie aus.

Von Thomas Meißner Veröffentlicht:

Leipzig/Erlangen. Bei fast jedem fünften Patienten mit Rheumatoider Arthritis (RA) muss Studien zufolge mit einer schweren depressiven Episode gerechnet werden.

Auch bei anderen rheumatologischen Krankheitsbildern ist die Prävalenz der Depression erhöht: bei ankylosierender Spondylitis werden Raten zwischen 27 und 55 Prozent angegeben, bei Arthritis psoriatica von bis zu 37 Prozent. Was auch in klinischen Studien zur medikamentösen Behandlung rheumatologisch Erkrankter bislang kaum beachtet wurde, ist, dass das Ansprechen auf die Medikamente offenbar vom Vorhandensein depressiver Symptome beeinflusst wird.

Daher sei es wichtig, Rheumakranke systematisch auf Depressionssymptome zu screenen, meinen Professor Christoph Baerwald, Rheumatologe am Universitätsklinikum Leipzig und seine Kollegen Professor Bernhard Manger und Privatdozent Dr. Axel Hueber vom Universitätsklinikum Erlangen (Z Rheumatol 2019; 78: 243-248).

Depressivität ist nicht gleich Depression

Besonders in den ersten fünf Jahren nach Diagnose einer RA ist das Risiko für Depressivität oder für eine Depression erhöht. Dies geht häufig mit Arbeitsunfähigkeit einher. Als Screening-Instrumente empfehlen Baerwald und seine Kollegen das Beck Depression Inventory II (BDI-II) oder das Patient Health Questionnaire (PHQ-9).

Es sei wichtig, Depressivität im Sinne einer gedrückten Stimmung nicht gleichzusetzen mit dem Begriff Depression. Da es mitunter fließende Übergänge zwischen leichten, mittelgradigen und schweren depressiven Episoden gebe, gegebenenfalls assoziiert mit weiteren Formen affektiver Erkrankungen, soll rechtzeitig ein psychiatrisches Konsil initiiert werden.

Das Verhältnis von RA und Depression ist bidirektional: Eine Depression bei RA führt zu mehr Schmerzen, zu Fatigue und verschlechterter Lebensqualität, umgekehrt steigt mit der rheumatologisch bedingten Funktionseinschränkung das Depressionsrisiko. Zudem sind bestimmte Medikamente, etwa Glukokortikoide, mit einem erhöhten Depressionsrisiko assoziiert.

Zytokine könnten als Biomarker dienen

Es gibt darüber hinaus Erkenntnisse, dass bestimmte Zytokine eher mit der Schwere einer Depression assoziiert sind und gegebenenfalls als Biomarker für das Therapieansprechen dienen könnten. So war in einer Metaanalyse von 35 Studien ein konstant erhöhtes TNF-alpha mit einem schlechteren Ansprechen auf die antidepressive Therapie verbunden.

Weiterhin konnte ein signifikantes Abfallen von Interleukin (IL)-4, IL-6 und IL-10 unter antidepressiver Therapie beobachtet werden. Insgesamt ist die Datenlage zur Beteiligung proinflammatorischer Zytokine an depressiven Störungen aber nicht eindeutig.

Sollte eine depressive Störung festgestellt werden, wird zunächst im Aufklärungsgespräch dem Patienten versucht Hoffnung zu vermitteln und den Patienten mit verständlichen Informationen zu entlasten. Dazu wird dargestellt, dass es bewährte und wirksame Therapiemöglichkeiten gibt.

Außer der Linderung der depressiven Symptome werden psychische Mechanismen bearbeitet, die die Depression unterhalten. Die Wahl von Psychotherapie und/oder Pharmakotherapie richtet sich nach klinischen Faktoren wie der Symptomschwere und dem Erkrankungsverlauf sowie der Patientenpräferenz.

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