Rosuvastatin punktet als besonders potenter LDL-Senker

WIESBADEN (ts). Patienten mit Typ-2-Diabetes sind Hochrisiko- Patienten für kardiovaskuläre Komplikationen wie Herzinfarkt und Schlaganfall. Eine aggressive Lipidsenkung ist daher bei ihnen nötig.

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Möglich ist eine sehr ausgeprägte und nach Studienergebnissen auch verträgliche Reduktion des LDL-Cholesterins mit dem noch nicht verfügbaren Statin Rosuvastatin.

Als Zielwerte gelten bei Typ-2-Diabetikern heute LDL-C-Werte von unter 100 mg/dl. Diskutiert werden derzeit sogar Werte von unter 70 mg/dl. Das HDL-Cholesterin sollte über 40, der Triglyzerid-Wert unter 150 mg/dl liegen, wie Professor Dirk Müller-Wieland aus Düsseldorf beim Wiesbadener Internisten-Kongreß gesagt hat. Den Nutzen einer sehr aggressiven LDL-C-Senkung hat im vergangenen Jahr die PROVE-IT (Pravastatin or Atorvastatin Evaluation and Infection Therapy)-Studie belegt.

Zur Erinnerung: In dieser Studie betrug die relative Differenz der kumulativen Inzidenz tödlicher und nicht-tödlicher koronarer Ereignisse bei einem LDL-C-Wert von 95 mg/dl in der Gruppe mit 40 mg Pravastatin und einem Wert von 67 mg/dl in der Gruppe mit 80 mg Atorvastatin 16 Prozent zugunsten von Atorvastatin.

Besonders profitieren von der sehr starken LDL-C-Senkung über 70jährige Menschen, wie eine Subanalyse von PROVE-IT ergeben hat, die im März beim US-amerikanischen Kardiologen-Kongreß in Orlando vorgestellt wurde. So betrug die Inzidenz von Tod, Herzinfarkt oder instabiler Angina pectoris in der Gruppe der unter 70jährigen Patienten 10,4 Prozent bei einem LDL-C-Wert von über 70 mg/dl und bei einem Wert unter 70 mg/dl 8,1 Prozent.

Dies entspricht einer relativen Differenz von 26 Prozent. Bei mindestens 70jährigen Patienten war der Nutzen der aggressiven LDL-C-Reduktion noch größer. Hier betrug die relative Differenz 40 Prozent (21,5 versus 13,5 Prozent). "Kliniker müssen erkennen, daß es keinen guten Grund gibt, alten Menschen die aggressive LDL-C-Senkung vorzuenthalten", so in Orlando Dr. Kausik Ray aus Boston.

Wie überlegen eine sehr aggressive Lipid-Therapie ist, belegt zudem eine ebenfalls in Orlando vorgestellte Studie, die TNT-Studie (Treating to New Targets). Verglichen wurde in dieser Studie eine Therapie mit 80 mg Atorvastatin mit einer niedrig-dosierten Atorvastatin-Therapie (zehn Milligramm).

Ergebnis: Immerhin 22 Prozent betrug zugunsten der Hoch-Dosis-Therapie die relative Differenz beim primären kombinierten Endpunkt (kardiovaskulärer Tod, nicht-tödlicher Herzinfarkt, Wiederbelebung nach Herzstillstand und tödlicher oder nicht-tödlicher Schlaganfall). Keinen Unterschied gab es allerdings bei der Gesamt-Sterblichkeit.

Als besonders potenter LDL-C-Senker hat sich in mehreren Studien Rosuvastatin vom Unternehmen AstraZeneca erwiesen. Wie Professor Eberhard Windler aus Hamburg beim Internisten-Kongreß berichtete, wurde bei Typ-2-Diabetikern mit 10 mg Rosuvastatin in mehreren Studien innerhalb von vier bis acht Wochen eine LDL-C-Reduktion von 46 bis 51 Prozent erzielt.

In insgesamt elf klinischen Studien wurde und wird die Wirkung des noch nicht verfügbaren Statins auf Lipide und Entzündungsparameter geprüft. Drei Studien sind nach Aussage von Professor Herbert Schuster aus Berlin bereits abgeschlossen, und zwar die Studien STELLAR, MERCURY I und COMETS.

In der multizentrischen, randomisierten, offenen Studie MERCURY (Measuring Effective Reductions in Cholesterol Using Rosuvastatin therapY) mit 3161 Hochrisiko-Patienten wurden, wie Schuster berichtete, verglichen 10 mg Rosuvastatin, 10 und 20 mg Atorvastatin, 20 mg Simvastatin und 40 mg Pravastatin. Ein Endpunkt war das Erreichen der europäischen und der US-Zielwerte für das LDL-C.

Mit 10 mg Rosuvastatin erreichten den europäischen Zielwert 86,4 Prozent, mit 10 mg Atorvastatin 73,9 und mit 20 mg Atorvastatin 86 Prozent. Mit Simvastatin (20 mg) und mit Pravastatin (40 mg) waren es 73 und 65,2 Prozent. Auch bei der Erfüllung der US-Leitlinien habe sich Rosuvastatin als das potenteste Statin erwiesen, so Schuster. Bestätigt wurde dies auch durch eine niederländische Studie bei Typ-2-Diabetikern.

Rosuvastatin ist so verträglich wie die übrigen Statine

Der Nutzen von Rosuvastatin wurde darüber hinaus in einer prospektiven Studie beim metabolischem Syndrom untersucht. Die Rede ist von der Studie COMET (A COmparative study with rosuvastatin in subjects with METabolic Syndrome). Vorgestellt wurden deren Daten 2004 in München beim Kongreß der Europäischen Gesellschaft für die Erforschung des Diabetes. Verglichen wurden 10 mg Rosuvastatin mit 10 und 20 mg Atorvastatin auf die Reduktion von LDL-C.

Nach den von dem Niederländer Dr. Anton FH Stalenhoef in München präsentierten Ergebnissen wurde das LDL-C mit 10 mg Rosuvastatin um knapp 43 Prozent gesenkt, mit 10 mg Atorvastatin um fast 37 Prozent. Der Vergleich der 20-Milligramm-Dosierungen beider Statine ergab knapp 49 Prozent und 42,5 Prozent zugunsten von Rosuvastatin. Auch beim "Erreichen des europäischen LDL-Zielwertes von unter 100 mg/dl und beim Parameter "prozentuale HDL-Steigerung" ergab sich eine Differenz zugunsten von Rosuvastatin, wie Schuster berichtete.

Und was ist mit der Verträglichkeit des neuen Statins? Schuster: "Rosuvastatin hat ein Verträglichkeits- und Sicherheitsprofil vergleichbar mit denen anderer Statine."

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