Kontroverse Metaanalyse

Schadet Salz doch nicht der Gesundheit?

Trotz neuer Studienergebnissen, warnt die Hochdruckliga weiter vor zu hohem Salzkonsum.

Veröffentlicht:

HEIDELBERG. Eine Metaanalyse hat ergeben, dass ein zu niedriger Salzverzehr das Sterberisiko erhöht (Lancet 2016; 388: 465-475). Die Deutsche Hochdruckliga e.V. DHL® warnt in einer Mitteilung davor, die Studien-Ergebnisse direkt in Ernährungsempfehlungen umzumünzen. Nach wie vor spiele ein gemäßigter Salzkonsum eine wichtige Rolle bei Prävention und Behandlung von Bluthochdruck.

Die meisten Menschen ernähren sich zu salzhaltig. Die tägliche Salzaufnahme liegt bei Frauen in Deutschland durchschnittlich bei 8,4 Gramm, bei Männern sind es etwa 10 Gramm am Tag, heißt es in der Mitteilung.

Derzeit empfehlen Experten sechs Gramm täglich."Verschiedene Studien zeigen, dass zu viel Salz in der Ernährung das Risiko steigert, Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu erleiden. Wir raten allen betroffenen Patienten mit erhöhten Blutdruckwerten dringend zu einer salzarmen Kost", wird Professor Martin Hausberg vom Städtischen Klinikum Karlsruhe zitiert. Die kürzlich erschienene Studie bestätigt dies. Darin untersuchten Forscher um Andrew Mente von der McMaster University in Hamilton, Kanada, die Ergebnisse aus vier Langzeitstudien mit 135.000 Teilnehmern (wir berichteten).

Die Studie habe jedoch auch ergeben, dass Menschen mit normalen Blutdruckwerten keine gesundheitlichen Einschränkungen befürchten müssen, auch wenn ihr Salzkonsum deutlich über der Empfehlung von sechs Gramm liegt.

Dieses Ergebnis ist nach Einschätzung von Hausberg kontrovers und durchaus kritisch zu betrachten: "Wir wissen, dass ein hoher Salzkonsum langfristig zu Bluthochdruck führen kann. Im Interesse einer allgemeinen Hochdruckprävention ist es sinnvoll, den Salzkonsum einzuschränken", so der DHL-Vorsitzende. Viele Menschen wissen nichts von ihrem Bluthochdruck, daher sei ein gemäßigter Salzkonsum für die Allgemeinbevölkerung nach wie vor empfehlenswert.

Zwar habe die Studie auch ergeben, dass auch zu wenig Salz schaden kann: Menschen mit einer Natriumausscheidung von unter 3 Gramm am Tag hatten laut Ergebnis ein erhöhtes Sterberisiko, unabhängig davon, ob ein Bluthochdruck gegeben war oder nicht, so die DHL.

 "Natrium und Chlor sind lebenswichtige Elemente, die für den ausgeglichenen Flüssigkeitshaushalt des Körpers benötigt werden", bestätigt Hausberg. Die Nieren sind zwar in der Lage, durch eine verminderte Ausscheidung einen Mangel eine gewisse Zeit auszugleichen.

Auf Dauer jedoch seien gesundheitliche Schäden unvermeidbar. "Aufgrund der hierzulande hohen Salzzufuhr, beispielsweise in Grundnahrungsmitteln wie Brot und Nudeln, ist nicht damit zu rechnen, dass die deutsche Bevölkerung hinsichtlich eines zu geringen Salzkonsums gefährdet ist", sagt Hausberg. Die Folgen von zu viel Salz - beispielsweise Bluthochdruck, Schlaganfall oder Herzinfarkt - blieben weitaus gewichtiger. (eb)

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Kommentare
Wolfgang P. Bayerl 17.08.201617:51 Uhr

Danke Ärztezeitung für die Ehrenrettung von Na. Sind Statistiker "Experten"?

Soll man etwa alle Menschen mit Antihypertonika behandeln, weil das "statistisch" wirkt?
Auch die mit zu niedrigem Blutdruck?
Zur Niere muss man korrekterweise nicht nur den Salzbedarf sondern auch den Wasserbedarf beachten.
Die Niere reguliert nicht eine "Salzmenge" sondern eine extrazelluläre Na-Konzentration
und sie arbeitet bei etwas höherem Na-Spiegel BESSER, als mit einem zu niedrigen.
Nicht nur die Niere, auch das Gehirn, der Muskel und der Darm, der wird meist vergessen, paralytischer Ileus durch Hyponatriämie. Hyponatriämie ist nicht harmlos, heute aber fast ausschließlich jatrogen durch Diuretika verursacht.
Was ist Ursache was ist Wirkung? Ist der Hypertonus meist verbunden mit (beginnernder) Niereninsuffizienz vielleicht die Ursache für den statistischen Zusammenhang mit (etwas) höherem Na-Spiegel, weil damit alles etwas besser funktioniert? "Salzsensible" gibt es, das ist aber bitte eine Minderheit, nicht die Mehrheit.
Einigermaßen einig ist man sich doch darüber, dass man zur Stoffwechselentlastung auch für die Niere eher eine größere Diurese empfiehlt, dann benötigt man auch eher mehr Natrium.
Also wenn schon dann lieber mehr Flüssigkeit, als weniger Salz.

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