Schlaganfallkampagne spornt Patienten und Ärzte an

Aufklärung zum richtigen Verhalten nach Schlaganfall bringt viel. Bei einem Projekt in Hamburg wurde der Nutzen offensichtlich.

Veröffentlicht:

LEIPZIG (gvg). Die Aufklärungskampagne "Hamburg gegen den Schlaganfall" hatte Erfolg, und zwar nicht nur bei den Laien. In dem Projekt wird die Bevölkerung seit Ende 2007 über den Schlaganfall und das richtige Procedere bei Apoplexiesymptomen informiert.

Dazu werden unterschiedliche Kommunikationsmedien eingesetzt, um möglichst viele Zielgruppen zu erreichen, darunter Plakate und Leuchtwände. Auch öffentliche Verkehrsmittel gehören zu den Werbeträgern sowie ein in "Jugendästhetik" gedrehter Kinospot.

Professor Christian Gerloff von der Klinik für Neurologie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf präsentierte bei der Arbeitstagung Neurologische Intensivmedizin (ANIM 2011) Daten aus jeweils 1500 Telefoninterviews.

Sie wurden im Jahr 2007 vor Beginn der Kampagne und dann noch einmal im Jahr 2008 kurz nach der intensiven Anfangsphase der Kampagne geführt.

"Die Daten aus dieser Repräsentativerhebung zeigen, dass sich das Wissen um den Schlaganfall durch solche Kampagnen verbessern lässt, auch wenn keine riesigen Sprünge gemacht werden", kommentierte Gerloff.

So gaben in der zweiten Telefonrunde über 40 Prozent der Befragten korrekt an, dass ein Spezialist die Therapie bei Schlaganfallsymptomen übernehmen sollte. Vor der Kampagne waren es unter 30 Prozent.

Auch bei den harten Parametern ließ sich eine gewisse Verbesserung nachweisen: Kamen vorher 25 Prozent der Schlaganfallpatienten am UKE in Hamburg innerhalb der ersten drei Stunden nach Symptombeginn ins Krankenhaus, waren es danach 31 Prozent.

Der Anteil der Patienten im Sechs-Stunden-Fenster stieg von 41 auf 50 Prozent. Daten aus der Qualitätssicherung aller Hamburger Krankenhäuser deuten in dieselbe Richtung.

"Was uns wirklich erstaunt hat war, dass die Kampagne zu deutlichen Kollateraleffekten geführt hat", sagte Gerloff in Leipzig.

Ein Resultat der Kampagne sei zum Beispiel gewesen, dass die Hamburger Krankenhäuser intern ihre Schlaganfallprozesse überdacht hätten, obwohl das gar nicht Teil der Kampagne war.

Die Zahl der Lysebehandlungen stieg bei weitgehend konstanter Gesamtzahl der Schlaganfälle von 349 im Jahr 2007, also vor der Kampagne, auf jetzt fast doppelt so viele.

Und auch die Zeit zwischen Patientenaufnahme und Lysebeginn verbesserte sich deutlich. Lag diese "Door-to-needle"-Zeit vor der Kampagne nur bei knapp 9 Prozent der Patienten unter einer halben Stunde, waren es danach plötzlich fast doppelt so viele.

Innerhalb der ersten 60 Minuten werden jetzt 83 Prozent der Lysebehandlungen gestartet. Vorher waren es 65 Prozent.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Eine schwierige Entscheidung

Schlaganfall: Das sind Grenzfälle der Thrombolyse

Zusätzlich zu Arztneimitteln

Stumme Karotisstenose: Lohnt sich die Revaskularisation?

Das könnte Sie auch interessieren
PAP senkt Mortalität signifikant

© ResMed

Lancet: Neue Meta-Analyse

PAP senkt Mortalität signifikant

Anzeige | ResMed Germany Inc.
Wie UKPS den Weg zurück in die Therapie öffnet

© ResMed

PAP scheitert oft

Wie UKPS den Weg zurück in die Therapie öffnet

Anzeige | ResMed Germany Inc.
Schlafstörungen als Warnsignal

© shapecharge | iStock

Früherkennung Demenz

Schlafstörungen als Warnsignal

Anzeige | ResMed Germany Inc.
Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

© DG FotoStock / shutterstock

Update

Neue Podcast-Folgen

Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Herz mit aufgemalter Spritze neben Arm

© Ratana21 / shutterstock

Studie im Fokus

Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Prävention durch Influenzaimpfung?

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Junge Frau spricht mit einer Freundin im Bus

© skynesher | E+ | Geytty Images

Update

Impflücken bei Chronikern

Chronisch krank? Grippeimpfung kann Leben retten

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: FIB-4 1,3: numerische 26%ige Risikoreduktion der 3-Punkt-MACE durch Semaglutid 2,4mg

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [17]

Kardiovaskuläre, renale und hepatische Komorbiditäten

Therapie der Adipositas – mehr als Gewichtsabnahme

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novo Nordisk Pharma GmbH, Mainz
SCD-PROTECT-Studie-- Frühe Phase nach Diagnose einer Herzinsuffizienz – deutlich höheres Risiko für den plötzlichen Herztod als in der chronischen Phase.

© Zoll CMS

SCD-Schutz in früher HF-Phase

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: ZOLL CMS GmbH, Köln
Abb. 2: Schneller Wirkeintritt von Naldemedin im Vergleich zu Placebo in den Studien COMPOSE-1 und COMPOSE-2

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [15]

Opioidinduzierte Obstipation

Selektive Hemmung von Darm-Opioidrezeptoren mit PAMORA

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Viatris-Gruppe Deutschland (Mylan Germany GmbH), Bad Homburg v. d. Höhe
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Krebs in Deutschland

Bei zwei Krebsarten nahm die Sterblichkeit am stärksten ab

Lesetipps
Die Luftbelastung in Innenräumen mit Reinigungsprodukten betrifft jede Person. Sie beeinflusst unsere Lungenfunktion, und das lebenslang. Diese Gefahr wird unterschätzt. So die Meinung einer Pneumologin aus Italien.

© natali_mis / stock.adobe.com

Verschmutzte Luft

Was Reinigungsmittel in der Lunge anrichten können