Kommentar zum Krebstest für US-Raucher

Screening ohne Maß

Von Thomas Müller Veröffentlicht:

Würden Sie sich einem Krebstest unterziehen, der mit 30 Prozent Wahrscheinlichkeit positiv ausfällt, selbst wenn Sie kerngesund sind? Der also bei fast jedem dritten Getesteten weitere Untersuchungen nach sich zieht?

Solche Fragen müssen sich Ärzte und Patienten in den USA stellen, falls der neueste Vorschlag eines Expertengremiums umgesetzt wird. Dann nämlich haben in den USA ältere Raucher, sofern sie krankenversichert sind und viel geraucht haben, Anspruch auf ein jährliches Lungenkrebsscreening per Spiral-CT.

Eine solche Empfehlung wird sicher auch die Diskussion zum Screening von Rauchern in Deutschland befeuern. Und zumindest hier sollte man sich überlegen, was ein Test nützt, der zu 96 Prozent falsch positive Resultate liefert.

Zwar kommen auch andere Verfahren oft zu falschen Ergebnissen - bei der Mammografie sind etwa 87 Prozent der positiven Befunde tumorfrei. Umgekehrt haben aber 13 Prozent der Testpositiven tatsächlich einen Tumor, beim CT-Screening von Rauchern nur vier Prozent.

Man kann also ahnen, wie viel zusätzliche Diagnostik nötig ist, um die Lungenkrebsmortalität durch das Screening um 20 Prozent zu senken, wie es in Studien möglich war. Gerade bei Rauchern gäbe es einfachere und bessere Präventionsmethoden.

Lesen Sie dazu auch: USA: Krebsscreening für Raucher in Sicht

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Nutzenbewertung

G-BA fällt Bewertung für zwei Orphan Drugs

Datenanalyse

NSCLC in Deutschland: Wer wann wie schwer erkrankt

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Eine Ärztin führt eine körperliche Untersuchung bei einem Baby durch.

© Anna Ritter / stock.adobe.com

Sorgfältige Abklärung stets erforderlich

Hämatome bei Säuglingen: Immer Anzeichen für Kindesmisshandlung?

Steckt da die richtige Karte drin, oder muss sie etwa zum Jahreswechsel ausgetauscht werden? Die KBV warnt Vertragsarztpraxen vor Untätigkeit bei älteren Konnektoren und Arztausweisen, weil anderenfalls der TI-Zugang blockiert wäre.

© Ingenico Healthcare

Austausch notwendig

KBV rät dringend: Jetzt Ersatz für ältere Konnektoren beschaffen