Chemotherapie

So lässt sich das Herz schützen

Nicht selten gefährden Chemotherapien das Herz: denn manche Arzneien sind bekanntlich kardiotoxisch. Doch es gibt Abhilfe, wie australische Kollegen berichten.

Peter LeinerVon Peter Leiner Veröffentlicht:
Bei der Chemotherapie helfen Kardioprotektiva.

Bei der Chemotherapie helfen Kardioprotektiva.

© Mathias Ernert

HOBART. Von Anthrazyklinen und manchen monoklonalen Antikörpern ist bekannt, dass sie kardiotoxisch wirken. So ist ein häufigeres Auftreten einer Herzinsuffizienz mit einer Doxorubicin-Therapie in einer kumulativen Lebenszeitdosis von . 450 mg/m2 oder bei niedrigeren Dosen bei Patienten, die bereits kardiale Risikofaktoren haben, verbunden.

Dass sich die Kardiotoxizität verringern lässt, dafür gibt es bereits aus Tierversuchen ermutigende Hinweise.

Australische Gesundheitsforscher nahmen das zum Anlass, um nach randomisierten Studien und Beobachtungsstudien zu suchen, in denen die Wirksamkeit einer Kardioprotektion geprüft wurde (Eur J Cancer 2013; online 22. Mai).

Insgesamt 14 Studien konnten Forscher um Dr. Thomas H. Marwick vom Menzies Research Institute in Hobart für ihre Metaanalyse nutzen. In den meisten Studien erhielten die Krebspatienten die kardioprotektiven Präparate vor Beginn der Chemotherapie.

Nur in einer Studie wurde die Prophylaxe nach der Chemotherapie verabreicht, und zwar bei Patienten mit positivem Troponintest und normaler Auswurffraktion. Zwölf Studien waren randomisierte kontrollierte Studien, zwei weitere Beobachtungsstudien.

Patienten, die bereits eine KHK, eine Herzinsuffizienz aufgrund einer früheren Chemotherapie, eine Auswurffraktion (EF) , 50 Prozent oder ein Multiorganversagen hatten, wurden für die Metaanalyse nicht berücksichtigt.

Prospektive Studien nötig

In sieben Studien bekamen die Patienten zur Prophylaxe Dexrazoxan, das in Deutschland zur Vorbeugung von chronischer kumulativer Kardiotoxizität durch Verwendung von Doxorubicin oder Epirubicin bei Brustkrebs zugelassen ist.

In drei Studien erhielten die Patienten Betablocker, in zwei Studien Statine und in drei Studien ACE-Hemmer. In einer dieser Studien wurden die Patienten mit einem Betablocker plus einem ACE-Hemmer prophylaktisch behandelt. Patienten in den Kontrollgruppen erhielten Placebo.

Primärer Endpunkt war die Entwicklung einer Herzinsuffizienz, die Abnahme der Auswurffraktion oder beide Parameter.

Insgesamt über alle Studien betrachtet gab es 304 kardiale Ereignisse in den Kontrollgruppen und 83 Ereignisse in den Prophylaxegruppen. Das entspricht einem geschätzten relativen Risiko (RR) von 0,31 - also einer Reduktion der Ereignisse um fast 70 Prozent.

Die australischen Wissenschaftler berechneten außerdem die statistisch signifikanten RR-Werte für die einzelnen Protektiva: für Dexrazoxan ergab sich ein RR von 0,35, für Statine ein RR von 0,31, für Betablocker ein RR von 0,31 sowie für ACE-Hemmer ein RR von 0,11.

Erhöht wurde das Risiko für kardiale Ereignisse durch nicht pharmakologische Faktoren, vor allem durch Diabetes (RR: 2,68) und Hypertonie (RR: 1,28).

Marwick und seine Kollegen gehen aufgrund dieser Daten davon aus, dass mithilfe von Präparaten aller vier Arzneiklassen - verabreicht vor Beginn einer Chemotherapie - eine mehr oder weniger gleich starke Kardioprotektion möglich ist. Allerdings sollte dieser Nutzen in prospektiven Studien überprüft werden.

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