Akute respiratorische Erkrankungen

Erster ARE-Saisonrückblick nach der RSV-Impfempfehlung

Das Robert Koch-Institut hat das Infektionsgeschehen durch COVID-19, Influenza und das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) in der vergangenen Saison veröffentlicht. Die Saison 2024/25 war die erste seit der STIKO-Empfehlung für eine Impfung beziehungsweise passive Immunisierung gegen RSV für ältere Erwachsene und Säuglinge.

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3D Illustration eines Influenza-Virus.

Viren im Blick: Für die Einschätzung der Situation zur Aktivität von ARE wertet das Robert Koch-Institut über das gesamte Jahr wöchentlich mehrere Datenquellen aus.

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Berlin. Wöchentlich wertet das Robert Koch-Institut (RKI) verschiedene Datenquellen zur Einschätzung der Situation akuter respiratorischer Erkrankungen (ARE) aus. Die gesammelten Daten wurden nun in einem Rückblick für die Saison 2024/25 veröffentlicht (Epid Bull 41/2025). Der Schwerpunkt liegt dabei auf Ausbrüchen sowie den in diesem Zusammenhang übermittelten Hospitalisierungen und Todesfällen.

ARE im Überblick

COVID-19: Wie in den Vorjahren bildete sich auch 2024 bereits Mitte des Jahres eine Welle, die sich bis zum Jahresende hin erstreckte. Insgesamt wurden 140.799 Fälle von SARS-CoV-2 gemeldet. Der Höhepunkt mit über 12.000 übermittelten Fällen pro Woche wurde in Meldewoche 43/2024 erreicht. Zum Jahreswechsel ging die Aktivität dann stetig zurück.

Die höchste altersspezifische Inzidenz wurde bei Personen ab 80 Jahren beobachtet (785 pro 100.000 Einwohner; in der Vorsaison waren es 1.648). Es folgen die 60- bis 79-Jährigen mit 234 pro 100.000 Einwohner (in der Vorsaison waren es 527). Der Altersmedian der übermittelten Fälle lag bei 71 Jahren (in der Vorsaison waren es 67 Jahre).

In der Saison 2024/25 wurden insgesamt 573 Ausbrüche von COVID-19 registriert. Im Vergleich zur Vorsaison hat sich die Zahl der übermittelten Ausbrüche, ähnlich wie die Zahl aller übermittelten Fälle, allerdings in etwa halbiert. Der Anteil hospitalisierter Ausbruchsfälle blieb mit 78 Prozent hingegen auf einem hohen Niveau. In der Vorsaison lag dieser Wert zum Vergleich bei 72 Prozent.

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Influenza: Die Influenzawelle der vergangenen Saison dauerte insgesamt 16 Wochen, von Meldewoche 51/2024 bis 14/2025, und es wurden bis zu 49.000 Fälle pro Woche übermittelt. Der Höchststand wurde in der fünften Kalenderwoche 2025 erreicht.

Die höchste altersspezifische Inzidenz wurde in der Gruppe der 0- bis 4-Jährigen beobachtet. Im Vergleich zur Vorsaison ist diese von 752 auf 1.104 pro 100.000 Einwohner gestiegen. Die zweithöchste Inzidenz entfiel mit 908 pro 100.000 Einwohner auf die 5- bis 14-Jährigen (Vorsaison: 384) und lag damit über der der über 80-Jährigen mit 639 pro 100.000 Einwohner (Vorsaison: 356). Der Altersmedian sank von 42 Jahren in der Vorsaison auf 37 Jahre.

Insgesamt wurden dem RKI 1.196 Influenza-Ausbrüche übermittelt, damit mehr als doppelt so viele wie in der Vorsaison. Auch die Zahl der Ausbruchsfälle war mit rund 15.000 Fällen mehr als doppelt so hoch.

Der Anteil der hospitalisierten Ausbruchsfälle fiel mit 26 Prozent jedoch geringer aus als in der Saison zuvor mit 32 Prozent. Er liegt weiterhin über dem Anteil Hospitalisierter unter allen Influenzafällen (18 Prozent). Der Höhepunkt der übermittelten Influenza-Ausbrüche lag in der fünften Meldewoche 2025 und deckt sich mit dem Höhepunkt der insgesamt übermittelten Fälle.

Der Anteil der Todesfälle unter den Influenza-Ausbrüchen betrug 1,3 Prozent und lag damit über dem Anteil aller übermittelten Influenza-Fälle von 0,5 Prozent.

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Respiratorisches Synzytial-Virus (RSV): Dem RKI wurden etwa 5.700 Infektionsfälle pro Woche übermittelt. Der Höhepunkt wurde in der neunten Meldewoche des Jahres 2025 erreicht. Der Altersmedian lag bei 23 Jahren. Die höchste altersspezifische Inzidenz wurde mit 705 Fällen pro 100.000 Einwohnern in der Altersgruppe der 0- bis 4-Jährigen verzeichnet (Vorsaison: 961). Es folgen die über 80-Jährigen mit 161 Fällen pro 100.000 Einwohner (Vorsaison: 72).

Verglichen mit der Vorsaison stieg die Zahl der Ausbrüche von 74 auf 118, wobei in dieser Saison jedoch im Median weniger Fälle pro RSV-Ausbruch übermittelt wurden. Deutlich zugenommen hat in der Saison 2024/25 der Anteil hospitalisierter Ausbruchsfälle mit RSV-Infektion: Er nahm im Vergleich zur Vorsaison von sieben Prozent auf 20 Prozent zu. Dies liegt jedoch unter dem Hospitalisierungsanteil aller RSV-Infektionen von 26 Prozent.

Der Großteil der RSV-Infektionen (49 Prozent) trat im Setting Kita/Hort auf, gefolgt von Alten- und Pflegeheimen (20 Prozent) sowie Krankenhäusern (18 Prozent). Für das Setting Schule wurden, wie in der Vorsaison, keine RSV-Ausbrüche übermittelt. Während die Zahl der Ausbrüche in Alten- und Pflegeheimen sowie Krankenhäusern weiterhin vergleichsweise niedrig blieb, stieg sie im Vergleich zur Vorsaison deutlich an: In Alten- und Pflegeheimen stieg sie von vier auf 24 und in Krankenhäusern von drei auf 21.

Der Hospitalisierungsanteil blieb sowohl für die Settings Kita/Hort als auch für Alten- und Pflegeheime in einem ähnlichen Bereich wie in der Vorsaison (2,4 Prozent bzw. 23 Prozent in Kita/Hort bzw. Alten- und Pflegeheimen, 2,7 bzw. 24 Prozent in der Vorsaison).

Erste Saison nach Einführung der RSV-Impfempfehlung

Die Saison 2024/25 war die zweite Saison nach der Zeit der COVID-19-Pandemie und der Einführung der bundesweiten RSV-Meldepflicht. Gleichzeitig war es die erste Saison, in der die Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) zur spezifischen Prophylaxe mit dem monoklonalen Antikörper Nirsevimab zum Schutz vor schweren Atemwegserkrankungen durch RSV bei Säuglingen sowie zur RSV-Impfung für ältere Erwachsene galt.

Im Vergleich zur Vorsaison wurden mehr Fälle von RSV-Infektionen übermittelt, jedoch nicht im gleichen Ausmaß wie bei Influenza (+17 Prozent). Zudem sank die Inzidenz unter Säuglingen in der ersten Saison 2024/25 nach Einführung der STIKO-Empfehlung zur RSV-Prophylaxe mittels Nirsevimab um mehr als die Hälfte (–54 Prozent) im Vergleich zur Vorsaison.

Im Vergleich zu den Vorsaisons scheint sich die Zirkulation von Influenzaviren und RSV wieder den Mustern vor der Pandemie anzugleichen. Für das Coronavirus ist jedoch weiterhin keine ausgeprägte Saisonalität erkennbar. Die Beobachtung, dass die Aktivität von COVID-19 auch in den Vorjahren in den Sommermonaten vor Saisonbeginn eingesetzt hat, wird ebenfalls auf europäischer Ebene geteilt. (help)

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