Pilzinfektionen

Spezifische Diagnostik

Mit einem neuartigen Test lassen sich invasive Pilzinfektionen nachweisen. Die Methode nutzt die Analyse körpereigener pilzreaktiver T-Zellen.

Veröffentlicht:

BERLIN. Misst man die Zahl von CD4+T-Zellen gegen Schimmelpilze im Blut von Patienten mit einer invasiven Pilzinfektion der Lunge, ist möglich, die Pilzart zu identifizieren, die den Patienten infiziert hat.

Wenn ein Infektionsherd chirurgisch entfernt wird, dann sinkt die Zahl der Abwehrzellen.

Das haben Dr. Petra Bacher und ihre Kollegen von der Charité - Universitätsmedizin Berlin in einer Studie herausgefunden, an der 69 Patienten teilgenommen haben (American Journal of Respiratory and Critical Care Medicine 2015; 191 (3): 348-352).

Patienten mit einem erheblich geschwächten Immunsystem, zum Beispiel durch eine Leukämietherapie oder einen schwer verlaufenden Diabetes, sind gefährdet, an einer systemischen Infektion durch Schimmelpilze wie Mucor oder Aspergillus zu erkranken, wird in einer Mitteilung der Charité - Universitätsmedizin erinnert.

Die Folgen können Lungenentzündungen, Infektionen der Nasennebenhöhlen und sogar des Gehirns sein. Diese Pilze wachsen sehr schnell durch die Organe hindurch, mitunter einige Zentimeter pro Tag. Die Sterblichkeit liegt im fortgeschrittenen Stadium bei bis zu 100 Prozent.

Die frühzeitige Diagnose und Behandlung einer Pilzinfektion ist bislang jedoch nicht ohne weiteres möglich, weil derzeit keine verlässlichen, schnellen und risikoarmen Testverfahren zur Verfügung stehen.

Immunzellen als Sensoren

Nun haben Berliner Forscher dafür ein Verfahren entwickelt, mit dessen Hilfe körpereigene Immunzellen, die auf eine Pilzinfektion reagieren, im Blut von Patienten nachweisbar sind.

Somit werden die Immunzellen als hochsensitive und spezifische Sensoren für Krankheitserreger genutzt.

Herkömmliche Diagnostikverfahren beruhen in der Regel auf dem Nachweis des Erregers und nicht auf dem Nachweis spezifischer Immunreaktionen.

Der neue Ansatz dagegen nutzt die Tatsache, dass das Immunsystem darauf spezialisiert ist, Pathogene schnell und spezifisch zu erkennen, und macht diese Zellen im Blut sichtbar.

Dabei erlaubt die hohe Spezifität der Immunzellen eine klare Unterscheidung, von welchem Pilz eine Infektion hervorgerufen wird.

Die Forscher hoffen nun, die Ergebnisse in einer größeren Vergleichsstudie bestätigen zu können. Die Analyse der antigenspezifischen T-Zellen könnte ein neues Standard-Diagnostikverfahren sein, das die Überlebenschancen von betroffenen Patienten erheblich steigern kann.

Für fast jedes Pathogen einsetzbar

Das Testsystem ist dabei nicht auf Pilze beschränkt, sondern für nahezu jedes Pathogen einsetzbar, daher arbeiten die Forscher intensiv daran, auch die Diagnostik von Autoimmunkrankheiten, Allergien sowie chronischen Darm- oder Lungenentzündungen zu verbessern. (eb)

Mehr zum Thema

Sie fragen – Experten antworten

Impfdurchbruch bei Herpes zoster: Impfen oder nicht impfen?

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Gastbeitrag

Wie sinnvoll sind Injektionen an der Wirbelsäule?

Rettungsdienst

Umfrage der Charité: Was Patienten in die Notaufnahme führt

Lesetipps
Eine männlicher Patient, der auf einem Fahrradergometer in die Pedale tritt, führt einen Belastungstest durch, um die Herzfunktion zu überprüfen.

© malkovkosta / stock.adobe.com

Mikrovaskuläre Dysfunktion

Was ein Belastungs-EKG bei Angina-pectoris-Verdacht bringt

Adipöse Kinder und Jugendliche tragen für den Rest ihres Lebens eine enorme Bürde mit sich. Die Folgen zeichnen sich bereits im Kindesalter ab und erstrecken sich bis ins Erwachsenenalter.

© kwanchaichaiudom / stock.adobe.com

Adipositas bei Kindern und Jugendlichen

Hoffnung auf neue Medikamente zur Gewichtsreduktion bei Kindern