Karpaltunnelsyndrom
Spritze sticht Schiene aus
Ein Karpaltunnelsyndrom leichterer Ausprägung kann zunächst konservativ behandelt werden: entweder mit einer Handgelenksschiene oder einer lokalen Kortikosteroidinjektion. Effektiver ist offenbar die Spritze.
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Karpaltunnelsyndrom: Eine effektive Symptombesserung ist mit der Spritze offenbar rascher zu erzielen als mit der Schiene.
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KEELE. Die lokale Kortikosteroidinjektion sowie die Handgelenksschiene werden einhellig von verschiedenen Fachgesellschaften zur konservativen Behandlung bei Karpaltunnelsyndrom empfohlen.
Ob die beiden Verfahren in der Primärversorgung tatsächlich gleichwertig sind, darüber schweigt man sich bislang aus, denn es gibt kaum vergleichende Untersuchungen.
Studie mit 212 Patienten
Eindeutig Position beziehen nun Mediziner aus Großbritannien: Sie haben an 212 Patienten mit mildem bis moderatem Karpaltunnelsyndrom die Effektivität beider Behandlungsmethoden über eine Zeitraum von sechs Wochen evaluiert und einen deutlichen Vorteil der Spritzenbehandlung gegenüber der Handgelenksschiene ausmachen können (Lancet 2018; 392: 1423–33).
Die Probanden wurden zwischen April 2014 und Dezember 2016 an 25 Kliniken in die Studie einbezogen. Voraussetzung war, dass die Symptome erstmalig aufgetreten waren und zum Zeitpunkt der Vorstellung bereits seit mindestens sechs Wochen angedauert hatten.
Zur Linderung der Beschwerden wurde 116 Patienten einmalig 20 mg Methylprednisolon in den Karpaltunnel injiziert, während den anderen 118 Patienten eine Handgelenksschiene verschrieben wurde, um das Gelenk nachts ruhigzustellen.
Sechs Wochen später hatten sich die Patienten, die mit einer Injektion behandelt worden waren, weitaus besser erholt als die Patienten, die eine Handgelenksschiene getragen hatten.
So war der Boston-Carpal-Tunnel-Questionnaire(BCTQ)-Score in der Injektionsgruppe median um 0,67 Punkte (von 2,69 auf 2,02 Punkte) gesunken, in der Schienengruppe aber nur um 0,36 Punkte (von 2,65 auf 2,29 Punkte).
Die Teilnehmer der Injektionsgruppe gaben im Vergleich zur Schienengruppe nicht nur weniger Schmerzen an, sondern auch eine bessere Funktionalität. Dieser Unterschied nivellierte sich allerdings nach sechs Monaten, da sich das Beschwerdebild in der Handschienengruppe mit der Zeit weiter verbessert hatte.
Keine schweren Nebenwirkungen
Schwerwiegende Nebenwirkungen traten nicht auf. In der Kortikosteroidgruppe berichteten vier Teilnehmer über Hautveränderung an der Injektionsstelle und 17 über Hitzewallungen.
Bei 53 verschlimmerten sich unmittelbar nach der Injektion für eine kurze Zeit die Schmerzen an Hand und Handgelenk. Bei 18 hielten die Schmerzen länger als drei Tage an.
„Die einmalige Kortikosteroidinjektion hat sich nach sechs Wochen als wirksamer herausgestellt als die Versorgung mit einer Handgelenksschiene“, so das Resümee der Studienautoren.
Sie empfehlen daher die einmalige Kortikoidinjektion als Therapie der Wahl in der Primärversorgung des mäßig ausgeprägten Karpaltunnelsyndroms.