Kommentar
Stiefkind Grippe-Impfung
Um die Influenza-Impfung ist es schlecht bestellt. Die Schutzraten in Deutschland stagnieren nicht nur auf niedrigem Niveau, sie sind in den letzten Jahren sogar drastisch gesunken, wie die KV-Impfsurveillance ergeben hat.
Ursachen dafür gibt es viele: das Informationsdebakel 2009 bei der Schweinegrippe-Impfung zum Beispiel oder auch die zunehmende Evidenz über die relativ geringe Schutzwirkung der konventionellen Impfstoffe. Hinzu kommen die unsäglichen Rabattverträge, die Ärzte in einem KV-Bezirk auf die Präparate eines Herstellers festlegen, der möglicherweise gerade Lieferschwierigkeiten hat.
Auch innovative Präparate wie das Impfspray oder die viervalenten Vakzinen werden durch solche Verträge weitgehend von der Kassenmedizin ausgeschlossen.
Besonders schwer wiegt das schlechte Image der Grippe-Impfung bei Menschen in medizinischen Berufen. Es ist kein Zufall, dass die Impfraten von Ärzten, Helferinnen, Pflegepersonal oder auch von Hebammen besonders schlecht sind. Das ist besonders bedenklich, weil hier nicht nur der eigene Schutz, sondern auch der Schutz der anvertrauten Patienten im Vordergrund steht.
Vor allem in Praxen und Kliniken muss daher angesetzt werden, um die Impfraten zu verbessern. Denn nur wer den Wert des eigenen Schutzes schätzt, wird die Impfung auch seinen Patienten engagiert anbieten.
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