Seminom

Surveillance senkt die Therapielast

Veröffentlicht:

TORONTO. Bei Männern mit einem Seminom ist die Therapiebelastung deutlich niedriger, wenn nach der Op. anstelle von adjuvanter Bestrahlung eine Surveillance-Strategie verfolgt wird.Beim Seminom im Stadium 1 ist die Therapielast deutlich niedriger, wenn nach Orchiektomie statt adjuvanter Bestrahlung eine Surveillance erfolgt - und das bei ähnlicher Gesamtüberlebensrate nach fünf und zehn Jahren.

Bei etwa 80 Prozent der Männer mit einem Seminom, an dem jeder Zweite mit einem Keimzelltumor erkrankt, befindet sich der Tumor im Stadium 1. In den vergangenen Jahren hat sich die Surveillance-Strategie in den USA zum Standardvorgehen entwickelt.

Früher war das nicht so, da wurde die Bestrahlung routinemäßig adjuvant nach der Orchiektomie angewandt, mit einer Rezidivrate von etwa 5 Prozent, wie Dr. Eric Leung und seine Kollegen von der Universität von Toronto berichten (BJU Int 2013, online 13. August).

Die Urologen hatten bereits 1995 die Langzeitergebnisse einer Studie publiziert, in der 194 Männer zwischen 1981 und 1991 an einer einzigen Klinik adjuvant bestrahlt worden waren und bei 172 Männern die Surveillance-Strategie verfolgt worden war. In der aktuellen Studie wurden die Ergebnisse durch weitere 13 Jahre Therapieerfahrung aktualisiert.

Inzwischen beträgt die Zahl der Männer mit aktiver Surveillance 484 und die mit adjuvanter Radiatio 280. Mit Surveillance entwickelten 72 Patienten (15 Prozent)ein Rezidiv, 56 Patienten erhielten daraufhin eine Bestrahlung, 15 Patienteneine Chemotherapie, ein Patient wurde operiert. Nach adjuvanter Radiatio entwickelten 14 Patienten (5 Prozent) ein Rezidiv, drei von ihnen wurden bestrahlt, zehn chemotherapiert, einer operiert.

Nach fünf Jahren lebten mit Surveillance noch 98,6 Prozent, 97,4 Prozent mit Bestrahlung. Nach zehn Jahren lag der Anteil bei 97,7 Prozent (Surveillance) und 91,4 Prozent (Radiatio) - in beiden Gruppen überlebten also ähnlich viele Patienten.

Einen Unterschied gab es jedoch, wenn die Ärzte untersuchten, wie stark die Männer in den beiden Gruppen durch Therapien insgesamt belastet wurden - ausgedrückt als Therapieepisode pro Patient. Die engmaschige Nachuntersuchung erhielt dabei den Wert 0.

Die Männer mit adjuvanter Bestrahlung schnitten deutlich schlechter ab. Bei ihnen lag der Wert bei 1,05, das entspricht insgesamt 294 Therapieepisoden. Bei den Männern in der Gruppe mit abwartendem Verhalten lag der Wert dagegen nur bei 0,16 (78 Therapieepisoden).

Wurde eine Therapieepisode einem Chemotherapiezyklus gleichgesetzt, zum Beispiel dreimal die Behandlung mit Bleomycin, Etoposid plus Cisplatin, dann lagen die Werte pro Patient bei 1,14 in der Adjuvanzgruppe und bei 0,31 in der Gruppe der Patienten mit der Surveillance-Strategie. (ple)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Vom Symptombeginn bis zur Orchiektomie

Verzögerte Hodenkrebs-Therapie: Ab Woche acht wird es kritisch

Das könnte Sie auch interessieren
Was zur Prophylaxe wirklich nützt

© bymuratdeniz / Getty Images / iStock

Rezidivierende Harnwegsinfekte

Was zur Prophylaxe wirklich nützt

Kooperation | In Kooperation mit: Dermapharm AG
Fast jede Frau macht die Erfahrung einer Blasenentzündung. Häufigster Erreger ist E. coli.

© Kateryna_Kon / stock.adobe.com

Prophylaxe von Harnwegsinfekten

Langzeit-Antibiose nicht mehr First Line

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Dermapharm AG
Plädoyer für die Immunprophylaxe bei Harnwegsinfekten

Experten-Workshop

Plädoyer für die Immunprophylaxe bei Harnwegsinfekten

Kooperation | In Kooperation mit: Dermapharm AG
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Reduktion von HWI-Rezidiven nach initialer Verordnung des Phytotherapeutikums im Vergleich zur initialen Verordnung eines Antibiotikums

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [1]

Real-World-Daten zu unkomplizierten Harnwegsinfektionen

Pflanzliches Arzneimittel: weniger Rezidive als unter Antibiotikum

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Repha GmbH Biologische Arzneimittel, Langenhagen
Abb. 1: Schematische Wirkprinzipien verschiedener immuntherapeutischer Ansätze beim Multiplen Myelom

© Johnson & Johnson

Therapie des Multiplen Myeloms

Ebnet die Präzisionsmedizin den Weg zur funktionellen Heilung dieser Neoplasie?

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Janssen-Cilag GmbH, Neuss
Abb. 1: APPULSE-PNH-Studie: Hämoglobin-Werte und ARC während des 24-wöchigen Studienzeitraums

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [8]

Paroxysmale nächtliche Hämoglobinurie (PNH)

Nach Umstellung auf Iptacopan: Hämoglobin-Wert klinisch relevant verbessert

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novartis Pharma GmbH, Nürnberg
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Lungensurfactant

Warum Seufzen der Atmung gut tut

Lesetipps
Der Rücken eines Mannes mit Gürtelrose zeigt Vesikel.

© Chinamon / stock.adobe.com

Alter für Indikationsimpfung herabgesetzt

STIKO ändert Empfehlung zur Herpes zoster-Impfung

Mammografie-Screening bei einer Patientin

© pixelfit / Getty Images / iStock

Prävention

Mammografie-Screening: Das sind Hindernisse und Motivatoren