Lungenkrebs

Tausende Todesfälle durch CT vermeidbar?

Der Zusammenhang ist mittlerweile allseits bekannt: Wer raucht, hat ein hohes Risiko für Lungenkrebs. Jetzt haben US-Kollegen ihren Simulator angeworfen - und herausgefunden, dass mit der frühen CT-Diagnostik jedes Jahr 12.000 Todesfälle verhindert werden könnten. Kommt jetzt das Massenscreening?

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CT in Berlin: An durch die Röhre.

CT in Berlin: An durch die Röhre.

© Sabine Gudath / imago

ATLANTA. Einer aktuellen Berechnung zufolge könnten in den USA mehr als 12.000 Todesfälle pro Jahr durch Lungenkrebsfrüherkennung mit Niedrigdosis-CT bei Rauchern verhindert werden.

Das entspricht mehr als sieben Prozent aller Todesfälle durch Lungenkrebs in den USA pro Jahr. Die Schätzung beruht unter anderem auf den Daten von etwa 8,6 Millionen Lungenkrebspatienten.

Nach Angaben von Wissenschaftlern um den Epidemiologen Dr. Jiemin Ma erfüllten in dem der Studie zugrunde liegenden Untersuchungsjahr 2010 etwa 14,3 Prozent der US-Bevölkerung die Kriterien des National Lung Screening Trial (NLST) für ein jährliches Lungenkrebsscreening.

Das entspricht etwa 5,2 Millionen Männern und 3,4 Millionen Frauen, und zwar im Alter zwischen 55 und 74 Jahren. Diese Daten legten die Epidemiologen ihrer Computersimulation zugrunde.

Den Simulationsprozess, in den unter anderem Angaben zu Raucherstatus, Alter, Geschlecht und Größe der Teilnehmergruppen einflossen, ließen sie etwa 10.000-mal durchlaufen, um das 95-Prozent-Konfidenzintervall zu erreichen (Cancer 2013; online 25. Februar).

Bei der Berechnung wurde vorausgesetzt, dass die für das Screening geeigneten Personen zu 100 Prozent teilnehmen. Läge der Anteil nur bei 70 Prozent - also etwa so hoch wie beim Mammografiescreening in den USA in den vergangenen zwei Jahren -, könnten der Simulation zufolge noch immer 8600 Lungenkrebstodesfälle pro Jahr verhindert werden.

Zur Erinnerung: In der NLST-Studie mit mehr als 53.000 Teilnehmern starben 20 Prozent weniger Menschen (356 versus 443) an den Folgen von Lungenkrebs, wenn sie an einem Screening mit Niedrigdosis-CT (LDCT) teilgenommen hatten.

Vergleichsgruppe waren Teilnehmer eines Screenings mit der konventionellen Röntgenthoraxdiagnostik. Der Studienzeitraum betrug 6,5 Jahre.

Nutzen und Risiko abwägen

Studienteilnehmer waren starke aktive und ehemalige Raucher mit mindestens 30 Packungsjahren - das ist die Zahl der Packungen pro Tag multipliziert mit der Zahl der Jahre, also etwa eine Packung Zigaretten pro Tag 30 Jahre lang oder drei Packungen pro Tag nur zehn Jahre lang.

Außer den Schätzungen, wie viele Lungenkrebstote durch ein LDCT-Screening pro Jahr verhindert werden könnten, gibt es inzwischen auch Berechnungen zu Kosten.

Wie die Wissenschaftler berichten, geht aus den Ergebnissen einer Studie aus dem vergangenen Jahr hervor, dass für das Screening mit dem Niedrigdosis-CT etwa 240.000 US-Dollar aufgewendet werden müssen, um einen Lungenkrebstodesfall zu verhindern.

Einer anderen Studie zufolge, ebenfalls von 2012, betragen die Kosten für jedes durch ein jährliches Screening gerettete Lebensjahr 19.000 US-Dollar.

Die Tatsache, dass sich die Lungen-Ca-Sterberate durch ein LDCT-Screening um 20 Prozent senken lässt und möglicherweise 12.000 Lungenkrebstodesfälle verhindert werden können, reiche nicht aus für dessen Aufnahme in ein nationales Screeningprogramm, so Dr. Larry Kessler von der Universität Washington in Seattle in seinem Kommentar zur Simulationsstudie. Zuvor sei eine klare Risiko-Nutzen-Analyse erforderlich.

Die Arbeitsgemeinschaft Thoraxdiagnostik der Deutschen Röntgengesellschaft und die Sektion Pneumologische Onkologie der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin wiesen bereits bei der Veröffentlichung erster Ergebnisse der NLST-Studie darauf hin, dass die unkontrollierte Anwendung des Niedrigdosis-CTs "außerhalb der exakt standardisierten Studienabläufe" mehr schadet als nützt.

Deshalb sei das CT "im Sinne einer individuellen Früherkennungsuntersuchung" nur unter ganz bestimmten Bedingungen der Qualitätssicherung gerechtfertigt.

Dazu gehört vor allem die umfangreiche Aufklärung des Patienten, etwa über die Besonderheiten von Früherkennungsuntersuchungen bei asymptomatischen Personen. (ple)

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